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Vögte lag und Ebersteiner Lehen war, die Äbtissinnen-Münzen Geltung hatten. Nun sind Brakteaten vom Beginn des 13. Jh. mit Weidenzweig und ohne Äbtissin durchaus nicht zahlreich, und man muß sich die Frage vorlegen, ob die Münzen Heinrichs des IV. tatsächlich genau den gleichen Weiden zweig gehabt hatten wie die seines Weidaer Bruders. Wahrscheinlich wer den wir, wenn wir am Namenssymbol, an der Weide, auch festhalten, an eine veränderte Formgebung, an eine andere Darstellungsform denken müssen. Hier muß nun wieder auf das eingangs beschriebene dreiarmige Zeichen eingegangen werden, das sich neben mehreren anderen Prägungen un bekannter Herkunft eindeutig auf einer vogteilichen Münze vorgefunden hat. Da dieses dreiarmige Zeichen nicht mit dem bekannten Weidenzweig der Weidaer Vögte identisch, eine Ähnlichkeit mit der Spitze eines sol chen Zweiges aber wohl nicht bestreitbar ist, wird man den Schluß ziehen müssen, daß es nur eine Abwandlung des bekannten Weidaer Familien symbols, des Weidenzweiges, darstellt. Es ist nichts Ungewöhnliches, daß sich die Abzweigung eines Geschlechts nur eines Teiles des Symbols bedient, mit dem sich das Stammhaus gekennzeichnet hat. Der Weiden zweig der Weidaer Vögte zeigt zwar nicht immer die gleiche Gestalt, aber er besteht jedesmal aus mehr als drei Blättern. Hätten auch die Geraer Vögte mit diesem vielblättrigen Zweig geprägt, dann wären beide Prä gungen nicht voneinander zu unterscheiden gewesen. Aus diesem Grunde wird sich der jüngere Bruder des Weidaer Vogtes, also der Geraer Vogt, auch eines verjüngten Teiles des Zweiges, der dreiblättrigen Spitze, als Symbol bedient haben. Schon H. Buchenau hatte, als er die Entdeckung des Weidenzweiges für die Weidaer Vögte machte, sich überlegt, ob etwa unter dem Weiden symbol eine bestimmte Spezies gemeint sei und dachte dabei an Färber weid. Ich möchte hier den Gedanken aussprechen, daß man — zumindest bei den Geraer Vögten — nicht unbedingt an die Weide (Salix), sondern auch an ein weidenähnliches Gewächs denken kann. Die Weideriche, Schotenweiderich (Epilobium angustifolium) oder Blutweiderich (Lythrum salicaria) sind Staudengewächse von 60 bis 150 cm Höhe und gedeihen heute noch verbreitet in vielen Arten im Vogtland 18 . Der Scho- tenweiderich ist auch unter dem Namen Weidenröschen bekannt, und wenn man den Brakteat Schwink. 1065 mit der Umschrift GERA in Betracht zieht, zwischen dessen Buchstaben sich je ein Röschen befindet, und damit das Siegel eines Geraer Vogtes vom Jahre 1318 vergleicht 19 . 18 R. W e b e r , S. K n o 1 1 1965. 19 O. Posse 1917, Taf. 29,4.