DER WAWEL IM FRÜHEN MITTELALTER Topographie der Hauptburg Polens Von Andrzej Zaki Der Wawel — der felsige Hügel von Krakau an der Weichsel (Abb. 1) —, seit dem Paläolithikum vom Menschen bewohnt, bildete wahrscheinlich schon eine Verteidigungssiedlung (Burg) der Lausitzer Kultur in der Hallstattzeit. Im frühen Mittelalter, etwa um das 8./9. Jh., in der Ent wicklungszeit des Stammes „Uuislane“ (nach Bayerischem Geograph), er baute man längs seiner Randabhänge Schutzwälle aus Holz, Stein und Erde (Abb. 2 und 3). Es ist bemerkenswert und in Polen fast nicht weiter anzutreffen, daß diese über 760 m lange Verteidigungslinie ohne Unter brechung bis zum Ausgang des frühen Mittelalters und sogar noch später ihre Funktion beibehielt. Natürlich wurde sie im Laufe der Jahrhunderte ständig ausgebessert und ergänzt, wobei man im Westabschnitt dieser Verteidigungslinie eine regelrechte Mauer aus Steinplatten, die durch Gips-Mörtel miteinander verbunden waren — den Mauern aus der vor romanischen Zeit gleichend —, entdeckte. Bei den letzten Untersuchungen stellte es sich heraus, daß die älteste frühmittelalterliche Burg auf dem Wawel, obgleich diese nur einen ein zelnen Ring von Verteidigungswällen besaß, zu einem vielgliedrigen Verteidigungssystem Südpolens in dieser Zeit gehörte. Sein zweiter Teil, in Gestalt eines wahrscheinlich besonderen Walles am Fuße des Hügels, lag auf der Nordseite und nahm vermutlich 5—8 ha Fläche ein. Dort be fand sich im frühen Mittelalter die wichtigste Vorburg, die samt dem Wawel Stadtcharakter hatte. Es besteht die begründete Annahme, daß der Wawel der Sitz eines sehr einflußreichen Fürsten der Wislanen, in der Lebensbeschreibung des hl. Methodius aus dem Ende des 9. Jh. er wähnt, gewesen ist. In der zweiten Hälfte des 10. Jh. gehörte Krakau für kurze Zeit zum Gebiet der Staatsoberhoheit Böhmens (Premysliden) und darauf Polens (Piasten). Es ist bemerkenswert und nicht als Zufall zu deuten, daß wäh rend der Auflösung aller Stammesburgen Südpolens durch die Staats gewalt nur die Burg auf dem Wawel erhalten blieb. In seiner Topographie erfolgten in dieser Zeit evidente Änderungen. Vor allem traten die ersten Steinbauten in Erscheinung, anfangs wahrschein-