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welcher Merkmale, die sie von Siedlungen der ortsansässigen Grubengräberkultur unterscheiden. In bezug auf die Keramik, Ornamentierung, Waffen, Werkzeuge und andere Fundstücke, die für die Dobrodzieh-Untergruppe kennzeichnend sind, erwägt man die Möglichkeit verschiedenartiger Einflüsse. Es werden jedoch auch direkte ge netische Zusammenhänge mit der Grubengräberkultur in Betracht gezogen. J. Szyd- lowski kommt bei der Zusammenfassung seiner Ausführungen zu der Feststellung, daß die Dobrodzieh-Gruppe auf der Grundlage ortsgebundener Traditionen entstan den ist, die zwei verschiedenen Einflüssen unterlagen. Der erste stellt ein eher all mähliches Einwirken aus dem Osten dar, von Malopolska her, was vor allem in der Keramik ersichtlich ist, der zweite wird durch einen starken Zustrom fremden Ma terials aus dem Süden im Zusammenhang mit Absplitterungen zerschlagener germa nischer Stämme oder mit hunnischen Streifzügen gebildet. Solche Elemente kamen auch durch die Moravskä bräna. Ein eingehendes Studium der verschiedenen kul turellen Bestandteile der Spätkaiser-sowie der Völkerwanderungszeit erfordert jedoch vor allem Vergleichsforschungen und eine Erweiterung der dürftigen Quellenbasis 12 13 . Bei der regionalen Einteilung der Kultur der Spätkaiserzeit in Mitteleuropa, vorge schlagen von K. Godowskil3, ist die Untergruppe von Dobrodzien an der westlichen Peripherie des großen Komplexes der Grubengräber- oder Przeworsk-Kultur gelegen und unmittelbar westlich der Lubusz-Lausitzer Gruppe benachbart. Die Unter gruppe von Dobrodzien belegt eine Kontinuität der Przeworsk-Kultur bis weit in das 5. Jh. u. Z. Die Gräberfelder dieser Untergruppe bezeugen die starke Tendenz zum Zerstreuen der Leichenbrandreste auf der Erdoberfläche und ein nur teilweises Bestatten in Grubengräbern. Dies können wir in Oberschlesien mindestens seit Be ginn der Phase C2 beobachten. Die genannte Sitte war, wie es scheint, weit verbreitet und nahm den Großteil des Territoriums der Przeworsk-Kultur ein 14 . Es ist anzu nehmen, daß die hier vorkommenden Besonderheiten ein Ergebnis der Beeinflussung durch fremde Elemente aus dem Süden sind (aus Ungarn). Funde des 5. Jh. belegen für Schlesien ein Fortleben der Bevölkerung, obwohl ein Verlegen von Siedlungen von einer zur anderen Stelle gegen Ende der II. oder zu Beginn der III. Unterperiode der Kaiserzeit beobachtet werden konnte 15 . Bezüglich der Lebus-(Lubusz-)Lausitzer Gruppe, die in der späten Kaiserzeit die Gegenden von Lubusz (Lebus), den west lichen Teil von Dolny Slsk, das östliche Brandenburg, die Lausitz und Sachsen bis zur Elbe einnimmt, ist Godlowski der Meinung 16 , daß sie hinsichtlich ihrer Merk male der Przeworsk-Untergruppe der Grubengräberkultur ähnelt, wenngleich sie keineswegs mit ihr identisch ist. In dieser Beziehung widerspricht er früheren Anschau ungen von J. Kostrzewski (1959), welcher die östliche Peripherie dieser Gruppe in die Przeworsk-Kultur einbezog. Die Unterschiede lassen sich vor allem im Bereich der Keramik beobachten, die wesentliche Beziehungen mit der im Westen benach- 12 J. Szydlowski 1969, S. 329. 13 K. Godf owski 1970, S. 27. 14 K. Godlowski 1969, S. 172. 15 W. Hensel 1973, S. 447. 16 K. Godlowski 1970, S. 28.