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liegenden Unsicherheiten soweit wie möglich zu mindern. Ein Blick auf unsere Diagramme (Abb. 4) verdeutlicht, daß die Toten mit steigendem Alter in größeren Grabgruben beerdigt worden sind. Da diese Zunahme keineswegs nur die Alters stufen betrifft, in denen sich das Körperwachstum vollzieht, dürften sich dahinter letztlich auch soziale Wertmaßstäbe verbergen. Die in ursprünglichen Gesellschaften in besonderem Maße geehrten wenigen „Alten“ wurden in Schirmenitz also anschei nend vor den anderen Erwachsenen durch ein aufwendigeres Begräbnis ausgezeich net.-’ Die Abhängigkeit vom Alter der Bestatteten wird weniger durch die Tiefe (Abb. 4 a) als durch die Länge (Abb. 4 b), am besten aber durch das Volumen der Grabgruben (roh geschätzt aus dem Produkt von Länge, Breite und Tiefe) wider gespiegelt (Abb. 4 c). Darüber hinaus scheinen in derselben Altersstufe die Frauen - entsprechend ihrer durchschnittlich geringeren Körpergröße - in jeweils etwas klei neren Grabgruben als die Männer bestattet worden zu sein. Durch Abwägen aller drei Grabgrubendimensionen wird es möglich, auf das Alter der nicht überlieferten Skelette zumindest auf zwei benachbarte Klassen genau zu schließen. Die Kombination extremer Größenverhältnisse erlaubt sogar gelegentlich die Zuweisung zu einer bestimmten Altersgruppe (Grab 31 a, 39, 40, 42). Das Ge schlecht kann wenigstens da, wo Bestattungen offensichtlich eines Erwachsenen mit einem Kind in einer Grabgrube vorliegen, als „eher weiblich“ bestimmt werden (Grab 30 a 30, 31 a/31, 33 a/33 nach Sk. 2/2 a, 44 44 a). Die Vermutung „eher männlich“ gründet sich im wesentlichen auf vergleichsweise hohe Grubenvolumina (Grab 39-41). 25 26 27 Unter Einbeziehung der indirekten Bestimmungen erhöht sich die Zahl auswertbarer Individuen auf 57. Die ergänzten Daten können selbstverständ lich nur unter Vorbehalt und in Verbindung mit den tatsächlich nachgewiesenen Verhältnissen berücksichtigt werden (Klammerangaben). Der bemerkenswert hohe Grad an Übereinstimmungen 2 ' und graduelle Verschiebungen in Richtung der Er wartungswerte (vgl. Tab. 2) sprechen andererseits für die grundsätzliche Berechti gung dieses Versuchs (Abb. 4).27a 25 Mature bis Senile wurden anscheinend in überlangen Särgen, die entsprechend große Grabgruben verlangten, bzw. in überdimensionierten Grabgruben bestattet, die bei normaler Sarggröße ent sprechende Freiräume ließen; vgl. W. Baumann 1977, z. B. Abb. 9,37, 10,46,47. Dazu paßt die außergewöhnliche Ausstattung der maturen Frau aus Grab 46 (verzierte Messerscheidc, Wolldecke); vgl. W. Baumann 1977, S. 92, 94. 26 Sie wird bei Grab 40 mit einer Holzkohleanhäufung wieder archäologisch gestützt (vgl. Anm. 23). 27 Die nahezu identische Verteilung (nach Tab. 2) wird statistisch in einem außerordentlich geringen z2-Wert deutlich (0,690 bei f = 4 und n = 72). - Zu Grundlagen, Rechenweg und Anwendung des auch im folgenden genutzten Kontingenztestes zur Prüfung des Zusammenhangs mehrerer be grifflich variierender (nichtquantitativer) Merkmale vgl. E. Förster u. B. Rönz 1979, S. 285 ff.; R. Martin u. K. Salier 1957, S. 202 ff., bes. S. 206 f. Die Höhe des berech neten /--Wertes ist abhängig von der Anzahl und Verteilung der Einzelwertc. Die gewählte Irrtumswahrscheinlichkeit beträgt, wenn nicht anders angegeben, wie üblich < 5 %. Der korri gierte Kontingenzkoeffizient (Ckorr) gibt Auskunft über den Grad des Zusammenhangs (0-0,3 schwach, -0,5 mittel, -0,8 stark, -1,0 sehr stark). 27a Begründung der erschlossenen Individualdaten vgl. im Katalog, S. 283 ff.