TÖNERNE FIGÜRLICHE GIESSGEFÄSSE DES MITTELALTERS IN MITTELEUROPA 1 Von Eberhard Kasten 1. Einleitung In den zahlreichen grundlegenden Untersuchungen der letzten Jahr zehnte über die mittelalterliche Keramik blieb das Problem figürlicher Gießgefäße aus Ton weitgehend ungelöst. Die Gründe hierfür mögen in ihrer geringeren Bedeutung neben den zeitgleichen Metallaquamanilien und in der Verstreutheit des Materials liegen. Abgesehen von einigen, kleinere Komplexe behandelnden Arbeiten sind bisher meist nur ein zelne Stücke ohne größeren Zusammenhang veröffentlicht worden 2 . Die vorliegende Arbeit stellt sich das Ziel, die tönernen figürlichen Gieß gefäße des Mittelalters im mitteleuropäischen Raum zusammenzustellen und unter einigen wichtigen Aspekten zu betrachten. Im Vordergrund stehen die Stücke aus dem Gebiet der DDR und der BRD, wenngleich natürlich auch die dabei angestrebte Vollständigkeit nicht erreicht wer den konnte. In die Materialaufnahme einbezogen wurden ferner die CSSR, Österreich und die Schweiz. Hinzu kommen unsystematisch er faßte Objekte aus den Niederlanden, Frankreich und Jugoslawien. Ob wohl zunächst an einen weiteren räumlichen und zeitlichen Rahmen gedacht war, erwies sich im Verlauf der Materialaufnahme diese Ein engung als notwendig. Neben der Erfassung der weit verstreuten Literatur konnte nur eine umfangreiche Korrespondenz sichern, daß keine allzu große Lücken- 1 Der vorliegende Aufsatz geht auf eine gleichlautende, im Sommer 1969 abgeschlossene Diplom arbeit der Fachrichtung Kunstgeschichte/Vor- und Frühgeschichte an der KMU Leipzig zurück. Ich möchte an dieser Stelle dem Landesmuseum für Vorgeschichte, besonders Herrn Dr. W. C o b 1 e n z , für die Möglichkeit der Veröffentlichung danken. 2 Die älteste mir bekannte Publizierung eines mittelalterlichen Ton-Aquamaniles stammt aus dem 18. Jh. (J. G. S. Schwabe 1771). Im 19. Jh. wurde das Problem vor allem durch die englische Forschung aufgegriffen (vgl. die in Anm. 196 aufgeführte Lit.). H. Reiffer scheid (1912, S. 89) wies in seiner grundlegenden Arbeit auch auf keramische Gießgefäße hin. K. Spieß (1914, 1931, 1943) behandelte Ton-Aquamanllien unter vorwiegend mythologi schen Aspekten. W. Fries veröffentlichte 1926 eine Zusammenstellung der wichtigsten da mals bekannten Objekte. E. Schirmer (1939) erfaßte auch die Stücke seines Arbeits gebietes. Unter den neueren Arbeiten verdient vor allem ein Aufsatz K. Cernohorskys (1961) über die mährischen Funde Beachtung, der nicht nur die ältere Literatur zusammen faßt, sondern erstmals auch der sozialen Fragestellung nachgeht. Wichtige Hinweise enthält die Veröffentlichung eines Einzelfundes durch H. Wolf (1965). Neben diesen ausführlicheren Untersuchungen liegen mehrere Publikationen vor, die meist nur einzelne Stücke behandeln. 25 • 387