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Pforte) in den Oderraum und weiter bis nach Norddeutschland. Von nicht geringerer Bedeutung war jedoch auch der Weg von Mähren über die Böhmisch-Mährische Höhe nach Böhmen und von da über das Erzgebirge (gegebenenfalls auf dem Elbewege und weiteren Übergängen) weiter nach Norden. Neben den Erwägungen über die belegbaren Verbindungswege der kulturellen und zivilisatorischen Infiltration erhebt sich noch die Frage, welche kulturelle Zugehörig keit wir den einzelnen Belegen dieser Infiltration zuschreiben können und ob darin die primäre Grundlage überwiegt oder der sekundäre Anteil. Vom objektiven Gesichts punkt aus wäre es vielleicht richtiger, vom primären Zentrum auszugehen; doch darf die Tatsache nicht übersehen werden, daß gerade beispielsweise die kulturelle Beein flussung aus dem Karpatenbecken in seinen Nachbargebieten örtlich modifizierte Kul turen entstehen ließ, die dann selbst auf die kulturelle Entwicklung in weiteren Ge bieten Einfluß nahmen. Sehr ausdrucksvoll und für die weitere Entwicklung sowohl in Böhmen wie auch in Sachsen und im Mittelelbe-Saale-Gebiet von großer Bedeutung waren die Beziehun gen nicht nur im Verlauf 2 , sondern vor allem am Ende der älteren Bronzezeit und zu Beginn der Mittelbronzezeit, wo in beiden Gebieten eine verhältnismäßig intensive Besiedlung der jüngeren Stufen der nticer Kultur vorhanden war. In Böhmen, im Milieu der jungen Üneticer Kultur, wurde auch die Bedeutung der Vetefover Ein flüsse gewürdigt 3 4 . Böhmen war jedoch in diesem Falle nicht nur ein Gebiet, das von den Einflüssen des Mad’arovce-Veterover Umkreises erfaßt wurde, sondern auch ein Gebiet, das diese Einflüsse weitervermittelte. Einer der Bereiche, in den von hier aus die kulturelle Strömung aus dem Karpatenbecken eindrang, war auch das Gebiet Sachsens einschließlich der Lausitz. Doch wurden die angeführten Bereiche noch von einem weiteren und offenbar intensiveren Strom erfaßt, der seinen Weg durch die Moravskä bräna nach lsk nahm. Sein Vordringen können wir an Funden sowohl im westlichen Maopolska als auch in Görny 5 6 und Dolny Slsk6 und ferner bis in die westlichen Teile von Wielkopolska 7 verfolgen. Es läßt sich nicht ausschließen, daß an diesem durch die Moravskä bräna vermittelten kulturellen Beeinflussungs prozeß aus dem Mad’arovce-Veterover Milieu nicht auch die frühe mitteldanubische Hügelgräberkultur 8 Anteil hatte. Die Beeinflussung der kulturellen Entwicklung in Mitteleuropa durch Elemente aus dem Südosten können wir nicht nur am keramischen Inventar, sondern auch an den kultischen und rituellen Bräuchen verfolgen, wie es z. B. die Pithosbestattungen sind. 2 I. Pleinerovä 1967, S. 59-62. 3 E. Plesl 1954, S. 225-240; ders. 1965 b, S. 457 ff., I. H n i z d o v ä 1954, S. 193 ff.; I. Plei- ncrovä 1958, S. 58-66; d i e s. 1961, S. 111 ff.; d i c s. 1965, S. 53-55; I. P1 e i n e r o v ä und V. Moucha 1964, S. 51-62; V. M o u c h a 1963, S. 9 ff. 4 S. Nosek 1961, S. 40; J. K o s t rz c w s k i, W. Chmielewski, K. J a z d z e w s k i 1965, S. 134 f. 5 M. Gedl 1963, S. 419 ff.; ders. 1972, S. 87-88. 6 Z. B. W. Sarnowska 1963, Abb. 8. 7 Z. B. B. M. Gim butas 1965, S. 272, fig. 181. 8 G. B i 11 i g 1963, S. 265.