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abzubauen (Abb. 13). Nun erst erhöhte man das Burghofniveau mit riesigen Schutt- und Erdmassen bis zu der erstrebten neuen Höhe, wobei auch die restliche Turm mauer unter den Aufschütten verschwand (Abb. 16,8). Auch die Mauern der Rundkapelle wurden bewußt bis auf diese Höhe abgetragen, nachdem schon ringsherum besonders Schutt vom Abbruch der nördlich benachbarten älteren Ziegelbauten die untere Hälfte der Rundkapelle umschloß (Abb. 5 a, 17). 32 Der Verfasser hält es jedoch für wahrscheinlich, daß der entstandene Hohlraum des halbierten Kapellenkörpers vorerst nicht mit verfüllt, sondern eine Zeitlang für profane Zwecke benutzt wurde. Man hatte nämlich den Estrich des Kapellenfuß bodens abgetragen, darunterliegende Erdschichten ausgehoben und dann einen neuen, aber etwas tiefer liegenden Fußbodenbelag aus Mörtel aufgetragen. Die obere kreisrunde Öffnung der nunmehr zu einer Art Keller gewordenen unteren Kapellenhälfte müßte demnach provisorisch mit einer Balkendecke abgeschlossen gewesen sein. Die beiden Wobntürme in ihrer Gesamtform und als Teil der neuen „Ziegelburg“ Die beiden Wohntürme waren nicht unterkellert, werden aber etwas in die neu geschaffene Standfläche auf der an Höhe reduzierten und bedeutend verbreiterten Wallkrone der Hauptburg eingetieft gewesen sein. Das von einem Zinnenkranz umgebene obere Ende des Wohnturmes pflegte man durch ein Pyramidendach zu schützen, das bei größeren Kämpfen entfernt werden konnte. Die quadratische Form dominierte also im Äußeren, obwohl sich, wie schon erwähnt, an der Hofseite eine rechtwinklig ummauerte, hölzerne Treppenanlage anschließen mußte (Abb. 16,77). Diese verlängerte zwar den quadratischen Baukörper um ein Drittel, doch kann sich das Treppenhaus vom Wohnturm durch ein angelehntes Pultdach abgesetzt haben. Die Innenräume, zumal die Gewölbefelder, werden mit farbigen Orna menten dekoriert, die architektonischen Gliederungen, wie Säulen, Gewölberippen (Legende zu Abb. 32) 1 ehemaliger Standort der Burgkapelle Wiprechts; 2 ehemaliger Standort des Wohnturmes Wip- rechts; 3,4 durch Grabungen nachgewiesene Standorte zweier quadratischer Wohntürme des 13. Jh.; 5 weitere anzunehmende Bauten der neuen Burgform des 13. Jh., u. a. der Palas für den Landes herrn, im 14. und 15. Jh. „das Schloß“ genannt; 6 nach Westen sich absenkender Verbindungsweg auf der reduzierten und verbreiterten Wallkrone; 7 um mehr als 3 m erhöhter Burghof 32 Der Umstand, daß die berührten restlichen Mauern der Rundkapelle nicht vollständig frei gelegt werden konnten, war der Anlaß zu verschiedenen Hypothesen. A. Geutebrück 1856, S. 14 und 15, erwog, ob die Burgkapelle zweigeschossig gewesen wäre; denn ihr Erdgeschoß könne sich noch unter dem ausgegrabenen Kapellcntcil befinden. Er vermutete eine „Doppel kapelle“! K. A. Kühn 1885, S. 267, folgerte aus der Tatsache, daß die Rundkapelle bei dro hender Gefahr durch einen Sperrbalken vom Kapelleninnern aus verschlossen werden konnte, daß im Fußboden der Kapelle der Einstieg zu einem Fluchtgang vorhanden gewesen wäre, der aus der Burg herausführte. Beiden Vermutungen widersprechen die Grabungsbefunde.