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Nr. S0. — ». Jahrgang. Mittwoch, lg. Seplemi« lÄb» und Mdtbolr. Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und die Vororte: Altchemnitz, Mendorf, Bernsdorf, Furth, Gablenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schönau. Abonnements: vierteljährl. 1 Mk. 25 Pf. (Zutragen 40 Pf.), sowie monatlich 45 Pf. (Zutragen 15 Pf.) nehmen entgegen die Verlagsexpedition und die Ausgabestellen des Chemnitzer Anzeigers in Chemnitz und obigen Vororten, sowie sämmtliche Postanstalten. (Postzeitungs-Preisverzeichniß: Nr. 1036. 13. Nachtrag.) JnsertionSpreiö: die schmale (6 gespaltene) Corpuszeile oder deren Raum 10 Pf. — Die 3 gespaltene §uf Textbreite) unter Eingesandt 30 Vf. — Auf große Antioncen und Wiederholungen Rabatt. — Annonce»-Annahme für die nächste Nummer bis Mittag. — Ausgabe jeden Wochentag Nachmittag. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Casino). UritWvIi, Ltiemnitr, 8rautisu88lr. 8. LIeetr. IMtuMMu, lelvKrspdeu- »««> ItzlepbunIeltunWn. Aileüi'iilirk. Msblkilkr. Bekanntmachung, Die Einkommensdeclaration für die communliche Abschätzung betreffend. Gemäß § 31 deS städtischen Anlagenregulatiws steht es Jedem frei, behufs der bevorstehenden Abschätzung zu den Gemeindeanlagen dem Stadtrathe anznzeigen, auf wie hoch sich der jährliche Ertrag feines Grundbesitzes berechnet, sowie auf welche Summe sich sei» Per sönliches Einkommen beläuft. Beides ist jedoch getrennt von einander auzuführen. UeberdieS genügt bei einem Grundstücke nicht die Mittheilung de- Reinertrag»; sondern eS ist, ohne vorher irgend welche Abzüge zu machen, derjenige Ertrag anzugeben, welchen dasselbe bei vollständiger gehöriger Ber- miethung beziehentlich Benutzung bringen kann. Bezüglich des persönlichen Einkommens machen wir »och darauf aufmerksam, daß für die Veranlagung desselben dasjenige Einkommen <cks Grundlage zu dienen hat, welche» in dem dem Steuerjahre vorhergehenden Kalenderjahre erreicht wird» sodaß mithin für die nächstjährige Abschätzung das Einkommen de» laufenden Jahres anzugeben ist. Tageschronik. Hurvolscksn-, ruoliSI-^LLl-öN- uuä Llnffsl ksdelll von krLmllrt: IVivn 1873. kriimürt: s vrssäsn 1875. LVrulillöv- VdovolLäva, KovNrr-OdovolLäeo, 6llvr»o'«, Dessert- llvä kdLlllLsie-Vdovolräeo, Mrrpev. keiciie lonveiil io »oolioouiirell ooil Lorlooooxeo. tiooüiioalioll». IS. September. 1356. Schlacht bei PoitierS- 1657. Traktat zn Welau. 1760. Colberg entsetzt. 1815. Besitzergreifung Pommerns und Rügens durch Preußen- 1823. Marco Bazzari's Heldentod. 1859. Bäuerle gest. 1859. Erste Fahrt über die Rheinbräcke bei Cöln. 1863. Der Bonelli'sche Telegraph zuerst in Liverpool angewendet. 1880. Die Statue Thiers' in St Germain eingeweiht- Aus vr. L. Overzier's Wetterprognose. Nachdruck verboten. IS. September. Mittwoch. Morgens und abends herbstlich angenehm, aus Mittag zu veränderlich, zerstreut wollig bis gewitterhast bedeckt, spät nachmittags aufgebessert, bis zu schönem Abend. Nachts sind szumal im Süden Niederschläge zu erwarten. 2Ü September. Donnerstag. Fortdauer des Morgens und spätnachmittags bis abends aufgebesserten mittags und kurze Zeit nachmittags veränder lichen bis gewitterhast drohenden Wetters. Zunehmende Niederschläge spätnachts zumal nach Süden zu. 31. September. Freitag. Morgciis aufgeheitert bis herbstlich angenehm, aus Mittag zu weiß bis dunkel zerstreut wolkig, örtlich mit kurzen Niederschlägen, nachmittags aufgebeffert bis schön, später bedeckt bis gewitterhaft, nachts vielfach gewitterhafte Niederschläge, besonders nach Süden und Westen zu. In Folge der zunehmenden Niederschläge steigen die Wasserstände. An den westlichen Küsten ist es stark windig bis stürmisch Telegramme des Chemnitzer Anzeigers Dresden, 17. September. Aus noch unermittelte Weise entgleisten heute rüh 2 Uhr am Eingang zum Leipziger Bahnhof von der Marienbrücke her die beiden Maschinen eines Güterzuges, der Pack meisterwagen wurde zertrümmert, die beiden darin befindlichen Beamten wurden leicht verletzt. Merseburg, 17. September. In Folge des enormen Staubes, welcher am klaren Sehen verhinderte, sind bei dem vorgestrigen Manöver bei der Cavallerie-Attaque wieder Unglücksfälle vorgekomme». Mehrere Leute stürzten und verletzte» sich erheblich, ßi-! Stade, i,7. September. Officielles Wahlresultat: Von i 1,232 abgegebenen Stimmen erhielt Hottendorf 5373, Cronemeyer 4031», Klenk I3l4, Oehme 443. Eine Stichwahl ist erforderlich. Copenhagen, >8 September, 1 Nhr Mittags. D«S Königs- paar, wie die ganze KönigSfamilie nnd alle «»deren anwesenden Fürstcn- gäste Dejeuniiteu yente auf Gladstones Jacht ,,Pe»broke kastle/' Haag, 17. September. Nach der feierlichen Eröffnung der Sammer- fession fand hier eine sozialistische Kundgebung statt, indem die Sozia listen, welche während der Feierlichkeit ein» Versammlung zu Gunsten des allgemeinen Stimmrechts abgehalte» hatten, den Weg entlang, welchen der königliche Zug nahm, Plakate mit den Worten „Allge meines Stimmrecht- emporhielten. Seitens der Polizei sind energische Maßnahmen getrnffen worden. s London, 17. September. Einer aus Hongkong heute hier ein getroffenen Depesche zufolge ist der Oberbefehlshaber der in Tonkin befindlichen französischen Streitkräfte in Honkong angekmnmen. Die militärischen Operationen in Tonk n seien bis zur Ankunft der er warteten Verstärkungen aufgeschobeu worden. Petersburg, i7. September. In Nowomoskowsk im Gouverne ment Jekaterinoslaw wurden gestern Nachmittag Häuser und Läden jüdischer Besitzer geplündert. Zur Wiederherstellung der Ruhe wur- ws E^us Jekaterinoslaw Kosaken abgesandt. Als Schlußtermin für die Einreichung dieser Declarationen wird der 2». September I. hiermit festgesetzt. Speciell« Aufforderungen zur Declaration für die Gemeindean lagen, ingleichen Zusendungen von Declaratiousformularen erfolgen nicht. Chemnitz, den 15. September I"83. Der Rath der Stadt Chemnitz. Andrö, Oberbürgermeister. Sühnel. Der Kürschner Paul August Hans Georg Behucke, geboren de« 1. Mai 1860 in Wittenburg, zuletzt in Chemnitz, und der Kellner Gustav Adolf Arthur Meißner, geboren den 1. Januar 1860 in Frankfurt a/O., zuletzt in Penig aufhältlich, werden be schuldigt, .... als Wehrpflichtige i» der Absicht, sich dem Emtrüt m den « Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohn« Erlaubniß das Bundesgebiet verlassen oder nach erreichtem militärpflichtigen,. Alter., sich außerhalb des Bundesgebietes aufgehalteu zu haben — Vergehen gegen 8 140 Abs. 1 Nr. I R.-Str.-G.-B. Der Aufstand in Kroatien. Zwei große Täuschungen sind es gewesen, denen man sich be züglich der Unruhen in Croatien, in Wien und Budapest hingegeben hat. Zunächst hatte man sich über die Natur der Bewegung täuschen lasten, und dies hatten vorwiegend die ungarischen Regierungsorgane mit dem Bestreben, sich von aller Schuld rein zu waschen, besorgt, und dann hat man sich aber auch in der Wahl des einfach „streng- militärischen" Unterdrückuugsmittels bezüglich der Unruhen getäuscht, das Letztere geschah aber wohl -mehr wegen der falsche» Berichte, welche die ungarische Regierung über die Zustände in Croatien nach Wien gesandt hatte. Wie man jetzt von anderer Seite erfährt, besteht die aufständische Bewegung in Croatien nicht aus Bauernrevolten, Plünderungszügen, Judenverfolgungen nnd dergleichen brutalen und gemeinen Excessen, sondern es existirt in Croatien und den croatischen Nebenländern Banat und der Militärgrenze eine starke nationale Be wegung der Criaten, welche entschlossen zu sein scheinen, selbst mit Waffengewalt sich den Versuchen zu widersetzen, Croatien allmählig in ein ungarisches Land zu verwandeln. Ganz besonders ernst liegen die Verhältnisse in der ehemaligen Militärgrenze, wo die Croaten von Glina bis Petrina sich in vollem Aufstande befinden, und bei den im Banat lebenden Croaten ist nach neueren Nachrichten ebenfalls eine nationale Insurrektion im Werke. Da sich ferner auch die Gebiete von Ototschac und Lika, welche an Dalmatien grenzen, dem Aufstande angeschlofsen haben, so nimmt man au, daß sich die Aufständischen in den Grenzländeru organisiren und daun mit bewaffneter Macht gegen Agram vorrücken wollen. Die Croaten sind von Natur sehr zäh und tapfer, und da sie bei allgemeiner Betheiligung schon ei« Heer von 20,000 Manu zusammenbriugen können, so kann man leicht ermessen, mit welchen Opfern und Gefahre» die ungarische Reichs hälfte durch diesen Aufstand bedroht wird. Mit Entschiedenheit muß aber auch betont werden, dnß Ungarn bei der Bekämpfung de» Croatenaufstandrs sehr wenig moralisches Recht ans seiner Seite hat, den« die Croaten haben sich nicht gegen die ungarische Regierung als solche erhoben, sonder» sie wehren sich nur gegen die Unterdrückung ihrer croatischen Nationalität durch die Ungarn. Als seiner Zeit der sogenannte ungarische Ausgleich statt fand, ist Croatien allerdings zur ungarischen Reichshälfte geschlagen worden, aber Niemand hat den Ung»rn das Recht zugestanden, mit List und Gewalt die Croaten »ngarisch z» machen. Man weiß aber nur zn gnt, daß die Ungarn jede andere Nation in ihrer Reichshälfte bekämpfen und «it allen möglichen Mitteln magyarifire» wollen. Die betreffenden Experimente find nun aber bei de» Croaten sehr schlecht ausgefallen, und wenn man jetzt in Wie» ü»er die Zustände in Croatien erzürnt ist, so thäte man gut, den Zorn nicht nur den unbot mäßigen Croaten, sondern auch den anmaßenden Ungarn fühlen zu lasten, denn diese haben durch ihre ungarische Großmachtssucht den croatischen Aufstand heraufbeschworen. In Oesterreich-Ungarn dürfte keine der verschiedenen Nationen unterdrückt werde», cs dürfte sich aber anch keine Nation zu viel Rechte und Gewalten anmaßeu. Dies ist die einzige vernünftige Politik für einen von sechs verschiedenen Nationen gebildeten Staat, wie Oesterreich-Ungarn. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die „Nordd. Allg. Ztg." wendet sich wiederholt gegen die Versuche der „Times," die Franzosen gegen Deutschland zu Hetzen, indem das englische Weltblatt in consequentec Verdrehung aller Thatsachen Deutschlands dcr^Bedrohung Frankreichs I. V. I-eistllsr, L»I»«rS LS« kM von MkWM». MöMckr LckM KL KüLlivn unä Wiflksekasts-^innivklungsn t'ür Uotols, Uostsnrsnt», Oonäitoreion unä krivattmnskaltnnxvn in zoäor beliebigen Lusammenstellung. Lomplstlv Muslvi'irüelis in lisi» l. Llsg«. ^11« KktdvI»«i>i»«I»vl kvrtlM AL«»««» voll lloodreits- llllä Kelexvlllieits - kesvkellkell. Dieselben werden auf den 23. Oktober 1883 Nachmittags 3 Uhr vor die 1. Strafkammer des Königlichen Landgerichts Chemnitz znr Hauptverhandlung geladen. Bei uuentschuldigtem Ausbleiben werden dieselben auf Grund der nach 8 472 der Strasproceßordnung von der Großherzoglicheu Ersatz-Commission Hagenow und bez. der Ersatz-Commission zu Frank furt a/O. über die der Anklage zu Grunde liegenden Thatsachen aus gestellten Erklärungen verurtheilt werden. Chemnitz, den 13. September 1883. Königliche Staatsanwaltschaft. vr. Knaebel. Prgr. 8t. X. Le. 5,83. IV. 293. Erledigt hat sich die au den Holzarbeiter Oskap Emil Helbig aus Eppendorf erlassene Vorladung vom 25. Juni d.J. Chemnitz, den 15. September 1883. Der König!. Amtsanwalt, ä. Hel. 2/83. I. 164. I. A.: Schier. bezichtigt. Ein derartiges fortgesetzte- Bemühen, in hinterlistiger Weise Zwietracht zwischen zwei Nachbarn zu säen, müsse in beiden Ländern eine tiefe Verstimmung aller der Factoren Hervorrufen, welche auf richtig den Frieden wollten. Da» englische Blatt werde hierbei von durchsichtigen nnd selbstsüchtigen Motiven geleitet, aber die Genug- thunng, den französischen Hetzblättern nnd Revanchepredigern Liebes dienste geleistet zu haben, stehe doch wahrlich nicht im Verhältnkß zn den Früchten, welche die Verblendung der „Times" anderwSrtS zur Folge haben könnte; denn es könnte sich leicht ereignen, baß Hetzereien Dritter in der öffentlichen Meinung Deutschlands den Wunsch entstehen ließen, eine Verständigung z» suchen, welche vielleicht gar nicht so schwer zu erreichen sein und an welcher die „Times" gewiß noch viel geringere Freude erleben würde, als ihr der momentane Applaus der Boulevardpreste zu bereiten vermöge. Als ernstes Blatt sollte aber die „Times" sich diesen Erwägungen nicht verschließen und ihren Be ruf nicht in der Befriedigung friedensfeindlicher Ambitionen suchen, deren Gefährlichkeit sich im gegebenen Falle keineswegs nur auf das von den Times-Politikern beabsichtigte Terrain einschränken lasten würde. Oesterreich-Ungarn, lieber die Lage in Croatien ver breiten sich widersprechende Gerüchte. Während offiziöse Meldungen dieselbe als eine wesentlich beruhigtere hinstellen, wird von anderer Seite gemeldet, daß sich die Dinge in Croatien täglich ernster ge stalten und es scheint fast, als ob letztere Auffassung die richtigere sei. Wenigstens spreche» die blutigen Zusammenstöße an der Banats grenze nicht für eine Verringerung des Aufstandes, sondern eher für das Gegentheil. Trotzdem hat es aber den Anschein, als ob man es nur mit localen Actionen und Zusammenrottungen zu thun habe, welche bei einem energischen Vorgehen der Truppen wohl bald be wältigt sein werden. Frankreich. Leber den jüngsten Znsammenstoß, welcher in den ersten Septembertagen auf der Linie zwischen Hanoi und Soutay zwischen den Franzosen und den „SchwarzenFlaggen" stattgefundeu hat, fehlen, noch immer eingehendere Nachrichten. Es scheint aber, als ob der Kampf für die Franzosen nicht allzugünstig verlausen ist; eine Meldung des Reuter'schen Bureaus besagt, daß sie sich, nach Einnahme der feindlichen Positionen, wieder zurückgezogen hätten, um Verstärkungen abzuwarten. Die Franzosen gbben ihre Verluste in den dreitägigen Kämpfen bei Pallau auf nur 45 Mann an Tobten und Verwundeten an, während die „Schwarzen Flaggen" ca. lOOO Mann und außerdem » Geschütze verloren haben sollen. Es ist recht merkwürdig, daß die „Schwarzen Flaggen" trotz dem starken Verluste, welchen sie fortwährend — wenigstens nach fran zösischen Mittheilungen — erleiden, den Kampf noch immer mit un- geschwächtem Muthe fortsetzen. Entweder ist ihre Zahl so groß, daß im Vergleich hierzu die erlittenen Verluste beinahe unbedeutend er scheinen oder die französischen Berichte sind übertrieben, und fast möchte man das Letztere annehmeu. Einstweilen ist noch keine Aus sicht vorhanden, daß sich der Kampf in Tonkin so rasch zu Gunsten der Franzosen enden würde. Rußland. Aus Rußland waren in letzter Zeit verschiedene Maßregeln zu verzeichnen, welche auf eine umfassende Reorganisation des russischen Heerwesens schließen lassen. Erst jüngst hat der Kriegs rath beschlossen, daß die Turkestanischen und Westsibirischen Linien- Regimeuter, das Tobolsksche, Omsksche, Jrkutsksche, Krasnojarsksche und Scmipalatiesksche Reserve - Cadrebataillon neue Etats erhalten sollen und daß in den Turkestanischen Schützcnbataillonen außer den andern Chargen bei einem Zugvestande von 42 Reihen je 48 jüngere Unter- ossizicreZ 70j Gefreite undI6:'8 Gemeine zn unterhalten sind. Die