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ZUR GESCHICHTE DER BURG GROITZSCH IM SPÄTMITTELALTER Von Manfred Kobuch Die aus dem Erbe Wiprechts von Groitzsch an die Markgrafen von Meißen gelangte Burg Groitzsch spielte in den machtpolitischen Auseinandersetzungen der wetti- nischen Territorialfürsten mit der deutschen Zentralgewalt am Ausgang des 13. Jh. eine nicht unbedeutende Rolle. König Adolf betrachtete die Mark Meißen als heim gefallenes Lehen und griff die Wettiner auf ihrem eigenen Territorium militärisch an. 1 Während seines Herbstfeldzuges von 1294 fiel er in das zur Markgrafschaft Mei ßen gehörende Osterland ein, wo er die außerordentlich stark befestigte Burg Groitzsch eroberte und, wie es heißt, vollständig zerstörte. Als einzige berichtet davon eine narrative Quelle, die unter dem Titel Annales Ve- tero-Cellenses bekannt ist, 2 in Wirklichkeit aber eine Chronik der Markgrafen von Meißen darstellt. 3 Sie reicht in ihrem ersten Teil bis 1375 und wurde um 1410 nieder geschrieben. 4 5 Ihr Verfasser ist ein Kleriker gewesen, der sich die Quellen zu seiner Arbeit von allen Seiten zusammensuchte und auch Urkunden verwertete. 0 Von den Kämpfen der Zentralgewalt gegen die Wettiner in den Jahren 1294-1307 trennte ihn bereits ein volles Jahrhundert. Er beschrieb diese Ereignisse schon nicht mehr als Zeitgenosse, so daß ihm Fehler in den Zeitangaben unterliefen. Den Feldzug König Adolfs von 1294, bei dem die Burg Groitzsch zerstört wurde, verlegte er in das Jahr 1306, doch wurde der richtige chronologische Zusammenhang schon vor langer Zeit erkannt und beschrieben. Beispielsweise stellten Wilke, Heinrich, Limmer, Böttiger und Gretschel die Eroberung der Burg Groitzsch durch das schwäbische Heer über einstimmend zu 1294, 6 und Wegele hat die Richtigkeit dieses Tatbestandes, der mit den politischen und militärischen Ereignissen der Zeit korrespondiert, als einziger auch textkritisch abgesichert. 7 1 Vorliegende Studie wurde unter dem Arbeitstitel „Die Kämpfe zwischen den Wettinern und der deutschen Zentralgcwalt um 1300 und der Fortbestand von Burg und Schloß Groitzsch“ bereits angekündigt von H. Küas 1979, S. 144, an dessen Ausführungen sie unmittelbar anschließt. - Zum zeitgeschichtlichen Zusammenhang vgl. W. Schlesinger 1971, S. 105; W. Leist 1975, S. 50 ff.; B. Töpfer u. E. Engel 1976, S. 325 f. 2 Vgl. dazu Repertorium, 1967, S. 345 f. 3 O. Langer 1896, S. 76. 4 O. Langer 1896, S. 102, 104 f., 109. 5 O. Langer 1896, S. 111 f. 6 J. G. L. Wilke 1754, S. 156; C. G. Heinrich 1810, S. 306; K. Limmer 1830, S. 466; C. W. Böttiger 1830, S. 213; dass. 1867, S. 245; C. Gretschel 1843, S. 178. 7 F. X. W e g e 1 e 1870, S. 196 f.; vgl. auch K. F. v. P o s e r n - K1 e 11 1863, S. 87.