Bei der Auswertung der Literatur über die Eigenschaften bei Ausgrabungen gefun dener Holzteile lassen sich Trends herausarbeiten, die die Auswirkungen der im Holz auftretenden Zersetzungserscheinungen auf die Holzeigenschaften charakterisieren. 5 Sie sind in ihrer allgemeinen Form zunächst unabhängig von der Zeitdauer, in der das Holz im Boden lagerte, und von den Lagerungsbedingungen während dieser Zeit. Es zeigt sich, daß sich die Rohdichte der ausgegrabenen Hölzer gegenüber der der ent sprechenden rezenten Holzarten in der Regel nicht entscheidend verändert hat. Bei den beiden am häufigsten untersuchten Festigkeitsarten, der Druckfestigkeit und der Biegefestigkeit, ergeben sich, wie von rezentem Holz bekannt, mit sinkender Roh dichte auch abnehmbare Festigkeitseigenschaften. Außerdem wurde beobachtet, daß sich die Festigkeitseigenschaften selbst bei unveränderter Rohdichte verringert ha ben. Dabei war festzustellcn, daß mit wenigen Ausnahmen die Biegefestigkeit stärker abgenommen hatte als die Druckfestigkeit. Rohdichte und Festigkeitseigenschaften des Eichenholzes aus Beerwalde liegen nach Tabelle 1 jedoch über den jeweiligen Werten für rezentes Eichenholz und entsprechen damit nicht den bisher gemachten Erfahrungen. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Das Eichenholz ist grobringig. Breite Jahrringe haben bei den ringporigen Holzarten, zu denen die Eiche gehört, einen hohen Spätholzanteil. Dieser bewirkt bei rezentem Eichenholz hohe Rohdichte und Festigkeitseigenschaften. 6 7 Daher wird Eichenholz mit breiten Jahrringen bei seiner Verwendung auch als „harte Eiche“ bezeichnet. Die Auswertung der entsprechenden Veröffentlichungen ergab, daß bei Holz aus Aus grabungen Spätholz in der Regel weniger abgebaut wird als Frühholz.' Die hohe Roh dichte und Festigkeitseigenschaften hervorrufenden Bedingungen bleiben demnach auch bei längerer Lagerung im Boden und einer mehr oder weniger starken Zerset zung des Holzes noch erhalten. Nach H. Schulz hat junges Eichenholz immer eine hohe Rohdichte, sogar unabhängig von der Jahrringbreite. 8 Mit zunehmendem Alter nehmen dann Rohdichte und mitt lere Jahrringbreite ab. Bei dem Eichenholzstück aus Beerwalde handelte es sich um einen vollständigen Stammquerschnitt mit Splintresten. Da der Radius nur 6 cm be trug und lediglich 27 Kernholzringe vorhanden waren, kann angenommen werden, daß es sich um einen Teil eines jungen Stammes handelt. Von den verschiedenen Festigkeitseigenschaften hat H. Schulz nur die Schlagbiege festigkeit ermittelt. Er stellte dabei fest, daß junge Eichen eine höhere Schlagbiege festigkeit haben als die vergleichbaren inneren Zonen von Alteichen. Eine Abnahme der Rohdichte, der Biegefestigkeit und teilweise auch der Druckfestigkeit mit zuneh mendem Alter konnte auch V. M. Chanmamedov bei Quercus iberica feststellen. 9 Bei dem Eichenholz aus Beerwalde sind daher von vornherein zwei Voraussetzungen 5 R. Kommcrt 1977. 6 F. Kollmann 1951; R. Trendelenburg u. H. Mayer-Wegelin 1955; K. Göhre 1961; F. Krzysik 1975. 7 R. Kommcrt 1977. 8 H. Schulz 1959. 9 H. Schulz 1959; K. M. Chanmamedov 1971.