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Die beschriebene Fundvergesellschaftung ist, wie obige Aufstellung be reits verdeutlicht, als sekundär vermischt zu interpretieren; Beobachtun gen über eine gewisse Differenzierung in der Typenverteilung innerhalb des Fundgeländes wurden nicht gemacht. Da es sich zudem um Sammel funde handelt, für deren Beurteilung die Unterschiede in der Patinie rung u. E. Schlüsse kaum erlauben 5 , muß die zeitliche und kulturelle Zu ordnung der Steingeräte allein auf formenkundlichem Wege erfolgen. Mit einer Anzahl charakteristischer Feinbohrer (Abb. 2,6—11) und Rük- kenmesser (Abb. 2,7—5), unter denen sich als typische Variante zwei Exemplare mit Endretusche befinden (Abb. 2,1 und 5), sowie einem zin kenartigen Gerät (Abb. 2,12) haben wir bezeichnende Gerätformen des mitteldeutschen Spätmagdaleniens vor uns. Der gleichen Zeitstufe ge hören des weiteren wohl sicher die Mehrzahl der Stichel und einige Klingenkratzer an; eine eindeutige Entscheidung für jedes einzelne Stück zu treffen, erlauben die Fundumstände allerdings nicht, kommen doch beide Gerätformen auch als Begleitindustrie mittelsteinzeitlicher Typenkomplexe vor. Einfache Kratzer dominieren darüber hinaus ferner im Flintgerät, das wir aus gut untersuchten Siedlungen der Bandkeramik kennen 6 , so daß wir damit rechnen müssen, daß ein nicht unerheblicher Teil davon auch im vorliegenden Fundgut neolithisch ist, ebenso wie einige grobe Schaber (z. B. Abb. 6,1 und 3). — Bei der weiteren Durch musterung der Materialien nach Typen, die mit großer Wahrscheinlich keit den genannten jungpaläolithischen anzuschließen sind, fällt der Blick auf das Artefakt (Abb. 7,3), einen Kernstein mit retuschierter Längs kante, der für den ergrabenen Steingerät-Komplex Groitzsch C von H. Hanitzsch als Leitform gewertet wird 7 . Die Einordnung des diskoiden Kerngerätes (Abb. 6,5) hingegen — für Groitzsch C ebenfalls ein charak teristischer Typ 8 — ist nicht mit gleicher Sicherheit möglich, da „Linsen formen“ 9 auch in Sachsen 10 zum festen Formenbestand des Mesolithi kums gehören und somit die Zuweisung zu dieser oder jener Besied lungsperiode unseres Fundplatzes offenbleiben muß. Die Zahl der dem mitteldeutschen Spätmagdalenien zuzurechnenden Fundplätze Sachsens ist im letzten Jahrzehnt erfreulich angewachsen. 5 Zwar besitzt die größere Zahl der typologisch als einheitlich anzusehenden jungpaläolithischen Artefakte die genannte weiße Patina (vgl. Fußnote 4), doch liegen auch Stücke vor, denen diese völlig fehlt (Abb. 2,1, 8 und 10), dagegen einige klare mesolithische Formen, die sich in ihrer Patinierung nicht von den meisten Spätmagdalönlen-Geräten unterscheiden (Abb. 2,15 und 29). «K. Schietzel 1965, Taf. 11-14. 7 H. Hanitzsch 1969, S. 188 und Abb. 2,2. 8 a. a. O., S. 188 und Abb. 2,1. OH. Schwabedissen 1944, S. 125. 10 Vgl. z. B. H. Hanitzsch 1955, Taf. 8,1 und 2. — Materialaufnahme des Verfassers.