DER MÜNZSCHATZ VOM NAUNDÖRFCHEN IM STADTGEBIET LEIPZIG Von Friedemann Winkler und Herbert Küas Dem Naturwissenschaftlichen Museum Leipzig wurde am 9. 7. 1976 ein Münzfund von einer Baustelle in der Leipziger Lessingstraße gemeldet. Tiefbauarbeiter der Brigade Koplinsky des VEB Bau- und Montagekombinates Süd, Leipzig, waren beim Handschachten auf ein Tongefäß gestoßen, das eine größere Anzahl von Münzen enthielt. Der Topf wurde beim Ausschachten zerschlagen. Ein Teil der Scherben, die den gesamten Gefäßboden, etwa ein Drittel der Wandung und ein kleines Randstück ausmachten, sowie 129 kupferpatinierte Münzen wurden dem Museum übergeben. 1 Die Scherben stammen von einem Topf der mittelalterlichen blaugrauen Irdenware. Einige Scherben wiesen Spuren von Kupferpatina auf. Auf der Innenseite einer kleinen Wandscherbe war der deutliche Patinaabdruck einer Münze erhalten. Eine andere Scherbe zeigte einen Gewebeabdruck. Trotz Patina und Eisenanlagerungen ließen sich die Münzen sofort als Meißner Groschen be stimmen. Der Besuch der Fundstelle ergab, daß das Erdreich, in dem das Münz gefäß gelegen hatte, bei der erforderlichen schnellen Begradigung des Baugruben randes bereits abgetragen worden war. Sowohl der Fund als solcher als auch die Lage des Fundplatzes im Stadtgebiet von Leipzig erforderten verschiedenartige Untersuchungen. 2 Der Münzschatz wurde im Bereich des ehemaligen Grundstückes Lessingstraße 12 knapp 3 m tief im Erdboden gefunden. Die Fundstelle liegt gegenüber der Nordwestecke des Leipziger Stadtkerns in der Aue, 3 jedoch noch auf der östlichen ersten Uferterrasse des Elster- Pleiße-Tals. Auf der Nordseite der Lessingstraße war durch Kriegseinwirkung eine Baulücke (Abb. 1,14) entstanden, die seit 1976 zum Teil durch einen von der Straßenfront zurückgesetzten Neubau ausgefüllt wird. Der Umstand, daß der Münz schatz nach G. Martin noch vor 1400 in die Erde gelangt sein muß, läßt vermuten, daß dieser Vorgang innerhalb einer dort gelegenen mittelalterlichen Siedlung statt fand, die als das „Naundörfchen“ bezeichnet wird (Abb. 1,6). 1 Es ist der Aufmerksamkeit des Kollegen Frank Seidel zu verdanken, daß er nicht nur die Münzen und Gefäßreste sofort geborgen hat, sondern seinen Fund auch dem Bauleiter Böhme meldete, der die Nachricht unverzüglich weitergab. 2 Siehe auch G. Martin, Numismatische Auswertung des Groschenfundes im ehemaligen Naun dörfchen zu Leipzig. In diesem Band, S. 217 ff. 3 H. K ü a s 1976, S. 259 f.