DIE BÖHMISCHE MÜNZTECHNIK IN DER ZEIT DES FEUDALISMUS* Von Jarmila Häskovä a) Denarperiode (955—1210) Über die Art und den Prozeß der Münzproduktion in der Zeit des Früh feudalismus, die die Numismatiker als Denarperiode bezeichnen, wissen wir nicht viel. Unsere einzige Erkenntnisquelle bleibt nämlich bloß das Produkt des umfassenden technischen Vermünzungsprozesses — die Münze selbst. Obwohl die auf sorgfältiger Untersuchung der einzelnen Prägungen be ruhende fachkundige Bearbeitung der Münzfunde neue Erkenntnisse zei tigt, kommen wir für diese Periode nicht ohne Applikation der Berichte und Erfahrungen des Spätmittelalters aus. Wir gehen dabei von der all gemein akzeptierten Tatsache aus, daß sich der Produktionsprozeß der Münze während ganzer Jahrhunderte nicht änderte. Auf Grund der böhmischen Quellen 1 können wir das Münzwerk in drei grundlegende Arbeitsphasen einteilen: 1. Vorwerk, 2. Münzwerk und 3. Präge werk 2 . Unter Vorwerk, das meistenteils außerhalb der Münzstätte ablief, ver stehen wir die Herstellung des Rohstoffes für die Prägung. Dieser Roh stoff bestand aus Silber, das in Form ungereinigter Gußstücke aus nahen oder entfernten Erzgruben geliefert wurde. Hinsichtlich der Existenz die ser Gußstücke kann kein Zweifel bestehen, obwohl die spätere Tiefen förderung ihre Spuren größtenteils verwischte 3 . Keinesfalls können wir aber die Entstehung einiger Münzstätten des 10. und 11. Jh. in unmittel barer Nähe von Silberlagern als bloßen Zufall ansehen, wie z. B. im Fall * Dieser Beitrag ist ein Versuch einer Zusammenfassung der in zahlreichen numismatischen Studien publizierten Erkenntnisse hinsichtlich der böhmischen Prägetechnik. Mein Beitrag will nicht detailliert die umfangreiche Problematik der Prägetechnik lösen, sondern eine Übersicht über die bisherigen Kenntnisse geben. 1 Für die Periode des Feudalismus sind die Schriftstücke aus der Münzstätte in Kutnä Hora am wertvollsten; aus ihnen schöpft die in bezug auf das Material ungemein reichhaltige und bis heute unerreichte Arbeit E. Berningers 1912; und ders. 1924. Vgl. hierzu auch Z. Jelinek 1965-1966, S. 129-179. 2 Vgl. P. Radomrsk 1952, S. 33. 3 P. Radomörsky 1952, S. 18; J. Pov 1951, S. 18; dagegen J. Kofan 1955, S. 75.