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lauf von Werra und Fränkischer Saale jenseits des Thüringer Waldes, zum anderen die von der Saale eingeschlossene Orlasenke unweit der diesseitigen Gebirgs- schwelle". So läßt später die Verbreitung keltischer Körpergräber der Stufe Latne B hier nur geringe Verschiebungen erkennen 4 5 . Einzelne Beispiele folgen dem Lauf der Saale nach Norden und erreichen den Harz, ohne aber nach dem Osten auszugreifen. Be merkenswert ist, daß sie fast ausnahmslos erst einem entwickelten Abschnitt der Stufe Latene B, nämlich Latene B2 oder dem 3. Jh. v. u. Z., angehören. Auch in den Zentren der thüringischen älteren Latenekultur, im Orlagau und an der Werra, fällt die Blüte der keltischen Besiedlung erst in den Spätabschnitt dieser Stufe 6 . Ehe wir diesen für den Zeitpunkt der Aufnahme von Lateneeinflüssen in den Jastorf bereich wesentlichen Gesichtspunkt weiterverfolgen, müssen wir uns über das erste Vorkommen von Lateneerzeugnissen in unserem Raum verständigen. Wendelring gruppe in Thüringen und Billendorfer Kultur in Sachsen haben gewiß die Latenezeit erreicht; was Billendorf angeht, so wird das Fortbestehen an der Elbe und besonders östlich der Elbe nicht bezweifelt 7 . Über die Stufe Latene B reichen freilich die Belege nirgends mit Sicherheit hinaus. Brauchbare Anzeiger für den Beginn des Wirkens der Latenekultur sind die Fibeln und die Armringe. Beide Materialgruppen entstammen dem nordbayerisch-westböh mischen Frühlatenekreis. Zunächst die Fibeln. Drahtfibeln, die hier wohl erst im späteren Verlauf der Stufe Latene A vorkommen, streuen von der oberen Saale her tief in den Brandgräberbereich hinein und sind elbeaufwärts bis zur Dresdner Elb talweitung anzutreffen 8 . Insgesamt ist ihre Zahl gering, jedenfalls überwiegen Im porte. Dagegen läßt die zweite, um einiges größere Materialgruppe, der Ringschmuck, die selbständige Weiterverarbeitung keltischer Erzeugnisse am Rande der Latene kultur erkennen. Der typische Armschmuck der Stufe Latene A ist der geschlossene Knotengruppen ring 9 10 . Die Ausgangsform weist außen drei oder vier flache Anschwellungen oder Gruppen von Knoten auf 16 . Beispiele häufen sich in Südwestthüringen und im Orla gau, einzelne Ringe oder Paare von solchen streuen über ganz Thüringen und nach Osten über die Weiße Elster bis zur Elbe bei Riesa. Kennzeichnend für den nörd lichen Bereich sind jedoch verschiedene Abarten. Sie tragen auf der Außenseite des Ringkörpers eine Vielzahl unterschiedlicher Knotengruppen. Ringe dieser Art fehlen in Südwestthüringen. Ihre Verbreitung von der oberen Saale flußabwärts läßt auf örtliche Fertigung noch während der Stufe Latene A schließen. Ganz abweichend 4 M. C1 a u s 1942, Karte 1; K. P e s c h e 1 1971, S. 833. 5 M. Claus 1942, Karte 3; K. Peschel 1975, S. 204 f„ Abb. 1 mit Liste S. 213. 6 K. P e s c h e 1 1975, S. 212, Abb. 6. 7 Zuletzt W. C o b 1 e n z 1971, S. 431; d e r s. 1974, S. 94 ff.; D.-W. Buck 1973, S. 400; G. Do rn a n s k i 1975, S. 214. 8 K. P e s c h e 1 1975, S. 207 f., Abb. 3 und Liste S. 214. 9 W. Kersten 1933, S. 136; M. Claus 1942, S. 92 f.; H. Kaufmann 1960, S. 254 f„ Abb. 13;K.Nuglisch 1969, S. 406, Abb. 12. 10 Zum folgenden vgl. K. P e s c h c 1 1975, S. 206 f., Abb. 2 und Liste S. 213 f.