AFD Arbcits- u. Forschungsber. z. sächs. Bodendenkmalpflege 22, 1977 S. 225-236 DIE BRONZE- UND HALLSTATTZEIT BÖHMENS UND IHRE WECHSELBEZIEHUNGEN ZUM SÜDEN DER DDR Von Evzen Plesl Die Vielzahl und Vielgestaltigkeit der kulturhistorischen Beziehungen zwischen den südlichen Teilen der DDR und Böhmen in der Bronze- und Hallstattzeit gestattet es im Rahmen dieses Beitrages nicht, bis in alle Details zu gehen. Einige davon möchte ich jedoch erwähnen, nämlich solche, die nicht nur in der historischen Ent wicklung unserer beiden Nachbargebiete wichtige Marksteine darstellen, sondern breitere europäische Bedeutung und Gültigkeit besitzen. Einige Belege dieser Wech selbeziehungen sind bereits detailliert ausgearbeitet und allgemein anerkannt, andere hingegen befinden sich mehr im Stadium von Arbeitshypothesen. Aus ihrer Gesamt heit geht jedoch der Anteil der einzelnen geographischen Bereiche an der Entwick lung Mitteleuropas (und manchmal auch ausgedehnterer Gebiete) in der Bronze 1 - und Hallstattzeit hervor. In der älteren Bronzezeit stellten beide Gebiete nur einen kleinen Bruchteil des gan zen weiten von der Slowakei bis zur Schweiz reichenden Areals dar, in dem wir im Rahmen der frühbronzezeitlichen Kulturen eine bestimmte Übereinstimmung kon statieren können. Die Ursachen dieser Erscheinung müssen wir im breiteren Bereich des Karpatenbeckens suchen, das als ein an den Grenzen zweier selbständiger Kul turökumenen (der südöstlichen und der mitteleuropäischen) liegendes Gebiet mit unter selbst Vermittler und sekundäres Kommunikationszentrum war. Zugleich darf die Tatsache nicht vergessen werden, daß der Prozeß der Beeinflussung der benach barten wie der entfernteren Gebiete aus diesem ökonomisch wie kulturell höher ent wickelten Zentrum nicht einmalig war und daß er sich auch nicht nur mit einer Kul tur verknüpfen läßt. Seine Aussage verfolgen wir nicht nur in den Belegen der ma teriellen Kultur, sondern auch in den zivilisatorischen Impulsen und den rituellen Bräuchen. Durch diese Einflüsse kam es zu einer Vereinheitlichung der kulturellen Entwicklung in Mitteleuropa, die sogar in einigen seiner Teile einen intensiveren Verlauf nahm. Nach den bisher zugänglichen Funden und dem Stand ihrer Auswertung müssen wir in bezug auf Böhmen und Sachsen zumindest zwei Hauptrichtungen in Betracht zie hen, in denen diese Einflüsse aus dem Karpatenbecken vermittelt wurden. Da war vor allem der traditionelle Verbindungsweg durch die Moravskä bräna (Mährische d 1 E. Plesl 1974, S. 342-364.