Der ziemlich gleichhohe Anteil von männlichen und weiblichen Rindern unter den Schlachttieren in den Phasen III und IV (vgl. Tabelle 7) ist wohl in erster Linie durch den hohen Prozentsatz an jüngeren Tieren, die noch nicht das fortpflanzungsfähige Alter erreicht hatten, zu erklären. Bei dem osteometrischen Vergleich der Rinderknochen (S. 114 f.) konnte festgestellt werden, daß die Rinder in Phase I/II ein wenig größer waren als in Phase III. An scheinend hatte der etwa mit Phase III beginnende Landesausbau keine positiven Auswirkungen auf die Entwicklung der Viehzucht. Vielmehr kann angenommen werden, daß durch eine zu hohe Stückzahl von Rindern pro Weidefläche ein geringes Absinken der Körpergröße erfolgte. Schafe und Ziegen waren in Phase I/II noch etwa gleichstark vertreten, doch änderte sich dieses Verhältnis ab Phase III zugunsten des Schafes. Die Ziegen sanken nahe zu zur Bedeutungslosigkeit herab. Offensichtlich wurden sie dort, wo ausreichendes Milchaufkommen durch die Rinder gesichert war, nur in sehr geringer Zahl gehalten. Hingegen dürfte das Schaf wegen seiner Wolle immer größere Bedeutung erlangt haben. Beim Schwein sind in Phase III gegenüber Phase I/II keine wesentlichen Verände rungen festzustellen. Es wurde weiterhin als ganzes Tier abgegeben und in der Burg geschlachtet. Lediglich die Zahl der männlichen Tiere stieg gegenüber der der weib lichen noch an. In Phase IV sind nahezu die gleichen Verhältnisse anzutreffen wie in Phase III. Da gegen zeichnen sich in Phase V wieder stärkere Unterschiede ab, die auf eine weitere Änderung des Wirtschaftsgefüges hindeuten. Es ist die Zeit, in der die Burg allmäh lich an Bedeutung verlor und die Hauptversorgung vermutlich durch einen zur Burg gehörigen Wirtschaftshof erfolgte, da die festgestellten Verhältnisse ein stärkeres Hervortreten wirtschaftlicher Gesichtspunkte erkennen lassen. Von Rind und Schaf/Ziege wurden weiterhin Teilstücke in die Burg geliefert, die aber nun wieder in stärkerem Maße von älteren weiblichen Tieren stammen. Offen sichtlich spielte die Sicherung der Nachzucht und beim Rind in gewissem Maße auch die Gewinnung von Milch und Milchprodukten eine größere Rolle. Vom Schwein wurden nun fast nur noch jüngere männliche Tiere, die nicht zur Weiterzucht be nötigt wurden, in die Burg gebracht und wahrscheinlich weiterhin erst dort geschlach tet. Das Vorherrschen des Rindes gegenüber dem Schwein in Phase V kann mit den im Laufe des 12. und 13. Jh. erfolgten umfangreichen Rodungen Zusammenhängen, durch die die Möglichkeiten der Waldweide für die Schweine sich verringerten, die der Grasweide für die Rinder sich aber verbesserten. 4.21 Die Bedeutung der übrigen Haustiere Für die Nahrungswirtschaft spielte das Hausgeflügel keine große Rolle, denn auf Grund der geringen Fleischmenge pro Tier hatte es nicht die Bedeutung wie die Haussäugetiere. Die Hühner wurden allerdings wegen ihrer Eier geschätzt, die sich