aus, auch wenn das nicht immer und überall mit der gleichen Bereitwilligkeit geschah und die Intensität der Einwirkungen in verschiedenen Gebieten unterschiedlich ge wesen sein wird. Man möchte darum mit Bevölkerungsbewegungen, Verschiebungen und Änderungen im Laufe der Zeit rechnen. Die neolithische Besiedlung im südlichen Teil der DDR fällt annähernd mit dem linken Stromgebiet der Mittelelbe zusammen. Am Ostrand der Ökumene häuft sich eine Gruppe Fundstellen in der Umgebung von Dresden, die den mitteldeutschen Siedlungsraum mit dem nordwestböhmischen verbinden soll' 1 . Nach älterer Ansicht ist diese Gruppe eher mit der böhmischen Linienbandkeramik in Verbindung zu brin gen 4 5 , und zwar aufgrund eines Vergleiches mit den Funden, die in der Umgebung von Üsti n. L. und Teplice zutage gekommen sind. Versuchen wir nun, Gepräge und Wandlungen des linienbandkeramischen Inventars aus dem mitteldeutschen „Inter polationsbereich“ mit Bezug auf die bekannten Erscheinungsformen der ostböhmi schen und niederländischen Linienbandkeramik zu bestimmen. Setzen wir voraus, daß sich die mitteldeutsche Linienbandkeramik etwa in der Mitte des historischen Entwicklungstrends befindet, der vom mittleren Donauraum aus geht und der oberen und mittleren Elbe folgend in das Rheinland bis an den Nieder rhein zielt 6 . Die Lösung der historisch-geographischen Fragen wird dann einmal die genaue Kenntnis der regionalen chronologischen Abfolgen, zum anderen eine zu mindest elementare Quantifikation des archäologischen Materials erfordern. Setzen wir die Existenz zweier genügend weit voneinander entfernter chronologischer Ab folgen in diesem geographischen Trend voraus und weiterhin, daß der Verlauf an nähernd gleichmäßig war, verwenden wir dazu die chronologische Einstufung in Entwicklungsphasen, die in den Siedlungen von Bylany, Geleen und Elsloo erarbei tet wurden, und nehmen wir an, daß diese analoge Zeitabschnitte mit annähernd gleicher historischer Gültigkeit darstellen. Typologische „Interpolation“ Dem Vergleich liegen die verschiedenen Ausführungsarten der linienbandkerami schen Ornamente zugrunde, die ein ausdrucksvolles System deskriptiver Merkmale von nachweisbar chronologischer und geographischer Bedeutung bilden. Unsere quan titative „Interpolation“ geht von älteren Veröffentlichungen der Funde aus dem Mit telelbe-Saale-Gebiet 7 aus, wobei nicht sicher ist, ob die Auswahl der abgebildeten Gegenstände auch genau der Häufigkeitsverteilung gerecht wird. Darum sind die angeführten Zahlen als ungenau zu betrachten. Dennoch liegen in einer Reihe Fälle die Schätzwerte zwischen den beiden Grenzwerten. Die Abweichungen werden bei der Besprechung der einzelnen Ausführungsarten diskutiert werden. Die älteste und 4 H. Behrens 1973. 5 H. Butschkow 1935, S. 5. 6 B. Sielman 1972. 7 H. Butschkow 1935.