seiner Ausbildung und auch der Vertiefung seiner theoretischen Kenntnisse arbeitete, blieben weitere Erfolge nicht aus. Hierbei halfen ihm eine von frühester Jugend an geübte intensive Beobachtung der Natur und ihrer Gesetzmäßigkeiten sowie sein praktischer Sinn, der ihm die Anwendung vieler handwerklicher Kniffe fast spielend gestattete. Oft haben wir uns die Frage gestellt, was aus Artur Pietzsch hätte werden können, wenn ihm ohne äußere Not die heute so selbstverständlich erscheinenden Aus bildungsmöglichkeiten von frühester Jugend an geboten worden wären. So aber wurde er durch harte Prüfungen, Energie, Ausdauer und den zeitweise nötigen ver bissenen Optimismus zu einem ausgesprochenen Selfmademan eigener Prägung. Nach dem Kriege hat er sich als Leiter der Werkstätten bleibende Verdienste um den Aufbau der gesamten, zunächst noch kleinen Dienststelle erworben und war nicht nur maßgeblich an den Grabungen der ersten Jahrzehnte beteiligt (Dresden-Coschütz, Gaußig, Sachsendorf, Brohna, Nimbschen, Niederkaina 1950, Zehren und Meißen), sondern hat durch graphische Arbeiten, Versuche und weitere Rekonstruktionen ent scheidend zum Ansehen der Einrichtung mit beigetragen. In diese Zeit fallen die Untersuchungen zur Steinbearbeitung einschließlich der Frage eventueller ältester Steinpflugscharen, der Abschluß der ausgedehnten Forschungen zur Wendelringtech nik, die originalgetreuen Nachbildungen von Bronzegefäßen, von Fibeln, aber auch von Knochenkämmen, und das Schmieden von Eisengeräten, -waffen und -sporen. Inzwischen war auch die osteologische Vergleichssammlung durch seine Initiative neu erstanden und bietet allen eine große Hilfe bei der ersten Bestimmung von Tier knochenfunden. Bei allem Erreichten nimmt es nicht wunder, daß Artur Pietzsch in Fachkreisen all gemein „Meister Pietzsch“ genannt wurde. Er konnte sich für seine Arbeit begeistern und vermittelte diese Begeisterung vor allem auch der Jugend. Gerade in den beiden letzten Jahrzehnten seiner Tätigkeit war er maßgeblich an den Unterrichtungen für das 5. Schuljahr, aber auch für die 9. und 11. Klassen sowie an Jugendweihestunden beteiligt. Für seine fachlichen Leistungen wurde er als Aktivist geehrt, und seine erzieherische Arbeit wurde durch die Verleihung der Pestalozzi- und der Artur- Becker-Medaille anerkannt. Artur Pietzsch verkörpert ein Stück Museumsgeschichte. Allem Fortschrittlichen aufgeschlossen, war auch für ihn die Natur für die ursprüngliche Entwicklung der Technik das Vorbild, ihre Beobachtung eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Erfindungen. Artur Pietzsch gehörte vom Handwerklichen her einer Generation an, die im Aussterben begriffen ist und bei der nach den Worten eines bekannten Fach kollegen Gehirn, Augen und Fingerspitzen noch eine Einheit bildeten. Werner Coblenz