LDP: Publikationen des Landesamts für Archäologie Sachsen
Strukturtyp
Band
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Wahlperiode
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Titel
Pollenanalyse aus dem Gebiet des ehemaligen Göttwitzer Sees bei Mutzschen, Kr. Grimma. Ein Beitrag zur Entwicklung von Vegetation und Klima seit der Bronzezeit
in unmittelbarer Umgebung des Sees und aus dem 1 km nördlich begin nenden Wermsdorfer Forst ist das belegt. Auch die Anteile vieler sied lungsanzeigender Arten im Pollendiagramm lassen dies erkennen. Aus den folgenden Siedlungsperioden gibt es zwei latönezeitliche Fundstellen (4. bis 1. Jh. v. u. Z.) und spätkaiserzeitliche Gräber (3. Jh. u. Z.) aus der Döllnitzaue an der Pappelschänke. Das Anlegen von Gräbern in der Döll nitzaue setzt eine Trockenperiode voraus; auch Tackenberg 17 berichtet von burgundischen Brandgräbern in Auen und schließt daraus, daß zu dieser Zeit jahrzehntelang keine Hochwassergefahr bestanden hat. Einen Siedlungsrückgang, eventuell sogar eine Siedlungslücke, kann die Ab nahme der Siedlungszeiger im Pollenniederschlag von den ersten Jahr hunderten nach der Zeitenwende bis ins 7. Jh. bedeuten. Aus dieser Zeit liegen keinerlei Funde aus dem Untersuchungsgebiet vor; es handelt sich um die Zeit der Völkerwanderung. Im Pollenniederschlag prägt sie sich durch einen steilen Anstieg der Erlenkurve aus. Die Hauptausbrei tung der Buche beginnt zur Zeit des subatlantischen Grundwasserhöchst standes, der etwa von 400 bis 700 u. Z. anzusetzen ist. Während der slawischen Siedlungsperiode zeigt die Erlenkurve einen plötzlichen starken Abfall. Das bedeutet eine ausgesprochene Trocken phase. Zu dieser Zeit setzt in einigen Mooren des Oberharzes das Moor wachstum aus 18 . Schon aus Funden slawischer Keramik in Flußauen hat te Grahmann 19 auf ein Trockenklima während dieser Zeit geschlossen. Der Wassermangel in slawischer Zeit machte sich sogar in Auen und Nie derungen bemerkbar. So mußten die Siedler Brunnen anlegen: Solche sind z. B. bekannt aus der Havelaue bei Deetz, Kr. Potsdam 20 , aus der Gemarkung Bitterfeld 21 und von Brohna bei Bautzen 22 . Die slawische Quelleinfassung im Gelände des Göttwitzer Sees ist nach der dort gefun denen Keramik vom 8. bis zum 10. Jh. in Benutzung gewesen 23 . Auf diese deutlich ausgeprägte Trockenphase muß ein Grundwasseran stieg gefolgt sein, was hier durch eine starke Zunahme der Erlenwerte angezeigt ist. Dieser neuerliche Erlengipfel tritt auch in Diagrammen an derer Landschaften in Erscheinung 24 . Daraus kann man auf ein Feuch- terwerden des Klimas schließen. Auch die Brunnen in den Auen und 17 K. Tackenberg 1937, S. 15-37. 18 H. W i 11 u t z k i 1962. 19 R. Grahmann 1934, S. 1—60. 20 K. Tackenberg 1937. 21 R.Laser 1956. 22 W. C o b 1 e n z 1955. 23 W. Baumann in diesem Band, S. 152. 24 H. J a c o b 1956; B. Lesemann 1969; H. M. Müller 1967.