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Zahlreiche Pfeilspitzen des erörterten Typs, die ebenfalls in die Mitte des 6. und in den Anfang des 5. Jh. v. u. Z. datiert werden, wurden in der niedergebrannten Burg in Polanowice, Kr. Gubin, gefunden. Aus dieser Siedlung stammt wahrscheinlich der sog. skythische bronzene Ohrring vom buckelförmigcn Typ (Abb. 9 c), der in der Fachliteratur bisher keine Beachtung gefunden hat 42 . Erwähnung verdient ferner der knöcherne Teil eines Pferdegeschirrs aus dem „Lau sitzer“ Grab in Brozek, Kr. Lubsko (Abb. 9 d). Er wird in die zweite Hälfte oder an das Ende des 6. Jh. v. u. Z. datiert, und seine skythische Provenienz unterliegt keinem Zweifel. Dieses Zicrstück, das zur Grabausstattung gehört, wird von man chen Forschern als Amulett angesehen 43 . Mit der erwähnten Anhäufung scheint schließlich noch die Burg in Kargowa, Kr. Wolsztyn, zusammenzuhängen, aus der mindestens 4 Pfeilspitzen aus der Mitte des 6. oder dem Anfang des 5. Jh. v. u. Z. stammen und die deutliche Spuren einer Zerstörung trägt. Dieses Objekt liegt nord östlich der erwähnten Fundplätze, in einer Zone der größten Annäherung der Flüsse Odra und Obra, wobei das Tal der letzteren sich in dieser Region durch einen weiten Streifen von Seen und Sümpfen auszeichnet, die eine natürliche Barriere gegen Osten bilden. Die Funde von Militaria sog. skythischen Typs (Dolche, Streitäxte, Pfeilspitzen und Teile von Pferdegeschirr) aus dem Gebiet der mittleren Warta und Prosna (Mittel polen) stammen ausschließlich aus Gräbern der lokalen Bevölkerung und werden in das 6.-5. Jh. v. u. Z. datiert. Wie ich bereits an anderer Stelle begründet habe 44 45 , steht ein Teil dieser Funde in direktem Zusammenhang mit dem postulierten Einfall. Ver mutlich sind es Beutestücke, die zu dem Zeitpunkt erobert wurden, als sich die Grup pen der Eindringlinge nach Kujawien wandten; andere, die in das 5. Jh. datiert wer den, waren wahrscheinlich Importe aus dem Karpatenbecken, was die Möglichkeit eines Austausches bezeugt. Schlußfolgerungen Unsere Betrachtungen hinsichtlich der sog. skythischen Einwirkungen auf das Gebiet der Lausitzer Kultur knüpfen an letztlich von M. Pärducz publizierte Bemerkungen an65, die sich auf das Karpatenbecken beziehen. Zu den Ergebnissen sind jedoch beide Seiten unabhängig voneinander gelangt. Pärducz nimmt an, daß zwischen den Jahren 570 560 und 480 v. u. Z. eine Verschiebung aus dem Osten in zwei Wellen durch die „skythischen“ Stämme oder Stämme mit der skythischen Kultur aus der Waldsteppenzone erfolgte, wobei er diese Bewegung in die zweite Hälfte oder ans Ende des 6. Jh. v. u. Z. datiert 46 . In der oben genannten Phase haben die geschlossenen 42 Siche H. Jentsch 1889, S. 22 und Taf. IV, 9; dieser Gegenstand wurde nicht in meiner Mono graphie, Z. Bukowski 1977, passim, publiziert. 43 R. Grenz 1970, S. 37. 44 Z. Bukowski 1974, S. 51 ff. 45 M. Pärducz 1973, S. 27 ff. 46 M. Pärducz 1973, S. 39 - Karte 5.