1. Einleitung und Aufgabenstellung Im Bereich der Wiprechtsburg bei Groitzsch wurden in den Jahren 1959 bis 1967 umfangreiche Ausgrabungen durchgeführt, die zum Ziel hatten, den Entwicklungs gang dieser für die mittelalterliche sächsische Besiedlungsgeschichte so bedeutungsvol len Burg zu klären. Wie den Ausführungen von H.-J. Vogt zu entnehmen ist, be stand die Burg bereits im 10. Jh.; sie erfuhr jedoch mehrfach Umbauten, wurde zer stört und wieder aufgebaut, bis sie schließlich im 13. Jh. an Bedeutung verlor. Nach der Zerstörung von 1306 07 blieb sie eine Ruine und zerfiel nach und nach immer mehr, so daß heute nur noch geringe Reste zu sehen sind (Vogt 1965). Auf Grund der verschiedenen Zerstörungshorizonte, die sich im Schichtprofil gut abzeichnen, konnten 5 Burgphasen unterschieden werden. Das bei den Ausgrabungen zutage geförderte archäologische Material, das in großer Menge Tierreste enthielt, läßt sich den einzelnen Burgphasen gut zuordnen. Die Phasen I und II können auf Grund der Funde in das 10. und 11. Jh., Phase III vom Ende des 11. Jh. bis zur Mitte des 12. Jh. datiert werden. Phase III stellt damit die eigentliche Burg des Wiprecht von Groitzsch dar, nach dem die Gcsamtanlage ihren Namen bekommen hat. Wiprecht von Groitzsch war ein bedeutender Feudal herr des 11. 12. Jh. Phase IV reichte bis in die ersten Jahrzehnte des 13. Jh. hinein. Das Ende dieser Phase wird mit der schriftlich überlieferten Zerstörung der Burg durch Markgraf Ludwig von Thüringen im Jahre 1224 in Verbindung gebracht. Nach dieser Zerstörung wurde die Burg wieder aufgebaut, überdauerte aber nur noch das 13. Jh., so daß das Material der Phase V dem 13. Jh. angehört. Aufgabe der vorliegenden Untersuchung ist es, die Unterschiede im Haustierbestand und in der Zusammensetzung der Wildfauna in den einzelnen Burgphasen festzu stellen, um daraus eventuell Rückschlüsse auf eine Entwicklung der Wirtschafts struktur ziehen zu können. 2. Material und Methode Die Tierreste 1 wurden nach den 5 Burgphasen getrennt untersucht, nur das Material der Phasen I und II war gemischt und wurde daher zusammengefaßt. Der Erhaltungs zustand der Knochen ist im allgemeinen gut; die meisten sind jedoch mehr oder weniger stark zerschlagen, so daß man die Knochen im wesentlichen als Küchenab fälle ansprechen kann. Von den insgesamt 404,187 kg Knochen waren nur 14,956 kg (= 3,7 %) nicht be stimmbare Reste. Von einer Bestimmung der Rippenstücke wurde Abstand genom men, da sie sich infolge ihrer Bruchstückhaftigkcit nur selten genau bestimmen las sen und da außerdem ihr Aussagewert gering ist. Sie stammen überwiegend von den 1 Einige Menschenknochen, die sich unter den Tierresten fanden, bleiben hier unberücksichtigt. Es handelt sich aus Burgphase I/II um ein linkes proximales Radiusstück, das im Diaphyscnteil zuge spitzt und angeschliffen ist und offensichtlich als Knochenspitze Verwendung fand, sowie aus Phase V um zwei Schädelbruchstücke, ein Humerusbruchstück, einen Radius, einen Calcaneus und einen Wirbel. Diese Knochen stammen alle von erwachsenen Menschen. Das eine Stirnbeinbruchstück weist kräftige Superciliarwülste auf und deutet auf einen Mann hin.