4.12 Die Bedeutung des Fischfangs für die Nahrungswirtschaft Die Zahl der Fischreste ist im Knochenmaterial von Groitzsch außerordentlich nied rig. Es fanden sich nur ein Hechtwirbel aus Phase I/II, ein Welsknochen aus Phase III, 2 Hecht- und 3 Karpfenknochen aus Phase V sowie 2 z. Z. nicht bestimmbare Knochen aus den Phasen IV und V. Daraus müßte man schließen, daß der Fisch fang in der damaligen Zeit ohne Bedeutung gewesen ist. Auffällig ist jedoch, daß alle Fischreste von Groitzsch von großen bis sehr großen Individuen stammen (vgl. Kapitel 3.6). Es ist nun aber kaum anzunehmen, daß in der Burg nur hin und wieder einmal besonders große Fische für die Tafel zubereitet wurden. Vielmehr dürften Fische einen nicht geringen Teil der Nahrung ausgemacht haben, denn bekanntlich waren sie insbesondere in der Fastenzeit ein wesentlicher Bestandteil der Eiweiß nahrung. Wahrscheinlich haben sich Fischreste in größerer Zahl nur unter besonders günstigen Bedingungen erhalten können. Auf den meisten Fundplätzen werden die relativ dünnwandigen Knochen der kleineren Fische im Laufe der Zeit entweder vernichtet worden oder doch so brüchig geworden sein, daß sie nur selten als Knochen erkannt werden und kaum zu bergen sind. Daher enthalten die meisten Fundkomplexe nur die festeren Knochen der größeren Fische. Eine eindeutige Aussage über die Bedeu tung des Fischfangs für die Nahrungswirtschaft ist aber daraus nicht abzuleiten. 4.13 Die Jagd in ihrem sozialen Bezug Ein ähnliches Verhältnis von Haustieren zu Wildtieren wie in Groitzsch (vgl. Ta belle 22) konnte in verschiedenen slawischen Burgen in Mecklenburg und in der Lausitz festgestellt werden (Müller, im Druck, Tabelle 16). Lediglich in den Burgen der Spree-Havel-Gruppe war der Wildtieranteil sehr hoch; die Jagd war in diesem Gebiet für die Fleischversorgung eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Eine Besonderheit stellen einige Feudalburgen wie Zehren und Meißen dar, da bei ihnen der Anteil der Wildtierknochen auf mehr als 15 % ansteigt (Müller, im Druck). Außerdem läßt sich in diesen beiden Burgen eine Bevorzugung des Wildes der Hohen Jagd nachweisen. Man sollte annehmen, daß in Groitzsch, zumindest ab Phase III (11./12. Jh.), als Wiprecht nach Groitzsch kam, ein ähnlich hoher Anteil an Jagdtier knochen nachweisbar sein müßte wie in Zehren, doch zeigt sich gerade in dieser Zeit gegenüber Phase I/II ein Abnehmen der Wildtierknochen. Es tritt nun die Frage auf, ob in der näheren Umgebung von Groitzsch überhaupt die Möglichkeit vorhanden war, Jagd in größerem Umfang auszuüben. Der Arbeit von Hoyer (1966) kann entnommen werden, daß noch im 11. Jh. in der Umgebung von Groitzsch zwischen der Saale im Westen und der Mulde im Osten ein großes Waldgebiet bestand. An Stellen, an denen der Wald Lichtungen aufwies, waren meist mehr oder weniger große slawische Siedlungen entstanden, so auch der Burgward Groitzsch. Die Möglichkeit der Jagdausübung wäre also zunächst gegeben gewesen. Im 10. 11. Jh. wurde sie auch - soweit erforderlich - genutzt. In der Zeit Wiprechts wurden