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geschichtsforschung. Dabei standen zunächst die Arbeiten im Grimmaer Museum und im dortigen Geschichtsverein im Vordergrund. Auf Exkursionen im Grimmaer und Rochlitzer Land wurden vor allem ur- und frühgeschichtliche Denkmale besucht und Ende der 20er Jahre während der außerordentlich wertvollen Burgwallgrabung in Köllmichen bleibende Eindrücke von den technischen Methoden und der wissen schaftlichen Problematik gewonnen. Als sie nach dem zweiten Weltkrieg 1949 bei den Ausgrabungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden im Hügelgräberfeld von Sachsendorf bei Wurzen wiederum Kontakt zur frühesten Menschheitsgeschichte gewann, stand der Plan aktiver ehrenamtlicher Mitarbeit bei ihr sofort fest, und sie hat uns nie enttäuscht. Ihre mustergültigen Fundmeldungen und Begehungsberichte, die jährlich alle Objekte betrafen, bedeuteten für die Bodendenkmalpflege eine große Hilfe. Größere Ausgrabungen auf den Gräberfeldern Nimbschen, Klinga, Pomßen, Großsteinberg und an anderen Orten gehen auf ihre Initiative zurück, ebenso die Sicherung wertvoller kultureller Reste in den Museen des Kreisgebietes. Unvergeß lich wird ihre aktive Teilnahme an vielen Tagungen und Fortbildungskursen bleiben, bei denen sie rege Diskussionen entfachte und das gebotene Programm meist um we sentliche Punkte bereicherte. Überhaupt stand Lernen und Lehren im Vordergrund all ihrer Bestrebungen. Dabei war sie stets impulsiv, wich keinem Meinungsstreit aus, war trotz aller Intensität gütig und besaß einen feinen Humor. Ihre Vielseitig keit reichte von den Interessengebieten der Ur- und Frühgeschichte bis zur Gegen wart, ihre Betreuung umfaßte ebenso Rentner wie Kinder. Manchen erschien die Un ermüdliche recht unruhig und unbequem, weil sie auch vom Partner intensives Mit denken und Mitgestalten erwartete. Ein lehrender und schaffender Kontakt verband die Verstorbene mit der kulturell interessierten Öffentlichkeit; sie verstand es mit seltenem Geschick, ihre Museums- und Geländeführungen auf jede Gruppe indi viduell zuzuschneiden. Stand sie auch an der Spitze der Helfer und Mitstreiter, so empfing sie doch jederzeit gern Anregungen, die sie auch weitervermittelte. Die Mu seumsexponate bedeuteten ihr niemals Selbstzweck, sondern Mittel zur Untermaue rung einer historischen Aussage, und sie benutzte jedes Stück, um die geschichtlichen Zusammenhänge erkennen zu lernen. Besonders fruchtbar war die Tätigkeit in der 1951 gegründeten Jugendarbeitsgemeinschaft am Grimmaer Museum, der sie die Praxis kultureller Betätigung vermittelte und in der sie sich stets als Kamerad und Helfer bewies. Ihr reger Geist und ihr Wissensdurst beflügelten sie zu großen Leistungen. Leider überschätzten ihr aktives Verantwortungsgefühl und Pflichtbewußtsein oft ihre Kräfte. Menschliche Reife und Hilfsbereitschaft, Verständnis für die Sorgen und Wünsche ihrer Mitstreiter und Gäste sicherten ihr große Hochachtung, ließen Freundschaften entstehen und wachsen. Optimismus, Idealismus, Selbstlosigkeit als inneres Glück, Beharrlichkeit, Wissensbegier, Temperament waren ihr eigen, dagegen verstimmten sie leere Versprechungen, Überheblichkeit, Oberflächlichkeit, Unpünktlichkeit sowie andere Formen der Unzuverlässigkeit. Im Umgang war sie äußerst unterhaltsam und nur schwer zu ermüden. Ihre Eigenschaften spiegeln sich auch in der Redaktions mitarbeit beim Rundblick, der vorbildlichen Heimatschrift für die Kreise Wurzen,