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bis auf einige Nachbestattungen. Lücken in der Belegung dürften - wenigstens teil weise - auf Abschnitte hinweisen, wo einst Säuglinge und Kleinkinder beerdigt worden sind. Denn solche Gräber hat man im allgemeinen nur wenige Dezimeter eingetieft und häufig zu mehreren beieinander angelegt. 6 Die flachsten Bestattungen sind vermutlich schon durch den Pflug zerstört worden. Die Grabungen mußten zudem teilweise auf den bereits für den Kiesabbau planierten Flächen ansetzen. Nach Grabbeigaben und Trachtbestandteilen sowie indirekten Hinweisen zu ur teilen, wurde der Schirmenitzer Friedhof von der zweiten Hälfte des 11. Jh. bis um 1200 belegt. Die Feindatierung macht es wahrscheinlich, daß er von Ost nach West, also hangaufwärts und im rechten Winkel zu den Gräberreihen, gewachsen ist (Abb. 1).' Benachbarte Gräber innerhalb einer Reihe dürften demnach im Nor malfall auch zeitlich nicht weit voneinander entfernt sein. In der Füllerde mehrerer Grabgruben bzw. im Ackerboden zwischen diesen wurden neben einigen urgeschichtlichen (bronzezeitlichen?) Scherben auch einige kleine und meist atypische Gefäßbruchstücke gefunden, die man nach Material, Oberfläche und Brand als früh- bis älterslawisch anschen möchte (Abb. 2). 8 Am charakteristischsten ist das Randstück eines Topfes wahrscheinlich vom Prager Typ aus Grab 23 (Abb. 2,7). Ein Schulterstück zeigt den Ansatz eines feinen Kammwellenzuges (Abb. 2,2). Unter Berücksichtigung der gebrannten Knochensplitter aus den be nachbarten Grabgruben 25 und 269 könnten sie darauf hinweisen, daß hier bereits 6 VgL z. B. H. Bach u. A. Bach 1967 b, S. 4; G. Acsädi u. J. Nemeskeri 1970, S. 238 ff. - Dafür spricht u. E. auch die Konzentration der Gräber von Kindern und Jugendlichen am Rand der östlichen Freifläche (Abb. 5). 7 Zur Datierung von Funden aus den Gräbern 11, 13 und 46 vgl. W. Baumann 1977, S. 93 f. Von den Schläfenringen könnten die aus Grab 15 und 16 in die Zeit um 1100, derjenige aus Grab 44 in das 12. Jh. gesetzt werden; vgl. S. D u s e k 1971, S. 27. Eine eher in das fortgeschrittene 12. Jh. gehörende Streuscherbc (W. Baumann 1977, S. 92, Abb. 12,2) stammt aus dem Bereich südlich von Grab 23 und 26. Das Auflassen des Gräberfeldes wird indirekt datiert durch den Bau der Schirmenitzer Kirche (Anlage eines neuen Friedhofes), der ihrem Bautyp nach (romanische Chorturmkirche) etwa zwischen 1170/80 und 1230/50, nach regionalen Gesichts punkten eher vor bzw. um als nach 1200, erfolgt sein dürfte; vgl. W. Baumann 1977, S. 75, sowie Auskunft von Herrn Dr. H. Magirius, Dresden. 8 Diese Funde wurden bereits vom Ausgräber als „wahrscheinlich frühslawisch“ bezeichnet (Brief an Dr. K. H. Schlegel, Torgau, v. 22. 9. 1969 im Archiv des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden). - Randscherbe aus Grabgrube 23 (Abb. 2,7): Randlippe außen stellenweise leicht kantig; Obfl. außen und an Mündung grau, geebnet, z. T. abgeplatzt, innen lederbraun, besonders im Schulterbereich bucklig verstrichen, körnig; Bruch blättrig, mit Quarz, Glimmer u. a. mittel grob gemagert; mäßig hart gebrannt; rekonstruierter gr. Dm. 22,5, Mdm. 21 cm (D 8889/79). - Oberteilbruchstück, gefunden zwischen Grab 2 und 3 (Abb. 2,2): Profil s-förmig zu rekonstru ieren, Rest eines flüchtig cingerissenen feinen Kammwellcnzuges; Obfl. außen braun, fleckig, innen graubraun, geebnet, am Unterteil feine Wischspuren; wenig gemagert; mäßig hart gebrannt; Bdm. > 20 cm (D 8890/79). - Bodennahes Unterteilbruchstück aus Grabgrube 10 (Abb. 2,3): außen grau, innen hellbraun, geebnet, feine Wischspuren; wenig grob gemagert; mäßig hart ge brannt; rekonstruierter Bdm. ca. 11 cm (D 8891/79). - Bodenbruchstück aus Grabgrube 4 (Abb. 2,4 ■ außen hellbraun, innen und unten grau, geebnet, am Bodenansatz Knetspuren; wenig fein gemagert; weich gebrannt; rekonstruierbarer Bdm. 11,5 (D 8892/79). - Morphologisch atypische Scherben gleicher Art und Technik stammen aus Grab 3 (D 8892/79), Grab 6 sowie 8 m östlich Grab 4 (1t. Fundbericht im Archiv des Landesmuseums Dresden). 9 W. Baumann 1977, S. 86, 92, Tab. 1.