ZUR LATENEZEIT IN SACHSEN UND THÜRINGEN UND IHREN BEZIEHUNGEN ZUM BENACHBARTEN OSTEN UND SÜD ¬ OSTEN Von Karl Peschel Die folgenden Bemerkungen versuchen Hauptlinien des Besiedlungsganges während der Latenezeit vornehmlich zwischen Saale und oberer Elbe aufzuzeigen. Sie beruhen auf verschiedenen Vorarbeiten des Verfassers und wollen allein als Präliminarien zu einer noch ausstehenden Gesamtschau verstanden werden. Grundsätzlich ist zu be achten, daß die bestimmenden kulturellen Gruppierungen, nämlich der Latenekreis und der Jastorfkreis, ihre Schwerpunkte außerhalb des Gebietes haben. Sachsen wird zudem von vielen Lateneerscheinungen gar nicht oder nur am Rande berührt. Aktive Einwirkungen des Südostens und Ostens treten erst im ferneren Verlauf der Latene zeit hier und da hervor. Die Ausgangsposition gegen Ende der Hallstattzeit stellt sich so dar: Östlich der Mulde ist die brandbestattende Billcndorfer Kultur verbreitet 1 . Die Gräber ihrer Hauptstufe schließen sich allenthalben dem Lauf der Elbe an. Indessen kommen ein zelne typische Inventare noch an Pleiße und Weißer Elster vor, und eine scheinbare Lücke um den Muldelauf würde sich durch verschiedene Belege, deren Grabcharak ter unsicher ist, etwas ausfüllen lassen. Ferner wären hier zur Späthallstattzeit Harp stedt Nienburger Merkmale zu berücksichtigen 2 . Westlich der Weißen Elster besteht während der Hallstattstufc D2 3 die thüringische Gruppe der älteren Eisenzeit, deren Tonware ebenso wie Bestandteile des Metall sachgutes die volle Zugehörigkeit zum rheinischen Mittelgebirgskreis am Rande der Hallstattkultur zu erkennen geben 3 . Als archäologisches Hauptmerkmal gilt der Wen delring, der zumeist aus Körperflachgräbern stammt. Die Mittelgebirgskulturen leh nen die späthallstättische Fibel ab und geben in der Tracht der Nadel den Vorzug. Das Vorkommen der Späthallstattfibel in Thüringen erscheint daher geeignet, die Zone unmittelbarer Anlehnung an den engeren Hallstattkreis zu umreißen. Diese Zone umfaßt, grob gesprochen, den gleichen Raum, der nachher durch die Körper gräber der keltischen Frühlatenekultur eingenommen wird, nämlich einmal den Ober- 1 W. Kropf 1938; W. Coblcnz 1971, S. 431; d e r s. 1974, S. 85; D.-W. Buck 1973, S. 392 ff. 2 Nach Matcrialaufnahmc Karin Peschel. 3M. Claus 1942; K. Peschel 1971, S. 833 f.; E. S p e i t e 1 1975, S. 232 ff. Vgl. auch H.-E. Joachim 1970, S. 36 ff. zu Wendelringen, Armringsätzen, keramischen Merkmalen.