Zur Zeit der deutschen bäuerlichen Kolonisation und des Landesausbaus, die im Untersuchungsgebiet um die Mitte des 12. Jahrhunderts einsetz ten, gab es größere gerodete Flächen, die nach Aufgabe der Siedlungen, während der Wüstungsperiode, sich wieder bewaldet hatten. Selbstver ständlich gab es innerhalb und außerhalb der Dorfgemarkungen des Erzgebirges und seiner Vor lande auch noch größere Waldflächen, die von der Rodung nicht erfaßt worden waren oder, wie das Reichenbacher Bei spiel zeigte 290 , erst in späteren Jahrhunderten urbar gemacht wurden. Nach den großen Rodungen der Kolonisationsperiode wurde der Wald als wertvoller Wirtschaftsfaktor von den Territorialgewalten schon früh wieder erkannt 291 . Für die Schönburgischen Herrschaften ist ein organi sierter Forstbau bereits 1233 belegt 292 . Damit ist auch für unser Gebiet ein von der neueren Wüstungs- und Kulturlandschaftsforschung ermitteltes Forschungsergebnis nachgewie sen, daß die heutigen Wälder nicht nur Reliktgebiete einer ehemals grö ßeren Bewaldung sind. Die Verteilung und der Umfang des Siedlungs landes vor der Wüstungsperiode unterschied sich von den Verhältnissen im 16. Jahrhundert, und die heutigen großen Forsten sind vielfach erst während und nach der Wüstungsperiode entstanden 293 . Dagegen bedür fen die spezifischen Probleme der frühen Wüstungen des Erzgebirges und seiner Vorlande noch einer eingehenden wissenschaftlichen Untersu chung 294 . Literaturverzeichnis W. Abel 1935 Agrarkrisen und Agrarkonjunktur in Mitteleuropa W. Abel 1953 vom 13.—19. Jahrhundert. Berlin (2. Aufl. Hamburg 1966), bes. S. 42-96. Wüstungen und Preisfall im spätmittelalterlichen W. Abel 1955 Europa. Jahrbuch für Nationalökonomie und Statistik 165, S. 380-427. Die Wüstungen des ausgehenden Mittelalters. 2. Aufl. W. Abel 1962 Stuttgart. Geschichte der deutschen Landwirtschaft vom frühen Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Stuttgart (2. Aufl. 1967). 290 Vgl. S. 262 ff. unter Nr. 4.4. 291 Vgl. A. Krenzlin 1959, bes. S. 169. 292 Vgl. W. Schlesinger 1954, S. 51. 293 Vgl. die Literaturhinweise unter Anm. 4. 294 Nach Manuskriptabschluß wurden uns noch folgende Arbeiten bekannt, die nicht mehr zur Auswertung herangezogen werden konnten: W. Abel, 2. Aufl. 1966; W. Abel, 2.Aufl. 1967; W. Abel (Herausg.) 1967; K. Blaschke 1967; J. Leipoldt 1969. 315