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FRÜHE KALENDERBERGKERAMIK IM SAALEGEBIET Von Klaus Simon Um die Mitte des letzten Jahrtausends v. u. Z. war es in Mitteleuropa weit verbrei tet, wenn auch nur gebietsweise üblich, bestimmtes Tongeschirr am Unterteil flächig mit geometrischen Reliefmustern zu schmücken. Die nach dem südlich von Wien gelegenen Kalenderberg benannte Dekorgattung 1 kann allerdings selbst an kleinen Scherben nicht übersehen werden und ist insofern zweifellos archäologisch über repräsentiert. In Fundlandschaften mit wenig differenzierter Chronologie bildet sie ein wichtiges Kriterium zur Altersbestimmung, zumal bei der Beurteilung von Sied lungsfunden. Auch im Mittelelbe-Saale-Gebiet fehlt in Kalenderbergart verzierte Tonware in fast keiner größeren Keramikkollektion der Späthallstatt- und Früh- latenezeit. 2 Bisher wurde sie hier meist en bloc behandelt; unergiebiger Fundzusam menhang und fragmentarischer Zustand zwingen freilich oft genug zu einer pauscha len Beurteilung. Dennoch sollte versucht werden, Einsetzen und Ausklingen der Kalenderbergverzierung sowie ihre stilistische Entwicklung in Raum und Zeit näher zu umreißen. Die für die früheisenzeitlichen Kulturen in der Osthälfte Thüringens erarbeitete Feinchronologie bietet dafür neue Anhaltspunkte. 3 Im folgenden wird anhand einiger in dieser Hinsicht noch nicht gewürdigter Funde speziell dem Ur sprung des Kalenderbergdekors zwischen Werra und Elbe nachgegangen. Die reliefverzierte Keramik der frühen Eisenzeit war - mit verschiedenen Ballun gen und weiter Streuung - bekanntlich in einem breiten Streifen vom Mitteldonau- 1 Trotz sachlich begründeter Einwände (u. a. M. Claus 1952, S. 33; R. Pittioni 1954, S. 573; zuletzt H. - E. Nellis sen 1975, Anm. 243; C. Dobiat 1977/78, S. 115 ff.) hat sich der Begriff Kalenderbergverzierung für die typische Ausprägung und für ähnliche Erscheinungen, die den Rahmen der Kalenderbergkultur räumlich und zeitlich weit überschreiten, allgemein durchgesetzt, weshalb wir um einer schnellen Verständigung willen bei dieser Bezeich nung bleiben wollen. 2 Die Liste der Nachweise kann über M. Claus 1940, S. 139-142, d e r s. 1952, S. 51 f., und Karin Peschel 1962/63, S. 325-331, 335-337, hinaus inzwischen stark erweitert werden; vgl. Zusammenstellungen bei K. Nuglisch 1965, Taf. 98 mit Fundliste (sämtliche Nach weise); K. Simon 1970, Fst. 18, 111, 149, 176, 189, 192, 199, 206, 211 a, 244; ders. 1972, Fst. 3, 28, 33, 53, 56, 62, 84; sowie ders. 1980, Anm. 1 (Ergänzungen; weitere Belege von län ger bekannten Fundstellen). 3 K. Simon 1977, S. 651 f.; tabellarischer Vergleich mit der Hallstattchronologie bei K. Simon 1981, Tab. 1, vgl. auch dort Anm. 9; speziell zur Kalenderbergverzierung vgl. K. Simon 1974, S. 521 ff., worauf diese Ausführungen aufbauen.