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Gefäßöffnungen auf den Scheitelbeinen beiderseits oder nur auf einer Seite der Pfeilnaht in Höhe des Obelion sind bei 60 % der Schirmenitzer Stichprobe nach gewiesen. Ihre Frequenz liegt offenbar im oberen Bereich der gewöhnlichen Varia tion. 150 Dagegen erfassen wir mit den mehr oder weniger deutlich tailliert-zweige teilten Hinterhauptskondylen, die bei 62 % von allerdings nur 13 beurteilbaren Individuen (26 % aller Erwachsenen) auftreten, wieder ein deutlich gehäuftes epi genetisches Merkmal, da es sonst bestenfalls einen Anteil von wenigen Prozent er reicht. 131 Unter den am postkranialen Skelett festgestellten Anomalien fällt die bei nur vier zudem meist nur in kümmerlichen Resten vorliegenden Kreuzbeinen mindestens einmal belegte Spina bifida (zweimal hochreichender Hiatus sacralis) auf (wenig stens 3 % aller Erwachsenen, 7 % aller Männer). 132 Dies gilt jedenfalls für die bei 12 % der 17 diesbezüglich beurteilbaren Individuen gesichert (bei 39 % von 18 Individuen wahrscheinlich) vorhanden gewesenen Hüftdysplasien (Dysplasia coxae congenita) - ein Befund, der unter Berücksichtigung der auch sonst fast durchgängig auffälligen Morphologie des proximalen Femurcndes wohl auf spezi fische Verhältnisse in der Schirmenitzer Bevölkerung hinweist. 15,1 Der Erbgang der hier besprochenen Merkmale ist wie derjenige anderer „normaler“ Skelettvarietäten noch weitgehend unbekannt. Er folgt offenbar in den wenigsten Fällen (und dann vielleicht auch nur scheinbar) den Mendelschen Regeln. Experi mentelle Untersuchungen an Mäusestämmen über das Vorhandensein oder Fehlen des M3 machen es wahrscheinlich, daß an der Ausbildung eines solchen Merkmals gewöhnlich mehrere Allele an verschiedenen Genorten beteiligt sind und daß seiner „Diskontinuität“ eigentlich eine „Quasi-Kontinuität“ zugrunde liegt, indem gene- 2% der Bevölkerung der DDR. - Vergleichsserien: Altenbeuthen 9% (U. Jaeger 1957, Tab. XII-XIV); Camburg 6% (nach G. Eichhorn 1906, S. 70 ff.); Espenfeld 13% (U. Ehmer, W. Reinhardt, H. Bach u. A. Bach 1971, S. 190); Magdala 13% (U. Jaeger 1957, Tab. VI-VII); Reckahn 3 % (R. Zuhrt 1956, S. 21); Rohnstedt 11 %; Zöllnitz 20 % (H. Zielinski 1980, S. 87, Tab. 43). 150 Z. B. A. C. B e r r y u. R. J. Berry 1967, Tab. 1 u. 2. - Vergleichsserien: Camburg 9% (nach G. Eichhorn 1906, S. 70 ff.); Espenfeld 44 bzw. 54 % (H. Bach u. A. Bach 1971, S. 170, 173); Jena (Michaeliskirche) 68 % (H. Bach 1962, S. 251). 151 Z. B. A. C. Berry u. R. J. Berry 1967, Tab. 1 u. 2: heute meist ~ 0 %, selten bis 3%. — Vergleichsserien: Großschwabhausen Ix (K. Simon 1977, S. 330); Mikulcice 2%, Weingarten 2 % (A. Czarnetzki 1972 b, Tab. 2). 152 Vgl. K. Reinhardt 1974, S. 493 ff.; z. B. H. Grimm 1959, S. 9 ff., Tab. 1, 2; U. Franz 1966, S. 759; M. Stloukal u. L. Vyhnänek 1976, S. 107, Tab. S. 106: vollständig offener Wirbelkanal (Spina bifida occulta) heute nur wenige Prozent; Reckahn 2,5%, Mikulcice 1,3%. Vgl. ähnliche Befunde in Altlommatzsch: H. Bach u. A. Bach 1967a, S. 468. 153 Heute bei 1-10 % der Neugeborenen, wobei die Mehrzahl spontan ausheilt, d. h. nicht zur Hüftluxation führt. Allerdings gehörte gerade Mittelsachsen bis vor kurzem zu den traditionellen „Luxationsnestern“ mit einer deutlich erhöhten Frequenz; vgl. z. B. S. Nagura 1959, S. 141; H. Büschelberger 1961 a, S. 3; ders. 1961 b, bes. S. 60; H. Weyers 1968, bes. S. 444, Tab. 2; P. F. Matzen u. P. F. Matzen 1977, bes. S. 334. „Das merkwürdig sel tene Vorkommen dieses Zustandes bei alten Populationen“ betonen M. Stloukal u. L. Vyh nänek 1976, S. 196. Einen auffällig hohen Anteil an Hüftdysplasien fand J. Meier -Wel ser 1975/76, S. 174, in einer niedersächsischen Serie des 6.-8. Jh. (17 %).