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Saale und mittlerer Elbe die Gruppe Niemberg. Ihr Mittelpunkt ist ungefähr nord östlich von Halle im Kreis Köthen anzusetzen. Diese Gruppe entwickelte sich etwa in dem Gebiet, das zuvor von der Gruppe Großbadegast eingenommen worden war. Charakteristisch sind die blechartigen Niemberger Fibeln mit tütenförmigem Fuß sowie besonders auffällige Formen der Skelettbestattungen wie Hocklage, Bauch lage, Doppelbestattungen und Mehrfachbelegungen. Innerhalb der Gruppe Haß leben heben sich zwei chronologische Stufen ab 7 . Zur älteren Stufe gehören reich ausgestattete Skelettgräber, zur jüngeren Stufe, welche die zweite Hälfte des 4. und den Anfang des 5. Jh. einnimmt, lediglich einige wenige Bestattungen, aus denen u. a. vasenförmige Gefäße mit Stempelornament, flache Kämme sowie eine späte Elbfibel und Niemberg-C-Fibel stammen. Die Entstehung der Niemburger Gruppe ist schwer faßbar. Man kann lediglich vermuten, daß sich außer Elementen, die auf die früher hier ansässige Großbadegaster Gruppe zurückgehen, auch noch andere Charakteristika entwickelten. Hierauf deuten einige Fundstücke, u. a. gedrehte Schalen mit einem Ornament, die in die zweite Hälfte des 5. Jh. datiert werden kön nen. Sie scheinen auf Verbindungen zum Südosten zu weisen 8 . Das geringe Fund material aus den Siedlungen kann diese Beobachtungen kaum stützen, denn keine von ihnen wurde systematisch erforscht. Auffallend ist in diesen teilweise erforschten Siedlungen das Vorkommen von Fundmaterial, das auf eine Besiedlungskontinuität seit der Spätlatenezeit weist. Es kommen hier Elemente des Elbegebietes vor, be reichert mit Bestandteilen, die man mit dem Rhein-Weser-germanischen Kreis ver binden kann 9 . Um in die Zusammenhänge, die zwischen der Kultur der Spätkaiserzeit des Mittel elbe-Saale-Gebiets und in Südwestpolen bestehen, eindringen zu können, wäre es gut, sich mit der Charakteristik der sog. Dobrodzieri-Untergruppe vertraut zu machen. Es lassen sich hier zwei eigenartige Erscheinungen erkennen. Eine von ihnen stellt der Charakter der Fundstellen dieser Untergruppe dar, die andere das Fundmaterial selbst. Man muß .hier auf die spezifische Art einer Bestattungsschicht hinweisen, die das ganze Gräberfeld einnimmt, wobei sich Einzelbestattungen nicht abheben. Aller dings ist dies nicht die einzige Bestattungsart in dieser Untergruppe, denn man trifft auch auf einer Reihe von Fundstellen Grubengräber, muldenförmige und Schicht gräber an. Letztere werden von einigen Forschern 10 als Ausdruck des Anschlusses an ortsgebundene Elemente der Grubengräberkultur angesehen. Als Folge fremder Einflüsse sollten dagegen Skelettgräber gedeutet werden, und zwar solche wie in Zerniki Wielkie oder Jdrychowice. Es gibt jedoch keine ausreichende übereinstim mende Meinung hinsichtlich der Herkunft dieser Einflüsse. Man nimmt jedenfalls als eine der Möglichkeiten Einflüsse aus dem Mittelelbe-Saale-Gebiet an 11 . Im Falle der Siedlungen spricht man dagegen entschieden von einem Fehlen irgend- 7 B. Schmidt 1969, S. 79. 8 B. S c h m i d t 1969, S. 80. 9 B. S c h m i d t 1969, S. 80. 10 J. Szydlowski 1969, S. 326. 11 1 Schmidt 1969, S. 56-87; J. S z y d 1 o w s k i 1969, S. 326.