letztere Annahme. Leider geht Lippmann 152 in seiner Chronik von Lich tenstein nicht auf das Schällergut ein. Er berichtet lediglich, daß das ,Scheffler Gut' und 5 Scheunen 1632 auf dem Schäller niederbrannten 153 . Neben dem Schällergut gab es in Lichtenstein auch herrschaftliche Vor werke 154 : das sogenannte Rümpfgut (Albertinenhof), ein Vorwerk zwi schen Färbergasse und Schloßgasse und auf dem sogenannten Rennfeld die herrschaftliche Schäferei. Neben dem Schloß stand ebenfalls ein Vor werk, das heutige Palais 155 . Da die Flur von einem Gut aus weiterbewirtschaftet wurde und nicht verholzt war, werden wüste Güter auf dem Schäller nicht erwähnt. Für eine Ortswüstung sprechen aber die Flurausweitungen von Lichtenstein, Rüsdorf und Bernsdorf und bisher noch geringe Keramikfunde, die bis in das 12. Jahrhundert zurückdatiert werden können. Die Bewohner des sicher nur sehr kleinen Ortes zogen vermutlich in die entstehende Stadt Lichtenstein, und die Stadt bewirtschaftete die Flur weiter durch ein spä ter angelegtes Stadtgut, welches wohl bald in bürgerlichen Besitz über ging und deshalb geschichtlich wenig in Erscheinung trat. Beispiele die ser Art haben wir auch im alten Chemnitz, wo Großgüter in den Wü stungsfluren und den 1402 der Stadt überlassenen Grundstücken der angrenzenden Nachbardörfer entstanden 1 - 56 . Auffällig ist, daß sich im Gebiet des Schäller kein herrschaftlicher Besitz nachweisen läßt, der ge rade in der übrigen Stadtflur von Lichtenstein in Gemengelage mit bür gerlichen Grundstücken vorhanden war. 5. Ein Name der vermuteten Wüstung ist nicht überliefert. Der FIN Schäller beruht auf einem PN Scheller. Verfehlt ist die Ableitung vom Familiennamen Scheffler 157 . 6. Der ehemalige Ort lag auf der rechten Seite des Rödlitzbaches und bil dete wohl eine einreihige Dorfanlage mit kurzen Flurstreifen. 7. Bei Flurbegehungen wurde auf den Feldern hinter den heutigen Gü tern eine spärliche Keramikstreuung festgestellt, die noch keine Aussage gestattet. Die wieder verlorengegangenen Scherben konnten in das 12. bis 14. Jahrhundert datiert werden. 152 B. Lippmann 1964; vgl. auch W. Schlesinger 1935, S. 106, der diese Möglichkeit offen läßt. 153 B. Lippmann 1964, S. 81. 154 Vgl. W. Schlesinger 1935. S. 103 ff. 155 B. Lippmann 1964, S. 38 ff. 156 Vgl. Zur Frühgeschichte von Chemnitz Karl-Marx-Stadt = Beiträge zur Heimat geschichte von Karl-Marx-Stadt H. 12. Karl-Marx-Stadt 1965, Karte S. 82; vgl. dazu auch J. Leipoldt 1969, S. 39—55. 157 Vgl. K. Hengst 1964, S. 166.