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Tabelle 18. Schirmenitz, Kr. Oschatz. Kariesintensität in den Altersstufen und nach dem Geschlecht (Sk. 45 zu frühmatur gerechnet). O = gesunde Zähne, X = postmortale, I = intravitalc Verluste, K = kariöse Zähne, MZ = Milchzähne, DZ = Dauerzähne. infans I-juvenil cf frühadult spätadult cf d+9 ? matur-senil cf' d+? 9 adult-senil MZ DZ 0+9 ? cf d+9 9 o 6 14 42 93 51 16 55 39 42 65 23 100 213 113 X 8 0 20 32 12 21 39 18 6 13 7 47 84 37 I 0 0 0 1 1 1 4 3 4 4 0 5 9 4 O-X+I 14 14 62 126 64 38 98 60 52 82 30 152 306 154 K 0 0 0 3 3 0 4 4 7 9 2 7 16 9 % K 0 0 0 3,2 5,9 0 7,3 10,3 16,7 13,8 8,7 7,0 7,5 8,0 %I 0 0 0 0,8 1.6 2,6 4,1 5,0 7,7 4,9 0 3,3 2,9 2,6 %K+% I 0 0 0 4,0 7,5 2,6 11,4 15,3 24,4 18,7 8,7 10,3 10,4 10,6 diesen Zusammenhang annähernd umschreibt. Danach läßt sich bei geringerem Ka riesbefall die Frequenz, bei hohem dagegen die Intensität differenzierter einschätzen. Zugleich wird deutlich, daß auch kleine Materialgruppen wie die von Schirmenitz interpretierbare Werte liefern. Der Anteil der kariösen an den vorhandenen Zähnen sowie der intravitalen Ver luste an den beobachteten Alveolen beträgt für die Unterzwanzigjährigen 0 %, für die Erwachsenen 10,4 %, bei Berücksichtigung des Prozentsatzes kariöser Zähne unter den postmortalen Verlusten (H 4,8 Zähne) sogar nur 9,9 % (6,9-14,0 %) (Tab. 18). Letztgenannter Wert, der das Niveau in den meisten bäuerlichen Ver gleichsserien signifikant unterschreitet, ließe daran denken, daß in der Schirmenitzer Dorfbevölkerung hinsichtlich des Kariesbefalls tatsächlich einmal günstigere Ver hältnisse als in der weiteren Umgebung vorgeherrscht hätten. Denn wie bei der Kariesfrequenz spiegeln sich in den wechselnden Kariesintensitäten normalerweise Unterschiede im durchschnittlichen Gesundheitszustand der Gebisse wider, die letzt lich sozial interpretiert werden können. 18 Doch müssen in Schirmenitz wiederum der schlechte Erhaltungszustand und vor allem das Zurücktreten älterer Gebisse be rücksichtigt werden, die den Befund zweifellos verfälschen. 185 Inwieweit eine beson dere genetische Disposition mitverantwortlich ist, läßt sich schwer entscheiden. 184 185 186 184 Vgl. H. Bach, A. Bach u. U. Ehmer 1975, S. 225, Tab. S. 226; C. Diez u. V. May 1975, S. 246; H. Zielinski 1980, S. 67 f., Tab. 29. — Vgl. in unserem Material frühe bzw. späte Gruppen mit höherem Erwachsenensterbealter wie Großschwabhausen, Rohn- stedt und Camburg bzw. Reckahn gegenüber in dieser Hinsicht benachteiligten Populationen des 10. und 11. Jh. wie Zöllnitz, Altlommatzsch und Espenfeld (Nachweise vgl. in Anm. 180), dazu die mcrowingerzeitlichcn Verhältnisse in Thüringen (9,7%; vgl. U. Frank 1967, S. 253). Die Mutungsbreiten überschneiden sich auch hier teilweise. 185 Vgl. ähnlich niedrige Kariesintensitäten bei meist kleineren Vergleichsserien mit entsprechend niedrigem mittlerem Erwachsenensterbcalter wie Leubingen, Sanzkow und Gustävel. 186 Daß genetische Faktoren auch beim Kariesbefall mitspielen, deutet sich selbst in dem geringen Schirmenitzer Material an: Die beiden vorzeitig Verstorbenen mit stark kariösem Gebiß (K ++ I von O + K + I = > 20 % bei wenigstens 8 Beobachtungen) wiesen epigenetische Merkmale des A-Typs auf (Sk. 3, 8), umgekehrt die drei Übcraltrigen mit gering belastetem Gebiß (5 %, Seniler 14 %) solche des B-Typs (Sk. 2, 46, 47).