Die Ähnlichkeiten in der Kulturausbreitung zwischen dem Süden der DDR und Polen betreffen auch die Kugelamphorenkultur. Die polnischen Gebiete haben sich im Zentrum dieser Kultur befunden, die südlichen Gebiete der DDR dagegen auf ihrer südwestlichen Peripherie. Fast ganz Polen und das ganze Gebiet der DDR wur den von dieser Kultur eingenommen. Die große Einheitlichkeit der Kugelamphoren kultur bewirkte für längere Zeit einen stärkeren Integrationsprozeß. Wenn in der Blütezeit der Trichterbecherkulturen die Kontakte nach Westen bis an den Rhein stärker hervortreten, so verschiebt die Kugelamphorenkultur dagegen den Schwerpunkt ein wenig nach Osten. Aber als Gesamtheit besitzt sie deutlich mitteleuropäischen Charakter. Die reiche Besiedlung des südlichen Teils der Deutschen Demokratischen Republik „zog“ die Gruppen der Kugelamphorenkultur „stärker an“ (nach H. Behrens), führte aber auf diese Weise ohne Zweifel auch zur Vernichtung der älteren Kulturen. Ohne hier auf Einzelheiten näher eingehen zu können, muß man annehmen, daß die Kugelamphorenkultur weder im Bereich der DDR noch in Polen eine besonders schöpferische Rolle gespielt hat, ausgenommen die schon erwähnten Vereinigungs tendenzen, die sogar in gewisser Weise zu einer Art engster kultureller Gemeinschaft der beherrschten Gebiete führten. Die radikalsten Veränderungen haben die Gruppen der schnurkeramischen Kultur mit sich gebracht. Ohne sich in Diskussionen über ihre Entstehungsgeschichte einzulassen (diesem Problem könnte man ein vieltägiges Symposium widmen), nehme ich ent gegen den immer öfter auftretenden Anschauungen von ihrer mitteleuropäischen Genesis nach T. Sulimirski eine osteuropäische Herkunft an. Über ihre historische Rolle im Süden der Deutschen Demokratischen Republik hat sich am ausführlichsten und deutlichsten U. Fischer ausgesprochen. Er hat zuerst festgestellt: „. .. es gibt in der ganzen Vorgeschichte keine zweite Kultur, die Mittel deutschland zu so einem zentralen und geschlossenen Kulturraum mit großer Strah lungskraft gemacht hätte.“ In weiteren Sätzen verstärkt er noch diese Beurteilung und bemerkt: „Die Schnurkeramik aber ist eine der auffälligsten Erscheinungen in der gesamten prähistorischen und historischen Entwicklung dieses Raumes über haupt.“ Und die bedeutende Siedlungsintensität der schnurkeramischen Kultur im südlichen Teil der DDR ist für mich ein Beweis und eben ein klassisches Beispiel für die östliche Herkunft dieser Kultur, die sich dann in einem attraktiven Gebiet um Saale und Mittelelbe niedergelassen hat. Die erste Welle dieser Wanderungen, die ohne Zweifel meist dynamisch war, ist am weitesten nach Westen vorgedrungen und hat hier tatsächlich starke Einflüsse ausgeübt. Von hier breiteten sich weitere Einwir kungen in verschiedenen Richtungen aus. Radikale Veränderungen, zu welchen es da mals im südlichen Teil der DDR gekommen ist, ergaben sich meiner Meinung nach aus einer sehr starken, sicherlich erstmaligen Kulturverbindung mit Osteuropa. Das Elbe- Saale-Land befand sich zwar fast an der westlichen Peripherie des Kulturgebietes der Schnurkeramik, aber auf der Basis seiner großen Siedlungsintensität hat es eine sehr wichtige Rolle gespielt und einen starken Einfluß auf die weitere Entwicklung ausgeübt.