Volltext Seite (XML)
weist. Die Tatsache, daß es möglich ist, ohne Mühe die Jastorf-Typen (und die den Jastorf-Formen verwandten Exemplare) aus dem polnischen Gebiet außerhalb der Jastorf-Zone vorzustellen, zeigt, daß echte westliche Einwirkungen in dieser Zeit keine große Rolle spielten. Wie ich schon gesagt habe, kommen in beiden uns interes sierenden großen Kulturkomplexen viel mehr solche gemeinsamen Kulturelemente vor, die hier wie dort unter keltischem Einfluß entstanden sind. Es könnte sich um eine unabhängige Erscheinung handeln, die eine ähnliche wirtschaftliche und soziale Entwicklung andeutet. Es sind jedoch noch einige weitere verwandte Erscheinungen zu erwähnen, so das besonders häufige Vorkommen von Gürtelhaken meist der glei chen Form53a und gewisse stilistische Elemente der Keramik (z. B. facettierte Rän der), die eine außerhalb der keltischen Welt entstandene Mode darstellcn. Während der jüngeren vorrömischen Eisenzeit sind nun auch deutliche Einflüsse der Przeworsk- oder Oksywie-Kultur in den Siedlungsgebieten der DDR festzustellen. An erster Stelle seien hier die echten Przeworsk-Elemente im Mittelelbegebiet zu nen nen, die dort eine starke Komponente bildeten56. Es ist sehr wahrscheinlich, daß es sich hierbei um die Spuren einer Wanderung aus dem mittleren Slsk oder Wielko- polska und Kujawy handelt. Als weiteren Einfluß der Przeworsk-Kultur kann man die Sitte der Waffenbeigabe bezeichnen, die im Großromstedter Horizont und in der Seedorf-Stufe häufiger belegt ist ’ 7 . Vielleicht ist noch das Auftreten von einschneidi gen Schwertern im Unterelbegebiet58 sowie von Scharniergürtelhaken (z. B. in Veh- low, Kr. Kyritz) 55 56 57 58 59 60 ein Ergebnis von Einwirkungen aus dem Gebiet der Oksywie- Kultur (oder der pommerschen Gruppe der Jastorf-Kultur - Gürtelklammern)60. Wenn man weiterhin das Erscheinen von Elementen der Przeworsk-Kultur in der nordböhmischen Kobyly-Gruppe in Betracht zieht 61 , können wir wohl in dieser Pe riode einen starken Drang der Przeworsk-Kultur nach Westen feststellen. Der Übergang von der jüngeren vorrömischen Eisenzeit zur frühen römischen Kaiser zeit bildet keine so starke Trennungslinie wie die Zäsur zwischen den beiden früher besprochenen Perioden. Es handelt sich um die Zeit zu Beginn des ersten Jahrhunderts u. Z., doch ist kaum mit einem gleichzeitigen Übergang auf dem gesam ten Gebiet Polens zu rechnen 62 . Eine Besonderheit der Kulturentwicklung bildet die Entstehung der Wielbark-Kultur 63 , die früher in der polnischen Literatur als 55 a Die Ausbreitung der Gürtelhaken hat z. T. vielleicht ihren Ursprung im westlichen Einfluß; es sind aber hauptsächlich Formen, die für das westliche Pomorze typisch sind, d. h. sie sind wahrscheinlich ein Ergebnis der Einwirkung der Jastorf-Gruppe aus Pomorze. 56 R. Hachmann 1956-1957. 57 K. Peschel, Frühe Waffengräber im Gebiet der südlichen Elbgcrmanen (ein Vortrag während des Symposiums in Male Vozokany, 16.-20. Oktober 1972). 58 Vgl. M. J a h n 1916, S. 134 ff. -D. Bohnsack 1938, S. 43-49. -M. D. undR. Wolgie- w i c z 1963(1964), S. 39 ff., Abb. 7. 59 K. Peschel 1971, S. 15, 29, Abb. 9, G 5. 60 Aus Güstow, Kr. Rügen, kennt man noch die spätlatenezcitlichc Krause, die Przeworskcr Merk male zeigt (P. Herfcrt und A. Leube 1966 [1967], S. 226, 239, Abb. 152, 152 a). 61 W. M ä h 1 i n g 1944, S. 60 ff., 92, 101 ff., Taf. 18, 1,1 a, 5, 2 a. - N. V c n c 1 o v ä 1973, S. 64 ff. 62 Vgl. T. L i a n a 1970, S. 454-460. -R. Wolgiewicz 1968 a, S. 81 ff. - K. G o d 1 o w s k i und Z. Wozniak 1970, S. 11, passim.