Volltext Seite (XML)
bereich der Graugans liegen. Die Knochen könnten also auch von bei der Jagd erlegten Graugänsen herrühren. Während aber die Knochen des Wildgeflügels nur vereinzelt vorliegen, sind die Gänseknochen zahlreicher vertreten, was im allge meinen als Zeichen für die Haustiernatur der damaligen Gänse gewertet wird (z. B. Boessneck 1958, 112). Wir werden also nicht fehlgehen, wenn wir sie als von Hausgänsen stammend bezeichnen. Haushuhn - Gallus gallus dom. Beim Huhn liegen die Verhältnisse einfacher als bei der Gans, da das Wildhuhn bei uns nicht beheimatet ist. Die Hühnerknochen können somit nur vom Haushuhn stammen. Sie sind unter den Vogelknochen am zahlreichsten vertreten. Die Knochen der drei Gruppen stimmen weitgehend miteinander überein, so daß sie mit einer Ausnahme gemeinsam behandelt werden können. Diese Ausnahme bildet ein Femur aus Gruppe 2, das sich durch eine bedeutendere Länge auszeich net. Mit einer „größten Länge“ von 93,2 mm übertrifft es noch das Maximum für rezente Italiener- und Leghorn-Hühner und fällt in den Variationsbereich der New Hampshire (Schweizer 1961, Tab. 2). Ganz offensichtlich handelt es sich hierbei um einen Knochen aus jüngerer Zeit, der von den weiteren Betrachtungen ausge schlossen bleiben muß. Waluszewska-Bubieh (1965, 240) erwähnt zwar von Opole (Grabung 1952) auch ein Femur, das mit 101,8 mm größter Länge weit außerhalb des normalen Variationsbereichs (62,9-84 mm) liegt. Es erhebt sich die Frage, ob dieser Knochen nicht ebenfalls eine Einmischung aus jüngerer Zeit sein kann. Es verbleiben in Zehren also insgesamt 85 Hühnerknochen, von denen ein auffallend hoher Prozentsatz (35 Stück von Jungtieren stammt. Der Größe nach stimmen die Hühnerknochen weitgehend mit denen anderer mittelalterlicher Fund plätze (vgl. Waluszewska-Bubieh 1965) überein. Verglichen mit rezenten Hühnern lassen sich die mittelalterlichen Hühner in der Größe etwa zwischen Zwerghuhn und Leghorn (Schweizer 1961) einordnen. Pfau - Pavo cristatus Der Pfau ist zwar nicht in gleicher Art wie Huhn oder Gans zum Hausgeflügel zu rechnen, sondern zum Ziergeflügel, obwohl sein Fleisch im Mittelalter auch ge gessen wurde (Bogoljubskij 1959). Er wird jedoch hier mit unter dem Hausgeflügel aufgeführt, weil er weder ein einheimischer noch ein im Mittelalter bei uns ein gebürgerter Wildvogel ist (Niethammer 1963). Vom Pfau liegt nur ein Diaphysenteil eines Humerus vor, der sich aber ähnlich wie der fragwürdige Ur-Knochen sowohl in der Farbe als auch in der Festigkeit von den anderen Knochen unterscheidet. Da er auch in einer gestörten Schicht (Gruppe 2) gefunden wurde, muß mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß er aus jüngerer Zeit stammt. Der Pfau wurde daher in der Faunenliste ebenso wie der Ur in Klammern gesetzt.