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ganz wesentlich. Wegen der Aufwinde erklärt sich auch, warum die Bronzeschmelzen vorwiegend auf Höhensiedlungen zu finden waren und dort wiederum meist an den Westhängen, d. h. dort, wo die meisten Aufwinde beobachtet werden. Ein Luftkanal muß nicht immer im Erdreich eingetieft sein, er kann auch auf den ebenen Boden errichtet werden und von Fall zu Fall auch kleiner sein, sich also der Schmelzstelle (Ofen) und den individuellen Belangen anpassen. In solchen Fällen wird ein Auffinden schwieriger, deshalb muß beim Graben solcher Örtlichkeiten das Augenmerk ganz besonders auf die nähere Umgebung der Schmelzstelle gerichtet werden. Ein Platz, an dem die Luftzuführung eingebaut war, gehört zu jeder Schmelzanlage, denn ohne eine erhöhte Sauerstoffzufuhr kann niemals die zum Schmelzen der Bronze benötigte Hitze erreicht werden, ganz zu schweigen vom Schmelzen des Erzes. Noch im Mittelalter hat es Schmelzstätten gegeben, die mit einem Windkanal versehen waren 25 . Zum Problem früher Kupferverhüttung im Oberharz äußert sich Preuschen 26 . Als weitere Frage wäre der Verbleib der Brandlehmmassen, die beim Aufbrechen des Ofens von der nun stark verziegelten Ofenkuppel her rühren, zu klären. An keiner der Schmelzstellen ist der ganze Brand lehmbruch liegengeblieben. Dafür gibt es aber in der Nähe sehr viele Stellen, auch solche, die einwandfrei Hausfußböden mit den dazu gehörigen Herden darstellen, die bis über 0,10 m dicke Brandlehm einschüttungen aufweisen (Abb. 9). Auffällig an ihnen ist, daß der 25 W. Nowothnig 1965, S. 236 ff. und Taf. 31 sowie Abb. 5, beschreibt eine ausgegrabene Schmelzanlage vom Sommerberg (Oberharz), aus der ein konisch verlaufender Wind kanal zum Hangende führt. Durch diesen Kanal wurde also die Frischluft zum Ofen geleitet. Auf den Abbildungen ist deutlich zu sehen, wie der Kanal in den Ofen ein mündet, „wodurch der Zug des Herdes gewährleistet war“. Weiter unten führt Nowothnig aus: „Die Untersuchungen haben auf beiden Hüttenplätzen (Sommerberg und Brunnenbachtal) den Nachweis erbracht, daß im gleichen Zeitraum Schmelzplätze an geeigneten Plätzen auf Höhen, in Kammlagen und auch in den geeigneten Tälern angelegt und betrieben wurden. Andererseits ist der Nachweis nicht uninteressant, daß man noch im 14. Jahrhundert die Herde (Schmelzöfen) unter Ausnutzung des Win des betrieb, wie der Windkanal am Sommerberg zeigt, der, zwar mit Vorbehalt, als zum Herd gehörig, betrachtet werden muß.“ (Dis Brust des Herdes war wohl durch zwei armstarke Äste zerstört, deshalb dieser Vorbehalt, d. V.) 26 E. Preuschen 1965, S. 250 ff.: „Nach allem, was wir an den Verhüttungsrücklässen der Bronzezeit sehen, stand die Kupfermetallurgie damals schon auf so hoher Stufe, daß man sich viel eher fragen müßte, wie denn in der naturwissenschaftlich immer noch primitiven Zeit der Antike und des Mittelalters ein wesentlicher Fortschritt in dieser Hinsicht hätte erzielt werden sollen. Die Kupfererzverhüttung dieser Zwischenzeit ist, soviel ich sehen kann, noch nicht studiert, aber man wird in der Annahme kaum fehl- gehen, die kleinmaßstäbliche Primitivverhüttung der Bronzezeit habe sich, kaum ver ändert, bis an die Wende vom Mittelalter zur Neuzeit gehalten. Erst die Zeit der in Entwicklung begriffenen Geldwirtschaft, also das 15. Jahrhundert, mag da Möglichkeit und Anstoß zu Fortschritten gegeben haben.“ 61