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Knochen sind äußerst mürbe, oberflächlich mehr oder weniger erodiert und meist derart zerbrochen und beschädigt, daß sie nur noch teilweise zusammengesetzt wer den konnten. Die Zähne — oft lediglich die Schmelzkappen - sind mehrfach zer sprungen. 14 15 Die der individuellen Diagnose zugrunde liegenden Merkmale sind deshalb im angefügten Katalog weitgehend vollständig erfaßt. Alter und Geschlecht wurden nach den herkömmlichen Methoden und Maßstäben bestimmt - nach Entwicklung und Zustand des Gebisses, Verknöcherung von Epi- und Diaphysen der Langknochen sowie Obliterationsgrad der Hirnschädelnähte, nach absoluten Größenverhältnissen, Robustizität und geschlechtsspezifischen mor phologischen Merkmalen. 10 Die nicht nur altersabhängigen Abbau- und Degencra- tionserscheinungen an Gebiß, Wirbelsäule und großen Gelenken sind in die Alters schätzung nur in zweiter Linie eingegangen, um bei ihrer Auswertung der Gefahr von Zirkelschlüssen zu begegnen. Die für die gesamte Serie charakteristischen Ver hältnisse - etwa hinsichtlich Robustizität bzw. Grazilität - wurden bei den Einzel beurteilungen berücksichtigt. Muß sich die Untersuchung auch auf erheblich weniger Kriterien stützen, als am vollständigen Skelett zur Verfügung stehen, befinden sich darunter dennoch etliche Merkmale, deren diagnostische Bedeutung allgemein hoch bewertet wird. Ihre Vergleichbarkeit ist bei einem solchen verkürzten Programm ebenfalls gegeben; werden doch immer wieder dieselben widerstandsfähigen Kno chenpartien geprüft. 16 Auch ohne Einbeziehung neuerer methodischer Möglichkei ten, deren Nutzung meist schon durch den fragmentarischen Zustand des Materials ausgeschlossen wird, 17 ist es u. E. möglich, einen Großteil der Skelettreste für unsere Zwecke ausreichend verläßlich einzuordnen. 18 Das Alter wurde bei den wenigen meist nur durch Kiefer- und Zahnreste belegten 14 Bei der trotz Zeitdruck mit großer Sorgfalt erfolgten Freilegung der Skelette sowie nach einer Präparation und Festigung der Knochenreste gleich im Anschluß an die Bergung wären wesent lich mehr Beobachtungen als im gegenwärtigen Zustand möglich gewesen; vgl. u. a. H. Bach u. A. Bach 1967 b, S. 3 ff. 15 Vor allem auf Grundlage von R. Martin u. K. Sailer 1957. Im einzelnen folgt die Be stimmung der in der Arbeitsgruppe Paläanthropologie des Instituts für Anthropologie und Humangenetik der Friedrich-Schillcr-Universität Jena bisher üblichen Praxis. Zu Forschungsstand und aktuellen methodischen Problemen vgl. z. B. H. Grimm 1977, S. 493 ff.; H. Ullrich 1979; D. Ferembach, J. Schwidetzky u. M. Stloukal 1979. 16 Besonders Felsenbeinpyramiden, Warzenfortsätze und Unterkiefergelenkgruben, Bereich des Hin terhauptsloches, Hinterhauptsbein, Schädeldach, Überaugenregion, Gaumen, Unterkiefer sowie Ge biß; kompaktere Teile der Hüftbeine, Gelenkenden der großen Langknochen, insbesondere der Femora, Sprung- und Fersenbein. 17 Untersuchung der Morphologie der Schambeinfuge, der Größe der Markhöhle sowie der Struk tur der Spongiosa am proximalen Ende von Humerus und Femur, der Mikrostruktur bestimmter Knochenpartien, biochemischer Merkmale des Knochens, ferner quantifizierende Bestimmung des Sexualisationsgrades, Geschlechtsbcstimmung nach Diskriminanzfunktionen für verschiedene Ske lettbereiche u. a. 18 Die gegenüber den klassischen Methoden der Altersbestimmung zweifellos besser begründeten Näherungswerte der von J. Ncmcskcri vorgeschlagenen „Komplexmethode" betreffen allerdings ebenso das biologische, speziell das Skelettalter, und nicht, wie angestrebt, das tatsächliche (chro nologische, kalendarische) Alter. Erhebliche Differenzen sind im Einzelfall auch hier nachgewie- sen; vgl. J. Nemeskeri, L. Harsanyi u. G. Acsädi 1960, S. 90; G. Acsädi u. J. Nemeskeri 1970, S. 133 f.