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werden (M 6/5). 69 Die beiden gut erhaltenen Schlösser (M 6/5 und M 6/6 - Abb. 50,4,2) lassen noch deutlich die Funktion der Mechanik erkennen. Zur Sicherung diente eine einfache kreisförmige Besatzung, die beim Schließen in den Bart des Schlüssels eingriff. Für die hintere Führung des Schlüssels ist eine Bohrung in einem auf das Schloßblech aufgenieteten u-förmigen Blechstreifen vorhanden. Als Schlüssel dienten Bartschlüssel mit vierkantigem Schaft, wie sie z. B. aus Kohren-Sahlis, Kr. Geithain, bekannt wurden. 70 Der in Beerwalde gefundene Schlüssel (M 4/1 - Abb. 50,6) ist nicht vollständig erhalten (Bart fehlt). Der Griff hat die für die Zeit typi sche rhombische Form. Beim Schloß M 6/6 (Abb. 50,2) ist die Mechanik in einem aus Blech geschmiedeten Kasten untergebracht, der sich durch den Brand des Gebäu des sekundär verzogen hat. Das Schloß war an der Frontseite einer Truhe montiert. Ein am Deckel befestigter Überwurf griff durch das Schloßblech hindurch in den Rie gel ein. 71 Der Riegel wurde beim Schließen durch eine noch vorhandene Feder ar retiert. Diese Arretierung wurde beim Schließen durch den Schlüsselbart gleichzeitig mit der Bewegung des Riegels aufgehoben. Ebenfalls zu Möbeln gehörten die Reste von Blechbeschlägen. Bemerkenswert ist der spitz auslaufende Blechstreifen M 6/16 mit einem rechteckigen Loch. Er hat, wie wahrscheinlich auch M 6/24, als Schließ blech für ein verdecktes Schloß gedient. Wenden wir uns nun den Wirtschafts- und Hausgeräten zu. Am besten erhalten ist die Hacke mit Herzblatt (M 6/1 - Abb. 51,7), das scharartig geschwungen ist. Ob die Tülle zufällig oder gewollt asymmetrisch angeschmiedet worden ist, läßt sich nicht sagen. Eine ähnliche Hacke hat Meister Bertram 1379 auf der Tafel „Adam und Eva bei der Arbeit“ des Grabower Altars (Hamburg, Kunsthalle) dargestellt. Im Fund inventar sind noch zwei weitere Hacken enthalten. M 6 2 (Abb. 51,2) ist eine schwere Rodehacke, wie sie in der gleichen Form gegenwärtig noch verwendet wird? 2 Die zweizinkige Hacke M 6/7 (Abb. 51,3) ist ebenfalls eine robuste Schmiedearbeit. Zu den Bodenbearbeitungsgeräten gehört des weiteren der Eisenbeschlag eines spitz ovalen Holzspatens (M 6/3-4 - Abb. 51,6). Spatenbeschläge sind häufig in mittel alterlichen Fundverbänden anzutreffen. 73 Von den drei gefundenen Mistgabeln zeigt das gut erhaltene Stück M 1/2/1 (Abb. 51,5) deutlich die Herstellungsweise. Aus einem Eisenstreifen sind die Zinken ausgemeißelt worden und dann entsprechend geschmiedet worden. Die Tülle ist nicht vollrund, sondern nur lappenförmig ausge führt. Auf die Pferdehaltung weist ein Teil einer Trense (Abb. 51,4) hin (M 1/2/2). 69 Eine Lüneburger Brauttruhe vom Ende des 15. Jh. im Hamburger Museum für Kunst und Ge werbe, bei der das Schloß verloren ist, veranschaulicht diese Art der Schloßanbringung (H. Much 1923, Abbildungsteil). Die Möbel des 13. und 14. Jh., bei denen die Verarbeitung von ge spaltenem Holz vorherrscht, bestehen meist aus bohlenartigen Brettern (G. Lehnert 1926, S. 58 ff.). Mit der Verwendung von gesägten Brettern wurde das Holz dünner; damit verbun den war das häufigere Anbringen der Schlösser an der Innenseite. 70 H.-J. Vogt 1968, S. 405, 407. 71 Auf der Wartburg (Eisenach) befindet sich ein Dokumentenkasten (um 1400) mit dem glei chen Schließungsprinzip (S. Asche 1954, S. 39). 72 Ein ähnlicher Fund stammt aus dem Stadtkern von Mutzschen, Kr. Grimma (W. Baumann 1978, S. 46, 48). 73 Z. B. P. Grimm 1939, Taf. XIX; H. Küas 1961, S. 48 ff.