LDP: Publikationen des Landesamts für Archäologie Sachsen
Saxonica
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Titel
Ähnlichkeiten und Unterschiede der kulturellen Entwicklung im Frühneolithikum und in den Anfängen des Mittelneolithikums im Wisła-, Oder-, und Mittelelbe-Saale-Gebiet
faßt sind, muß man feststellen, daß die verglichenen benachbarten Besiedlungszonen des Frühneolithikums und der Anfänge der Mittelneolithikums, je nach ihren Pha sen, nur Bestandteile derselben oder auch verwandter und sich gegenseitig beein flussender archäologischer Kulturen bildeten. Letztere waren wiederum Bestandteil eines in breitem Rahmen verstandenen Kulturkreises. Daher weisen die sie repräsen tierenden Stämme in den einzelnen Horizonten viele gemeinsame Merkmale auf, und zwar im Bereich der Siedlungs- und Wirtschaftsformen, des Kultes, insbesondere der Formen und Ornamentik von Tongefäßen. Gleichzeitig wirken neben den einheit lichen Merkmalen allmählich immer stärker anwachsende differenzierende Prozesse. Sie umfaßten auch Gebiete, die von diesem Kulturkreis nördlich der mitteleuropäi schen Gebirge eingenommen waren. Die dort entstehenden Siedlungszentren waren, je nach der geographischen Lage, bereits von Anfang an von Stämmen mit einer etwas anders gearteten Tradition eingenommen worden. Auch war die gesamte spätere kulturelle Entwicklung dieser Zonen nicht nur von den örtlichen Bedingungen ab hängig, sondern auch in einem beachtlichen Maße von stärkeren oder schwächeren Bindungen mit verschiedenen lebensstarken Entwicklungszentren in den Donau gebieten und in Böhmen, von wo sie deutlich erkennbare kulturelle Anreize schöpfte. Obige Tatsachen trugen auch zur Entstehung immer größerer kultureller Unterschiede bei, die in einem hohen Grade die kulturellen Differenzierungen im Süden wider spiegelten. Sie übernahmen jedoch hier vorwiegend eigene lokale Formen. Meistens kam es in diesen Gebieten sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht zu einer Vermischung mit Elementen, die aus verschiedenen Zentren stammten. Eine Vertiefung der kulturellen Unterschiede zwischen den hier verglichenen Län dern bewirkten auch jene schwachen unmittelbaren Kontakte, die nördlich der Kar paten, der Sudeten und des Erzgebirges in Richtung von Ost nach West verliefen. Das betrifft vor allem das Oder- und Mittelelbe-Saale-Gebiet. Sie entstanden hier erst, als der Fortschritt der Neolithisierung des nördlichen Mitteleuropa sich ver stärkte und sich die Kontaktwege über die europäische Tiefebene belebten, d. h. am Ende der Entwicklung der sog. donauländischen Kulturen. Das Anwachsen dieser Kontakte erfolgte wahrscheinlich sogar etwas später. Diese Tatsachen verwischten zwar nicht vollständig die kulturellen Unterschiede zwischen den uns hier interessie renden Ländern, sie bewirkten jedoch, daß deren Verbindungen und Einflüsse weit vielseitiger wurden. Die gesamte Entwicklung der Trichterbecher- sowie der späteren Kulturen weist deutlich darauf hin. LITERATURVERZEICHNIS H. Behrens 1973 W. Coblcnz 1953 J. Driehaus und H. Behrens 1961 Die Jungsteinzeit im Mittelelbe-Saale-Gebiet. Berlin. Bemerkungen zur Jordansmühler Kultur in Sachsen. In: AFD 3, S. 31 ff. Stand und Aufgaben der Erforschung des Jungneolithikums in Mittel europa. In: L’Europe ä la fin de l’age de la pierre. Praha, S. 233 ff.