Funde skythischen Charakters ihre Eigenart gegenüber den lokalen Fundkomplexen bewahrt, was insbesondere die Funde aus der Großen Ungarischen Tiefebene und aus Transsilvanien deutlich widerspiegeln. Das läßt sich nur durch die Tatsache erklären, daß es in jener Zeit noch nicht zur Assimilation der Ankömmlinge mit der lokalen nordthrakischen Bevölkerung gekommen war. Dieser Prozeß ist erst seit dem zweiten Viertel des 5. Jh. v. u. Z. erkennbar und hat zur Herausbildung von Ansiedlungen mit gemischter Kultur geführt, die als „skythisch-hallstättisch" oder „thrakisch-skythisch“ bezeichnet werden. Unter den oben aufgezählten Funden aus dem Bereich der Lausitzer Kultur, die „skythische“ Militaria enthalten und in die zweite Hälfte des 6. bis zum Anfang des 5. Jh. v. u. Z. datiert werden, sind Gegenstände thrakischer Herkunft oder solche, die mit dem sog. skythisch-hallstättischen Horizont Zusammenhängen, nicht bekannt. Die Datierung sämtlicher „skythischer" Funde aus der Zone des postulierten Einfalls, die sich von Smolenice über die Moravskä bräna bis Witaszkowo und Kargowa ausdehnt (siehe Abb. 11), beschränkt sich auf den kurzen Zeitabschnitt zwischen der zweiten Hälfte des 6. und dem Anfang des 5. Jh. v. u. Z. Charakteristisch ist ferner die typologische und chronologische Einheitlichkeit der Pfeilspitzen vom sog. skythischen Typ aus folgenden Wehrsiedlungen: Smolenice, Kotouc-Stramberk, Sla, Strzegom, Wicina, Polanowice und wahrscheinlich auch Kargowa, zu welchen noch die mährischen Burgwälle in Kfenovice und Olbramovice hinzukommen. Der Goldfund aus Witaszkowo wird um das Jahr 500 v. u. Z., d. h. ebenfalls in dieselbe Zeit datiert. Auffallend ist, daß nur in dieser Zone damals zerstörte Wehrsiedlungen auftreten, die sog. skythische Militaria aufweisen". Im Zusammenhang mit den Ereignissen im östlichen und mittleren Europa an der Wende vom 6. zum 5. Jh. v. u. Z. wie auch mit der kulturgeschichtlichen Lage drängt sich die Möglichkeit auf, daß die Verschiebung größerer Gruppen mit skythischer Kultur aus dem Osten (zweite Welle) mit dem Heereszug des Darius gegen die Sky then im Jahre 513 v. u. Z. zeitlich zusammenfällt. Es ist sehr wahrscheinlich, daß der Krieg gegen Darius und der sog. skythische Einfall in das Gebiet der Lausitzer Kultur zwei Etappen ein- und desselben Prozesses darstellen. Für die Datierung des Ein falls von Gruppen mit skythischer Kultur in Mähren und in die Flußgebiete der Odra und Warta am Ende des 6. Jh. v. u. Z. sind ausreichende Grundlagen vorhanden. Ich beanstande gleichzeitig die Feststellung von J. Chochorowski über die in Kotouc, Polanowice und Smolenice sowie in Wicina gefundenen Pfeilspitzen sog. skythischen Typs, daß sie so spät, von der zweiten Hälfte des 5. Jh. v. u. Z. an, datiert werden können und angeblich die Möglichkeit eines mehrmaligen Einfalls in nördlicher Rich tung beweisen 47 48 . Die totale Zerstörung dieser Wehrsiedlungen als Ergebnis eines einmaligen Einfalls kann jedoch keinem Zweifel unterliegen, was auch in der Tat sache seine Bestätigung findet, daß irgendwelche Spuren eines Wiederaufbaus feh len. 47 Auch T. S u 1 i m i r s k i 1973, S. 383, Abb. 2 - Karte. 48 J. Chochorowski 1974, S. 161 ff.