LDP: Publikationen des Landesamts für Archäologie Sachsen
Strukturtyp
Band
Parlamentsperiode
-
Wahlperiode
-
Titel
Pollenanalyse aus dem Gebiet des ehemaligen Göttwitzer Sees bei Mutzschen, Kr. Grimma. Ein Beitrag zur Entwicklung von Vegetation und Klima seit der Bronzezeit
Niederungen, sind heute unter Torf oder Auelehm begraben. — In der Niederung des Göttwitzer Sees war, wie die zahlreichen Erlenholzfunde in den Schichten mit den hohen Pollenanteilen dieser Baumart anzeigen, während dieser Phase ein Erlenbruchwald ausgebildet. Burch das lokale Vorkommen sind die Pollenwerte der Erle besonders hoch, zumal oft ganze Kätzchen abfallen; Ballen von Erlenpollen in diesen Spektren zeigen das an. Die großen Mengen gut erhaltenen Erlenholzes 25 in den schwarzen Torfschichten deuten darauf hin, daß der Erlenbestand durch eine Überflutung infolge zu raschen Grundwasseranstieges vernichtet wurde. Im Profil II (1956) liegt über den Torfschichten mit dem Erlenholz eine mineralische Schicht. Sie bildet die Grenze zum oberen Verlandungstorf mit Schilf- und Braunmoosresten, der zum Teil erdig verwittert ist und keine Holzreste enthält. Die Erle ist in diesen Schichten bis auf geringe Werte zurückgegangen. Diese Veränderungen der Vegetation sind sicher lich durch neuerliches Absinken des Grundwasserspiegels nach 1200 u. Z. verursacht. In einem von Willutzki untersuchten Harzmoor findet sich ab 1250 eine stärker zersetzte Torfzone. Beide Erscheinungen dürften synchron sein. Ein relativ warmes und trockenes Klima wird für die Zeit von 1280 bis 1380 angegeben. Als Grundlage dienen Aufzeichnungen über gute Wein- und Erntejahre 26 . — Die Kurven der siedlungsanzeigen den Pflanzen — wie Getreide, Wildgräser, Rumex, Plantago u. a. — haben nach 1200 steile Anstiege. Zahlreiche Siedlungsgründungen fallen in die se Zeit. Wenn bis dahin das Waldland nur durch einzelne Blößen unter brochen war, erfolgten jetzt größere Rodungen und eine vermehrte Holz entnahme. Die Niedermoor- und Bruchwaldtorfschichten werden über lagert von einer 20—30 cm mächtigen, tonigen bis lehmigen, grau- bis gelbbraunen Mineralbodendecke. Die lehmigen Sedimente sind Erosions material aus dem umgebenden Lößgebiet. Die Erosion wurde gefördert durch die um diese Zeit einsetzende Waldrodung und eine Klimaver- schlechterung. Besonders kalte Winter und kühle, wahrscheinlich auch nasse Sommer (Mißernten, kein einziges Weinjahr) werden für die Jahre zwischen 1430 und 1465 angegeben 27 . Erste Anhalte zur absoluten Datie rung des Beginns der mineralischen Ablagerung gaben Funde von blau grauer Keramik (13./14. Jh.) in der Schlammschicht eines künstlichen Bachbettes 28 südlich der Pappelschänke. 25 Dieses Erlenholz wurde beim Torfabstich gesammelt und eignet sich nach dem Trock nen hervorragend als Brennholz. 26 H. W i 11 u t z k i 1962. 27 Ebenda 1962; H. F a u s t 1964. 28 W. B a u m a n n in diesem Band, S. 154.