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stein besaß (Abb. 30). Der Verfasser hatte sich bereits einmal zu einem Kapitellfrag ment 27 geäußert, das während der Grabung an der Westseite des nördlichen Wohn turmes gefunden wurde und seinem Abbau entstammen dürfte (Abb. 18-23). Jahre später kam in der Nähe derselben Fundstelle noch das verworfene Fragment einer Säulenbasis zum Vorschein, das den Stilmerkmalen und den Maßen nach zum gleichen Säulentypus gehört hat (Abb. 25-29). Auch wenn an der Säulenbasis der „Ecksporn“ abgebrochen ist, so sind doch beide Fundstücke sonst intakt und besitzen gut erhaltene Oberflächen. Der schon früher gebrachte Hinweis, daß ein fugiertes Kapitell vorhanden gewesen sein muß, bestätigt sich durch das gleiche bautechnische Unterteilungsprinzip an der Säulenbasis. In beiden Fällen sind die inneren Schnitt flächen gut erhalten, und an beiden Fundstücken sind die Kontaktstellen mit dem Säulenschaft abgesetzt (Abb. 18, 25), woraus sich ein Säulendurchmesser von 0,71/ 0,72 m ergibt. Diese Maße gestatteten, die Gesamtfläche von Kapitell und Basis aufzuzeichnen und in diese Zeichnungen die Größe der Fundstücke einzutragen. Da größere, qualitätvolle und tragfähige Sandsteinblöcke nicht zur Verfügung standen, setzte der Steinmetz sowohl das Kapitell (Abb. 23) als auch die Basis (Abb. 27) aus je sechs Stücken zusammen, und zwar in zwei Reihen, von denen jede dreimal unter teilt war. Dabei hatte er darauf zu achten, daß die Fugen „versetzt“ waren, um mit Hilfe dieser Verzahnung ein Auseinanderfallen des Blockes zu verhindern. Dieser war am Kapitell 35,5 cm hoch, hatte eine Seitenlänge von 0,92 m und in diagonaler Rich tung die beträchtliche Ausdehnung von ca. 1,28 m. Die Flächenausdehnung der Basis (einschließlich Plinthe) war gleichgroß, dagegen betrug ihre Höhe nur 23,5 cm. Die Formen von Kapitell und Basis gehören einer Stilphase an, in der Wert auf reine Formen und nicht auf die Ausschmückung mit abstrakten oder naturnahen Blattformen gelegt wurde, was die Datierung beträchtlich erschwert, weil es noch an vergleichbaren Parallelen fehlt. 28 Das Kapitell ist aufgebaut auf den Ringwulst, der auf dem kreisrunden Säulenschaft aufsitzt. Von hier aus strebt der Kapitellkörper, der zunächst eine kreisrunde zylindrische Form hat, nach der oberen quadratischen Abschlußplatte des Kapitells empor, die etwa 6 cm hoch und aus demselben Block 27 H. Küas 1964, Abb. 2. 28 Die 1964 vom Verfasser ausgesprochenen Vermutungen über die Entstehungszeit der Säule im 12. Jahrhundert sind nicht aufrechtzuerhalten; denn der spätere Fund eines zu derselben Säule gehörenden Easisteiles erlaubt, sich eine präzisere Vorstellung von der ganzen Säule zu machen und ihren Ort in einem Wohnturm zu bestimmen, dessen Typ gleich zweimal auf der Burg vertreten war und in der letzten Grabungskampagne erfaßt wurde. Der Ecksporn mit sei nen abgesetzten Flügeln hat zwar gleichfalls eine Form, für die bisher keine Parallelen gefunden werden konnten, doch wird durch alle diese Faktoren die Entstehungszeit im 13. Jahrhundert wahrscheinlicher. Die Datierungsschwierigkeiten sind durch die seltener vorkommenden abstrakten Formen an Kapitell und Basis begründet, die vom 12. zum 13. Jahrhundert neben den viel gestaltig mit Blättern geschmückten Kapitellen und Basen entstanden. Kapitell und Basis zu sammen zeigen nunmehr jedoch Spannungen im Formverlauf, die zu frühgotischem Ausdruck tendieren. Das dürfte auch auf die Gewölbe zutreffen, deren Sandsteinrippen sicherlich den gleichen Formcharakter besaßen wie die rekonstruierbare Säule.