DAS MITTELELBEGEBIET UND SLASK IM RAHMEN DER KUL TURGRUPPEN DER WESTSLAWEN IM FRÜHEN MITTELALTER Von Lech Leciejewicz Die geographischen Voraussetzungen In Hinsicht auf die geographische Gestaltung gliederten sich die westslawischen Ge biete im frühen Mittelalter in zwei Hauptzonen. Die erste, nördliche bildet das Mit teleuropäische Tiefland, welches durch die aufeinanderfolgenden Vergletscherungen, besonders die zwei letzten, die mittelpolnische und die baltische, gestaltet wurde. Es war durch ein verzweigtes Flußnetz sowie durch Urstromtäler verbunden, stellen weise durch Zonen der Endmoränen aufgeteilt. Im Norden reichte die Niederung bis zur Ostsee, im Westen und Osten besaß sie dagegen keine deutlichen natürlichen Grenzen, was Kontakte mit germanischen, baltischen und ostslawischen Nachbarn wesentlich erleichterte. Weiter südwärts begann die Zone der alten Gebirgsstöcke, der Sudeten, des Erzgebirges, des Böhmerwaldes, der Böhmisch-Mährischen Hochfläche, welche insgesamt den Namen Böhmisches Massiv tragen, sowie die Zone der jünge ren Gebirgszüge, der Westkarpaten, die durch ausgedehnte Flußbecken und -täler zergliedert sind. Übrigens waren die Grenzen zwischen der nördlichen und südlichen Zone weder im geographischen noch im kulturellen Sinne scharf markiert. Nord wärts bildeten die Kleinpolnische Hochebene in Malopolska und das Lubliner Hügel land, dem Alter nach dem Böhmischen Massiv angenähert, eine Verlängerung der Gebirgslandschaft, dagegen erinnerten die fruchtbaren Lößgebiete zwischen den Flüssen Saale und Elbe sowie an der oberen Oder und der Wisla mehr an die Bedin gungen im Böhmischen Becken und in Mähren als an die schlechteren Bodenverhält nisse, welche im allgemeinen im Tiefland herrschten. Die zahlreichen Gebirgspässe, unter denen der Elbedurchbruch und die Mährische Pforte den wichtigsten Platz ein nahmen, erleichterten die gegenseitigen Kontakte unter den Gemeinschaften, die nördlich und südlich des Erzgebirges, der Sudeten und der Karpaten lebten. Im Frühmittelalter herrschte in diesem Teil Europas die subatlantische Periode mit überwiegend ozeanischem Klima. Im Tiefland waren - nach den Vermutungen der Klimatologen - die Temperaturschwankungen geringer als heute, der Winter war milder und die Vegetationszeit der Pflanzen wahrscheinlich länger. Das Gebiet war mit einer reichen und mannigfaltigen Walddecke überzogen, welche größtenteils aus gemischten Urwäldern bestand; es waren hauptsächlich Föhren, Birken und Eichen.