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Durchschnitt mindestens die Hälfte aller Menschen, wahrscheinlich sogar noch mehr, vor Erreichen des zwanzigsten Lebensjahres verstorben ist. 30 Daß insbesondere Säuglinge und Kleinkinder im Schirmenitzer Material stark unterrepräsentiert sind, zeigt das Defizit dieser gegenüber der weniger gefährdeten Altersgruppe Infans II. Der stärkere Anteil der aus relativ großen Grabgruben erschlossenen größeren Kin der und Jugendlichen unterstreicht unsere Vermutung, daß die meisten Infans I-Be- stattungen dem oberflächlichen Erdabtrag zum Opfer gefallen sind. Das Zurücktre ten älterer Individuen unter den Infans II-Kindern (nur Grab 2 a) entspricht besser belegten Befunden. 31 Die in ihrem ersten Teil stark verzeichnete Kurve der altersmäßigen Gliederung der Gestorbenen (Tab. 2, Abb. 6) läßt wie in vergleichbaren Bevölkerungen bei den Juvenilen ein ausgeprägtes Minimum erkennen, das den tatsächlichen Gegebenheiten nahekommen dürfte. Der Anstieg der Mortalitätskurve bereits im frühadulten Al ter, der für Schirmenitz allerdings sehr steil ausfällt, wird gern auf die große Zahl der im Kindbett verstorbenen jungen Frauen zurückgeführt. Sollten die beiden ge sicherten und drei erschlossenen Doppclbestattungen von Frau und meist schon älte rem Kind in einer Grabgrube jeweils von Mutter und Kind stammen, 32 lassen sich Geburten für die Spanne von knapp 20 bis wenig über 30 Jahre erschließen (u. a. Skelett 44/44 a Übergang spätjuvenil-frühadult und 0,5 Jahre, 2/2 a spätadult und 8-10 Jahre, 31 a/31 spätadult erschlossen und 2-3 Jahre).33 Der weitere Kur- Tabelle 2. Schirmenitz, Kr. Oschatz. Altersgliederung der erfaßten Individuen; ( ) = einschließlich der nicht erhaltenen, erschlossenen Individuen (vgl. Tab. 1). Weniger genau bestimmte Individuen wurden hälftig den benachbarten Altersklassen zugeordnet. Alters klasse (Jahre) n sämtl. Individuen Männer n Frauen (n) % (%) n (n) % (%) (n) % (%) 0- 1 1 (2) 2,6 (3,5) — (-) — (-) — (-) — (-) 2- 6 2 (3) 5,1 (5,3) — (-) — (-) — (-) — (-) 7-14 4 (7) 10,3 (12,3) — (-) — (-) •— (-) — (-) 15-20 1 (4) 2,6 (7,0) — (-) — (-) — (-) — (-) 21-30 14 (18) 35,9 (31,6) 6 (7) 15,4 (12,3) 8 (10,5) 20,5 (18,4) 31-40 8,5 (14,5) 21,8 (25,4) 4,5 (7,5) 11,5 (13,2) 4 (6,5) 10,3 (11,4) 41-50 5,5 (5,5) 14,1 (9,6) 3,5 (3,5) 9,0 (6,1) 2 (2) 5,1 (3,5) 51-60 2 (2) 5,1 (3,5) 2 (2) 5,1 (3,5) 0 (0) 0 (0) >60 1 (1) 2,6 (1,8) 1 (1) 2,6 (1,8) 0 (0) 0 (0) gesamt 39 (57) 100,1(100,0) 17 (21) 43,6 (36,9) 14 (19) 35,9 (33,3) 30 Vgl. G. Acsädi u. J. Ncmeskeri 1970, S. 243 f. (35-50%), S. 249 ff., Tab. 90 (45,6%); P. Donat u. H. Ullrich 1971, S. 239 ff. (45-60 %); G. Kurth 1974, S. 346 (50-60 %); A. Bach u. H. Bach 1980, S. 229 ff., bes. 231, Abb. 2 (> 50 %). 31 Vgl. G. Acsädi u. J. Ncmeskeri 1970, S. 249. 32 Vgl. H. Rempel 1966, S. 19 f., der allerdings auch auf gelegentliche Doppelbestattungen von Mann und Kind hinweist. 33 Vorausgesetzt, daß beide Tote gleichzeitig oder kurz hintereinander beerdigt worden sind. - Hin weise anderer Art auf Frühschwangerschaften in Sanzkow fand H. Ullrich 1975 c, S. 34. Für eine kurze Dauer der fertilen Phase plädiert G. Kurth 1974, S. 348.