AUSGRABUNGEN AUF DER WÜSTUNG REINHARDTSWALDE BEI KLEINWOLMSDORF, LKR. DRESDEN Von Klaus Kroitzsch Wüstungsarchäologie, die zur Erforschung dörflicher Ansiedlungen des Mittelalters und zu dem Wüstungsproblem zweifellos einen wertvollen Beitrag zu liefern vermag, wird in Deutschland seit über dreißig Jahren betrieben. Gegenüber der Stadtkernforschung, der Burgen- und Pfalzen forschung, die besonders seit dem Ende des zweiten Weltkrieges bedeu tende Ergebnisse zu verzeichnen haben, befindet sich die archäologische Untersuchung von Wüstungen noch weit im Rückstand. Für das Harz gebiet 1 , Thüringen 2 und Niedersachsen 3 4 liegen eine Reihe von Siedlungs grabungen auf mittelalterlichen Dorfstellen vor. In Sachsen dagegen wur den bisher so gut wie keine größeren Untersuchungen auf Wüstungen durchgeführt". Deshalb sollen hier Befunde und Ergebnisse von For schungen der Fachgruppe Ur- und Frühgeschichte, Radeberg, auf der Wüstung Reinhardtswalde, Lkr. Dresden, vorgelegt werden. Die Wüstung liegt 2,5 km südlich von Kleinwolmsdorf, Lkr. Dresden (Mbl. 4949, Pillnitz; O 9—14; N 10—12; Abb. 1), im nördlichen Teil des Karswaldes. Das Grundgestein des Waldgebietes ist Lausitzer Zwei glimmergranodiorit 5 . Da der Karswald Aufschüttungsgebiet pleistozäner Gletscherschmelzwasser ist, an seiner Südgrenze sind eine Anzahl von Rückzugsmoränen nachweisbar, wird der Granodiorit, bis auf einige kup- pige Höhenzüge, von deckenförmig ausgebreitetem Geschiebesand über lagert, der in der oberen Zone verlehmt ist. Die ehemalige Ortslage erstreckt sich zu beiden Seiten eines Baches, im Volksmund „Die Wüsten Dorfwasser“ genannt. Dieser hat sein Quell gebiet im Wiesengelände am nordöstlichen Waldsaum. Von da aus ver läuft er in einem flachen Tal in West-Ost-Richtung durch die Wüstung und biegt nach etwa 2 km, östlich der Straße Kleinwolmsdorf-Ditters- 1 P. Grimm 1939. A. T o d e 1950. G. Mildenberger 1957. W. Janssen 1965. 2 R. Feustel 1954. 3 W. Wegewitz 1951. F. Niquet 1959. 4 In Wülknitz, Kr. Großenhain, legte A. Mirtschin 1937 den Teil einer Siedlung des 13./14. Jahrhunderts frei. Die zahlreich gefundenen Pfostenverfärbungen, Balkenlagen, Wandfunda mente und Herdstellen ergaben keinen einwandfreien Hausgrundriß. A. Mirtschin 1940. Kleinere Untersuchungen im westlichen Erzgebirgsvorland. E. H u n g e r 1961. G. Eismann und J. Richter 1971. 5 Geologische Spezialkarte des Königreiches Sachsen, 1 : 25 000, Sektion Pillnitz.