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dürfte sich die höhere soziale Stellung in den Phasen III und IV, als die Burg Groitzsch auch politisch eine bedeutende Rolle spielte, in diesen Verhältniswerten widerspiegeln. Bezeichnend ist, daß in Phase V, als die Burg an Bedeutung verlor, das Huhn wieder stark überwiegt. Tabelle 24. Burgphase Verhältnis der Zahl der Gänseknochen zur Zahl der Hühnerknochen V i/n III IV a d a d a d a d Gans 19 30,2 157 61,8 15 75 37 22,3 Huhn 44 69,8 97 38,2 5 25 129 77,7 Summe 63 254 20 166 Eine weitere wirtschaftlich nicht zu begründende Besonderheit ist das Auftreten besonders kleiner Tiere in den Phasen III und IV. In Phase III sind zwei verschiedene Formen dackelartiger Hunde vorhanden (S. 104 f.), kleine Pferde von nur 118 cm Widerristhöhe (S. 110) sowie ein Huhn von der Größe eines Zwerghuhnes (S. 136). In Phase IV ist es ein kleines Pferd von 120 cm Widerristhöhe. So wie man an verschiedenen Fürstenhöfen zur Steigerung des eigenen politischen Prestiges Tiergärten einrichtete, in denen man meist exotische Tiere hielt (Hauk 1963, S. 57), können in Groitzsch diese kleinen Tiere aus Freude am Besitz von Ab sonderlichkeiten oder auch zur Belustigung von Gästen, im Grunde aber wohl auch zur Steigerung des eigenen Ansehens gehalten worden sein. 4.23 Die Bedeutung des Ziergeflügels Als exotische Tiere, die in Groitzsch gehalten wurden, lassen sich in Phase III und in Phase V Pfauen nachweisen. Somit wurden am Hofe Wiprechts von Groitzsch und seiner Nachfolger neben den besonders kleinen Haustieren auch exotische Vogel arten gehalten, die durch ihr herrliches Federkleid sicher allgemeine Bewunderung erfuhren. Wahrscheinlich wurden die Pfauen auch gegessen, wobei es wohl nicht so sehr auf den Geschmack des Fleisches ankam, der durch Gewürze überdeckt werden konnte, als vielmehr darauf, ein Schaugericht auf die Tafel bringen zu können. Derartige Schaugerichte durften in der damaligen Zeit bei großen Festessen nicht fehlen (Schied- lausky 1956, S. 28). Die Vögel wurden zwar gekocht, aber im Schmucke ihres Feder kleides aufgetragen, was natürlich eine besondere Koch- und Präparierkunst erfor derte. Derartige exotische Tiere wird man aber wohl nur an besonderen Feudalsitzen haben halten können, und solche „Kochkünstler“, die es verstanden, die Schauessen richtig zuzubereiten und herzurichten, werden sich nur reichere Feudalherren haben leisten können. Somit weisen auch die Reste des Ziergeflügels auf die höhere soziale Stellung der Bewohner der Burg Groitzsch im 12. und 13. Jh. hin.