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sagt, der Mangel an verbindenden Zwischengliedern aus der älteren Hallstattzeit. 10 Besondere Bedeutung für die Bewahrung der spätbronzezeitlichen Gefäßzier bis in die frühe Eisenzeit und für ihre Vermittlung nach Norden kommt offenbar dem Mittelrheingebiet zu. 11 Denn am südlichen Niederrhein und im angrenzenden Nie dersachsen scheinen Gefäße, deren z. T. in Feldern angeordneter plastischer Wulst- bzw. Rillendekor schon stark an die echte Kalenderbergverzierung gemahnt, bereits in der frühen und mittleren Hallstattzeit üblich geworden zu sein. 12 Hier (und nur hier) läßt sich übrigens für die im nördlichen Mitteleuropa weitverbreiteten Zipfel- und Lappenschalen, die außen häufig mit Feldern aus Kerben- oder Tupfenreihen, aber auch mit Wülsten in Kalenderbergmanier verziert sind, ebenfalls eine Konti nuität von der Spätbronze- bis zur Späthallstattzeit wahrscheinlich machen. 13 14 In diesem Raum kann deshalb e i n Entstehungsgebiet des späthallstättischen Relief schmucks gesucht werden, der dann freilich weiter südlich, im Bereich der west deutschen Mittelgebirge, zu voller Entfaltung gekommen ist. Ein weiteres, weniger bekanntes Ausbildungszentrum hat offenbar im nördlichen Ober- und östlichen Unterfranken sowie in Südthüringen gelegen (Abb. 12). 14 Der hier in der fortgeschrittenen älteren Hallstattzeit zögernd einsetzende, jedenfalls zu Beginn der jüngeren Hallstattzeit ausgebildete Reliefdekor 15 unterscheidet sich ähnlich wie im Nordwesten bei aller Individualität von den gängigen Ausführun gen 16 durch mehrere stilistische Merkmale: Während später die Verzierung in der Regel auf das Gefäßunterteil beschränkt bleibt - unabhängig davon, ob geschweifte oder geknickte Profile vorliegen reicht sie hier oft bis auf die gewölbte Schulter. Seitlich schräg gekerbte Wülste, das häufig etwas eintönige Hauptelement des ent wickelten Kalenderbergschmucks, treten noch zurück. Kennzeichnend ist vielmehr 10 Gefäßunterteile wurden in dieser Zeit im westlichen Mittelgebirgsraum - nächstens in Inner thüringen - häufig durch feine Schlickung oder Kammstrich gerauht; vgl. H.-E. Joachim 1968, S. 34, 62 ff.; K. Simon 1979 a, S. 30, 32, 47, 62. 11 Z. B. (W.) Kersten 1941, Abb. 19,7; (W.) Rest 1941, Abb. 12,1, 14,6,7,18,9; H.-E. Joachim 1968, S. 37, Taf. 2B1. 12 Vgl. E. Neuffer 1938/39, S. 45, z. B. Taf. 19,2, 20,2 (in die „Urnenfelderstufe II“ datiert); R. Stampfuß 1943, Taf. 26,70; d e r s. 1959, S. 23, z. B. S. 35, 36, 39, Taf. 9,7, 17,23. Weit nach Osten streuen die ebenfalls vor HD2/3 einzuordnenden Belege von Einbeck; E. Plümer 1967, S. 129, 131, Abb. 15 (mit früher Variante der Trothaer Nadel, 14 C-datiert auf 640 ± 60 v. u. Z.). Vereinzelt Tupfendekor bereits in der Spätbronzezeit kalenderbergartig angeordnet; z. B. H. Hoffmann 1938, Taf. XI,544; M. Claus 1952, Abb. 7,7. Zum frühesten Nach weis voll entwickelter Kalenderbergverzierung zuletzt R. Busch 1975, S. 34; C. Dobiat 1977/78, S. 124 f„ 128. 13 W. Kersten 1948, S. 49; M. Claus 1952, bes. S. 45; zuletzt D. Bohnsack 1973, S. 21f.; R. Busch 1975, S. 33 f.; C. Dobiat 1977/78, S. 123, 128. 14 Büchenbach, Ot. von Erlangen; vgl. Anm. 55 (HC-HD1 möglich); Dankmarshausen, Kr. Eise nach: vgl. Anm. 52 (etwa HD1); Dingsleben, Kr. Hildburghausen: G. Neumann 1968, S. 260, Abb. 5 p (HD1); Großeibstadt, Kr. Königshofen: G. Kossack 1970, S. 91, 104, 106, Taf. 75,38, 138,4,6 (HC2); Herpf, Kr. Meiningen: P. Donat 1966, S. 97 ff., Taf. 32C7 (etwa HD1); Schwabthal, Kr. Staffelstein: P. Reinecke 1937, S. 188 f., Abb. 1 (HC?); Stublang, Kr. Staffelstein: E. Neuffer 1938/39, S. 44 (vielleicht HC). 15 K. L. Benninger 1956, S. 54; G. Kossack 1970, S. 104 ff. 16 Formale Systematik bei E. Neuffer 1938/39, S. 32 ff.