DIE FAUNENRESTE VOM BURGBERG ZEHREN, KREIS MEISSEN Von Hanns-Hermann Müller Die Ausgrabungen, die vom Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden in den Jah ren 1956-1958 auf dem Burgberg Zehren durchgeführt wurden, erbrachten ein umfangreiches Material, das eine einwandfreie Datierung dieser Burganlage er möglichte. Auf Grund von Beobachtungen bei früheren Erdeinschnitten hatte man geglaubt, eine Burg der Lausitzer Kultur vor sich zu haben, deren Wall in slawischer Zeit überbaut wurde. Die Ausgrabungen haben jedoch gezeigt, daß zwar der Burg berg zur Zeit der Lausitzer Kultur besiedelt war, daß aber die Burganlage nur der slawischen Zeit zuzuweisen ist. Sie ist im wesentlichen in das 10. und 11. Jh. zu datieren (Coblenz 1957). Die erste schriftliche Erwähnung der Burg Zehren (Castellum Cirin) findet sich bei dem Chronisten Thietmar von Merseburg für das Jahr 1003. Nach Coblenz (1958, 329) dürfte die Burg „eine der Vorbefestigungen Meißens zur Sicherung der deut schen Herrschaft im eindeutig slawisch besiedelten Gebiet gewesen sein“. Das findet auch seine Widerspiegelung im archäologischen Material, das im wesentlichen als slawisch bezeichnet werden kann. Für die zoologische Untersuchung des Tierknochen materials von Zehren ergibt sich daraus die Aufgabe, festzustellen, ob in der Zu sammensetzung der Fauna und im Haustierbestand Unterschiede gegenüber rein slawischen Burgen bestehen. 1 Die Bearbeitung des Knochenmaterials mußte nach Grabungskomplexen getrennt erfolgen. Dadurch war es nicht möglich, die Mindestanzahl der Individuen für die einzelnen Tierarten zu ermitteln und eine genauere Altersgliederung vorzunehmen. Diesem Nachteil steht aber auch ein Vorteil gegenüber, da es nur durch diese Be arbeitungsmethode möglich war zu erkennen, welche Knochenkomplexe als mittelal terlich angesehen werden können und welche möglicherweise Einmischungen von älterem, meist bronzezeitlichem, oder von rezentem Material aufweisen. Das Burg gelände hatte in jüngerer Zeit durch Terrassierungen bei der Anlage eines kleinen Weinberges, bei Durchführung eines Wegedurchbruches durch den Wall und bei verschiedenen anderen Anlässen Veränderungen erfahren, die mit Erdumlagerungen 1 Das Manuskript wurde im März 1968 abgeschlossen. Da es sich im wesentlichen um eine Material publikation handelt, wurde davon Abstand genommen, für die Drucklegung die seitdem erschie nene Literatur einzuarbeiten.