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Verbindung standen. Es waren zwei quadratische Wohntürme mit einer Innenfläche von 10,30 X 10,30 m, denen an der dem Burghof zugewandten Seite ein schmales, etwa 3 m breites Treppenhaus in Seitenlänge des Wohnturmes angegliedert war (Abb. 32). Die zunächst befremdende Tatsache, daß die beiden Wohntürme nicht in einer Flucht, sondern verwinkelt nebeneinander standen, erklärt sich daraus, daß der massive Wall trotz der teilweisen Reduzierung seiner Höhe noch immer die ge schilderte polygonale Form besaß, die durch die Grenzlinien des Innenwalles gegen den Burghof hin nachweisbar war. Wurde diese Abgrenzung auch nunmehr von den hohen Aufschütten über dem Burghof verdeckt, so entsprach ihrer polygonalen An lage doch ungefähr die jetzt erforderliche, auf dem erhöhten Burghof stehende Fangmauer, die im Osten etwa 4 m hoch, im Norden und Süden etwa 2 m hoch gewesen sein dürfte (Abb. 16,9, 17,70). Vor den beiden Wohntürmen hatte eine etwa 3 m breite, ringsherum geführte Fahrbahn die Verbindung der Gebäude auf dem Wall zu garantieren. Dieser begeh- und befahrbare Streifen senkte sich mithin allmählich nach den Seiten der Hauptburg hin. Der Fußboden des nördlichen Wohn turmes lag jedenfalls etwa 2 m tiefer als derjenige des benachbarten nordöstlichen Wohnturmes (Abb. 16, 17). Die Mauern der Wohntürme werden den Fundamenten nach bis etwa 1,30/1,50 m stark gewesen sein (Abb. 12, 10). Quadratische Ziegelfundamente in der Mitte bei der Wohntürme, die eine Seitenlänge von etwa 2 m hatten (Abb. 11, 12), waren für eine mittlere Deckenstütze bestimmt in einer Stärke, die besagt, daß diese etwa 106 qm große Fläche überwölbt gewesen ist, und zwar von vier Kreuzgewölben, die durch vier Gurtbogen getrennt waren. Diese Gurtbogen saßen an den Wänden auf Konsolen auf und nicht auf Wandvorlagen, die sich im Fundamentbau hätten be merkbar machen müssen (Abb. 31). Ob es einfache Kreuzgratgewölbe waren oder Kreuzrippengewölbe, läßt sich aus Mangel an Funden nicht entscheiden; letzteres wäre aber denkbar. Rekonstruktion einer Säule als Mittelstütze Die mittleren Stützen für die quadratischen Wohnturmräume können in Ziegel oder Bruchstein ausgeführt gewesen sein. 26 Wir sind jedoch in der glücklichen Lage, eine Mittelstütze rekonstruieren zu können, die die Form einer fugierten Säule aus Sand- 26 H. Küas 1962, Abb. 1. Für den Typ der auf der Wiprechtsburg konstruierbaren Wohntürme aus Ziegeln mit anliegendem Treppenhaus ist der auf dem markgräflichen Hof der Albrechtsburg zu Meißen ausgegrabene, in Bruchsteinen ausgeführtc quadratische Keller eines Wohnturmes, der um 1200 gebaut wurde, ein Vorgänger im markgräflichen Machtbereich. Das Fundament für seine Mittelstütze war ebenfalls quadratisch. Die Struktur der Raumwände mit mittleren vorsprin genden Wandvorlagen läßt vermuten, daß auf diesem Fundament nicht eine Säule, sondern ein quadratischer, aus Bruchsteinen gemauerter Pfeiler stand, der die schweren, kantigen Diagonal rippen der vier Gewölbejoche aufnahm.