LDP: Publikationen des Landesamts für Archäologie Sachsen
Saxonica
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Titel
Ähnlichkeiten und Unterschiede der kulturellen Entwicklung im Frühneolithikum und in den Anfängen des Mittelneolithikums im Wisła-, Oder-, und Mittelelbe-Saale-Gebiet
ÄHNLICHKEITEN UND UNTERSCHIEDE DER KULTURELLEN ENTWICKLUNG IM FRÜHNEOLITHIKUM UND IN DEN AN FÄNGEN DES MITTELNEOLITHIKUMS IM WISLA-, ODER-, UND MITTELELBE-SAALE-GEBIET Von Tadeusz Wislanski Der Beginn und die Entwicklung des gesamten Frühneolithikums (ca. 4600/4500 bis 3500/3400 v. u. Z.) in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wie auch in den Flußgebieten der Oder und Wisla standen, wie allgemein bekannt ist, mit dem sog. Donaukulturkreis in Zusammenhang. Diese Gebiete waren ein natürlicher Ex pansionsraum jener ältesten Bodenbauvölker in nördlicher Richtung. Ein gewisses Hindernis bei der freien Ausbreitung in dieser Richtung stellten zwar die Bergzüge dar, doch führte eine Reihe günstiger Pässe über sie hinweg (u. a. die Moravskä bräna - Mährische Pforte, das Becken von Klocko, der Durchbruch der Elbe). Über diese Wege verbreiteten sich die besprochenen Ackerbaukulturen, wobei sie allmäh lich die sich nördlich der mitteleuropäischen Gebirge hinziehende fruchtbare Löß- zone in Besitz nahmen. Auf demselben Weg drangen auch deren spätere Migrations wellen und südliche Ideen dorthin. Auf diese Weise gestalteten sich drei sekundäre Zentren der Bodenbauzivilisationen: das sächsisch-thüringische, das schlesische sowie das kleinpolnische (Abb. 1). Sie stellten zwar nicht völlig geschlossene Einheiten dar, doch wollen wir jedes Gebiet in dieser allgemein gehaltenen Skizze als Ganzes be handeln. Sie waren voneinander durch breite Zonen getrennt, Räume, die für eine Bodenbaukolonisierung nicht besonders günstig waren und noch längere Zeit hin durch nur von mesolithischen Stämmen bewohnt wurden. Die Mesolithiker mieden in Polen ähnlich wie in den benachbarten Gebieten die Löß- und Schwarzerdeböden 1 . Siedlungsspuren der ältesten Bodenbauer, die den frühesten Phasen der Linienband keramik in Mähren, Böhmen und im Mittelelbe-Saale-Gebiet entsprechen 2 , fand man in Polen bis jetzt lediglich am Oberlauf der Wisla 3 , neuerdings auch in Slsk. Sie kom men sehr selten vor. Das in Malopolska und Slsk gefundene Material aus dieser Zeit unterscheidet sich in den erfaßbaren Merkmalen nicht von dem mährisch-böhmischen oder Funden aus dem Mittelelbe-Saale-Gebiet (Abb. 2,1-5). Erst in der Zeit, die der mittleren Phase der Linienbandkeramik entspricht (sog. No tenkopfphase), wächst in beachtlichem Maße die Anzahl der Fundorte. Dies stand 1 Nur in Tälern größerer Flüsse - u. a. T. W 1 s 1 a n s k i 1969, S. 42; A. Kul czycka-Le ci e- jewiczowa 1970, S. 69; S. K. K o z 1 o w s k i 1972; H. B e h r e n s 1973, S. 41 ff. 2 U. a. H. Quitta 1960, S. 1 ff., 153 ff. 3 A. Kul czy cka-Leciej ew iczo wa 1970, S. 19, Abb. 4.