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Nr. 188. — 4. Jahramia. Mittwoch, 4. Ami 1884. tMbote. Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und die Vororte: Altchemnitz, Mendorf, Bernsdorf, Borna, Ebersdorf, Furth, Gablenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, SchSuan AbomiernenlSbestellungert, Vierteljahr!. 125 Pf. (Zutr. 40 Pf.), monatl. 45 Pf. (Zutr. 15 Pf.), nehmen a» die Verlagsexpedition u. Ausgabestellen in Chemnitz n. obigen Vororte«. Außerhalb dieser Orte kann der Bil liger nur b. d. Postanstalten—Postztgs-Liste 7. Nachtrag Nr. 105S —(Vierteljahr!. 150 Pf.) bestelltwerden. Jnsertionspreis: die schmale (Ispaltige) KorpuSzeile »der der« «am» 15 Pfennige — — Unter Eingesandt Pro Zeile 30 Pfennige. — Auf groß« Annoncen und Wiederholung« Rabatt. — Annonc«-Annahme für die nächst» Nummer bi» Mittag. — Ausgabe jeden Wochentag Nachmittag. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Krsino). Grundst'ückSversteiger'ung. Von dem Unterzeichneten Königl. Amtsgericht soll den 15. August 1884 das dem Schlosser Carl August Ferdinand Hähnel in Löbtau zugehörige, in Chemnitz an der Further Straße gelegene Baustellen-Grundftück Nr. 2463 des Flurbuchs, Fol. 367 l des Grund- und Hypothekenbuchs für Chemnitz, welches Srundftü k am 26. November 1883 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 10,080 Mark gewürdert worden ist, anderweit nothwendigerweise ver steigert werden, was unter Bezugnahme aus den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Chemnitz, am 13. Mai 18Ä. Königliches Amtsgericht, Abth- S. Rohr.Sch. Von dem Unterzeichneten Königlichen Amtsgericht soll den 12. August 1884 daS zur Konkursmasse des Bäckers Ernst Reinhold Scoppe in Lößnitz ge hörige, in Chemnitz an der Reitbahnstraße gelegene Bäckereihaus- und Garten grundstück Nr. 102», II. Attheilung deS Katasters, Fol. I960 des Grund» nnd Hypothekenbuchs für Chemnitz, welches Grundstück a« 17. Mai 1884 ohne Berücksichtigung der Oblasten aus 42,OM Mark gewürdert worden ist, nothwendigerweise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf de» an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Chemnitz, den 21. Mai 1884. Königliches Amtsgericht, Abth. L Nohr. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 1501 verlautbart, daß die in Chemnitz unter der Firm« Chemnitzer Zentral-Herberge bestandene Aktiengesellschaft vom 1. die ses Monats ab durch Beschluß der Generalversammlung dom 28. Dezember 1883 aufgelöst ist, daß sich demzufolge die Funktionen sdes Herrn Heinrich Eduard Rein und des Herrn Wilhelm Julius Schlichting als Mitglieder des Vorstandes erledigt haben und daß der vorgenannte Herr Rein und Herr Stadtrath Wilhelm Voigt, Beide hier, zu Liquidatoren erwählt worden find. Ehemnitz, am 28. Mai 1884. Königliches Amtsgericht, Abtheilung S. — Nohr Tr. Bekanntmachung. Die Stadtbibliothek bleibt vom 1. bis 8. Juni d. I. geschlossen. Chemnitz, den 29. Mai 1884. Der Ausschuß für die Stadtbibliothek. Poltrack. Bekanntmachung. Der bisherige Rcchnungsrevisor Herr Ernst Otto Kleemann ist von uns 4»1S Sporteleinnehmer angestellt und heut« in Pflicht genommen worden. Chemnitz, am 31. Mai 1884. Der Rath der Stadt Chemnitz. Andre, Oberbürgermeister. Der Handarbeiter Johann Christian Wemer aus Nasenberg, letzt unbe kannten Aufenthalts, wird ausgefordert, zum Strafantritt sich ungesäumt all- hier zu stellen. Königliches Amtsgericht Chemnitz, den 29. Mai 1884. l>r. Meiste. Bekanntmachung. Der hier wohnhafte Schlosserlehrling Friedrich Bernhard Lange hat am 30. April d. I. in hiesiger Stadt ein vierjähriges Mädchen vom Tode des Ertrinkens errettet und in Anerkennung der von ihm hierbei bewiesenen Entschlossenheit von der Königlichen Kreishauptmannschaft Zwickau eine Geld prämie gewährt erhalten, was andurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird- Das Polizeiamt. Siebdrat. - Handarbeiter Franz Linus Ulbricht aus Zschopau hat sich behufs Ver nehmung über eine Anzeige dem Unterzeichneten zu stellen oder ihm seinen Aufenthaltsort anzuzeigen. ^ . Es wird ersucht, Ulbricht hierauf zu verweisen und davon, daß dies ge schehen, Nachricht hierher zu geben Chemnitz, am 27. Mai 1884. Der Königliche Amtsanwalt. I. «.: Lechla. Erledigt ^ ^ , hat sich die unterm 14. Mai d. I. erlaffene Vorladung des Handarbeiters Carl Eduard Meintschel aus Zschopau. Chemnitz, den 30. Mai 1884. Königl. Staatsanwaltschaft. vr. Knaebel- Erledigt hat sich die diesseitige am 13. Februar d. I. erlaffene Vorladung der Dienst magd Lina Auguste Becher aus Wcißbach bei Zschopau. Chemnitz, 29. Mai 1884. K. Staatsanwaltschaft- Böhme. R. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Königlichen Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2650 die am 21. dieses Monats er richtete Firma Janssen L Saalmann in Chemnitz eingetragen und zugleich »erlautbart, daß die Kausleute Herr William Ferdinand Ulbrich Janffen und Herr Hermann Emil Saalmonn daselbst, Besitzer einer Trikotagensabrik, In haber der Firma sind. Chemmtz, am 28. Mai 1884. Königliches Amtsgericht, Abtheilung 8. Nohr. Donnerstag, den 5. Juni d. I., Nachm. 4 Uhr, soll das auf den Fluren des verstorbenen Gutsbesitzers Carl Traugott Weber in Kappel «»stehende Kleefutter, sowie das zu erntende Heu und Grummet — ca. 5, bez. 7 Acker — auf dem Stocke parzellenweise gegen sofortige Baar« zahlung zur öffentlichen Versteigerung gelangen. Erstehungslustige find hiermit ersucht, sich zu oben«ngegebener Zeit in der Restauration „zum Wind" hier einzusindcn. Chemnitz, am 31. Mai 1884. , Aktuar Berger, G.-B. b. d. Königl. Amtsgericht daselbst. Steckbrief. Gegen die Dienstmagd Jda Anna Papvelbaum, gebürtig aus Lommatzsch, zuletzt wohnhaft in Knobelsdorf, welche sich verborgen hält, ist die Unter suchungshaft wegen RückfallSbetrugS und RücksallSdiebstahls verhängt- Es wird ersucht, dieselbe zu verhaften und in die hiesige Gefangenanstalt abzuliefern. Chemnitz, den 29. Mai 1884- Königliche Staatsanwaltschaft. vr. Knaebel. Kluge. Steckbrief. Gegen den unten beschriebenen Schloff« Franz Julius Riedel au» Breitenbrunn, zuletzt im Stadtkraukenhause hier untergebracht gewesen, welcher sich verborgen hält, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls verbängt- Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in die hiesige Gesrngm- anstalt abzuliefern. Chemnitz, den 30. Mai 1884. , Königliche Staatsanwaltschaft. - vr. Knaebel. Kluge. Beschreibung: Alter: 24 Jahre, Größe: 1,61 m, Statur: mittel, Haare: blond, Stirn frei, Augenbrauen: blond, Augen: bla«, Nase: gewöhnlich, Mund: gewöhnlich, Zähne: defek«, Kinn: rund, Sprache: deutsch. Bekanntmachung, Vertrieb der Patentschriften durch die ReichS-Postanstalte». Im Einvernehmen mit dem Reichs-Patentamt ist versuchsweise die Ein richtung getroffen worden, daß die nach Maßgabe deS Reichs-Patentgesetzes zur Veröffentlichung gelangenden Beschreibungen und Zeiqnunaen, aus Gruud deren die Ertheilung der Latente erfolgt, die sogenannten Patentschriften, welche bisher ausschließlich durch die Reichsdruckerei vertrieben wurden, auch durch Vermittelung der Reichs-Postanstalten bezogen werden können- Es werden Bestellungen entgegenaenommen auf a) einzelne klaffen von Patentschriften (zum fortlaufenden Bezüge aller Patentschriften einer und derselben Klaffe), d) zwanzig oder mehr Exemplare einer bestimmten Patent schrift und e) einzelne Exemplare einer beliebigen Patentschrift. Im Allgemeinen sind für di« Bestellung auf Patentschriften die für de» MtchMA BfSio««vu maßgebend- Nähere Auskunft wird von sammtuchen ReichS-Postanstalten ertheilt- Berlin IV., 30. Mai 1884. Der Staatssekretair des Reichs-Postamt». - Stephan. Beste «nd billigste Bezugsquelle in «ach Maast werden in der kürzesten Zeit auf's Beste ausge! und für das Atter von 2 15 Jahren. Bestellungen S. Adam Nachf., W. Striem, Chemnitz, Markt 7. k'adrilc für Witsoliwsngeln — Lontor- unä I-säen-LioriefttnoASQ * ttampttlllvblvrvi Ott» ITuppvrt, Anivkaosrsti'. * Lilvdsn- unä IVirtdsoliastswödsi — Linäsrmüdsl — 8<rkulbit»k«. TageSchronik. 4. Juni. Kaiser Konrad II. gest. Damietle erobert. 1547. Dresden wird Hauptstadt Sachsens. 1680. Das Herzogthum Magdeburg fällt an Brandenburg. Schlacht bei Hohenfriedberg. Leopold von Koburg wird König der Belgier. Schlacht bei Magenta. Korfu fällt an Griechenland- Tod des Sultans Abdul-Aziz. 1039. 1249. 1745- 1831. 1859. 1864. 1878. Telegramme -e» Chemnitzer Anzeigers. Vom 2. Juni. Köln. Zum 13. Abgeordnetentage des Deutschen Kriegerbundes kamen mehr als hundert Abgeordnete aus allen Gauen Deutschlands nach Köln, dessen Häuser im Flaggenschmuck prangen. Am ersten Sitzungstage vollzog sich der Eintritt sämmtlicher preußischen Verbände in den Deutschen Kriegerbund und die Gründung des „Reichs-Krieger verbandes" wurde perfekt. Der Laudes-Berband Altenburg, Protektor der Herzog, meldete telegraphisch seinen Eintritt in den Deutschen Kriegerbund mit 5000 Mitgliedern an. Letzterer hat infolge dieser Beitrittserklärungen jetzt eine Stärke von ca. 250,OM Mitgliedern. (Näheres in der „Rundschau".) London. Die Regierung empfing eine aus Suakin eingegangene Depesche, welche meldet, ein von Berber abgesandter Bote sei von Osman Digma aufgefangen worden, die dem Boten anvertrauten Nachrichten seien aber von Osman'Digma nach Suakin weiter be fördert worden und besagten, daß Berber in die Hände der Auf ständischen gefallen sei. Klausenburg, 3.Juni, Mittags. Der Kandidat der liberalen Partei HegedueS wurde am Bahnhofe enthusiastisch empfangen. Beim Einzuge wurde die Wagenreihe, in welcher sich HegedueS mit seinen Anhängern befand, seitens des Pöbels mit Steinen beworfen. Kairo, 3 Juni, Mittags. Eine Depesche des Gouverneurs von Dongola demeutirt den Fall Berbers. Der Gouverneur von Berber schlug vielmehr die Aufständischen zurück. Das Gerücht von der Uebergabe Khartum- sei falsch; Gordon setze den Kampf vielmehr erfolgreich fort. Politische Rundschau Deutsches Reich. Der Kreis der den Reichstag in seinem herannahenden letzten Sessionsabschnitte erwartenden Vorlagen erweitert sich in überraschender und zugleich bedenklicher Weise. Nicht nur die Stempelsteuer-Vorlage soll dem Reichstage noch zugehen, sondern auch noch Vorlagen betreffend die Abänderung des ZolltarifgesetzeS vom 15. Juli 1879 und betreffend die Besteuerung des Zuckers. Schon die zweiten Lesungen des Aktiengesetzes und der Unfallversicherungs vorlage werden den Reichstag bis in den Juli hinein beschäftigen, und nun kommt die Regierung noch zuletzt mit drei neuen wichtigen Vorlagen! DaS heißt der Arbeitskraft und der Schaffensfreudigkeit deS gegenwärtigen Reichstages fast etwas zu viel zugemuthet, der ja »ach der nicht mehr zu bezweifelnden Annahme der Vorlagen über das Aktiengesetz und die Unfallversicherung ohnehin weit mehr geleistet haben wird, als es in den letzten vorhergegangenen Sessionen der Fall gewesen ist. Es ist schwerlich anzunehmen, daß sich der Reichs tag schon in Anbetracht der kommenden heißen Jahreszeit noch auf weitere Entwürfe einlassen wird, und es dürften daher die oben ge nannten neuen Vorlagen eben nur die Rolle des „schätzbaren Materials" für kommende Sessionen spielen — Für die erste Plenarsitzung des Reichstages nach den Pfingstferien, am 10 Juni, stehen bekanntlich konservative Anträge gcwerbepolitischen Charakters, sowie ein kirchen politischer Antrag (Aufhebung des Gesetzes über die unbefugte Aus übung von Kirchenämtern) auf der Tagesordnung. — Ueber den Stand der Staatsrathsfrage liegen jetzt neuere Mittheilungen vor. Denselben zufolge hat der Kaiser nunmehr die Namen derjenigen Persönlichkeiten, welche für die Mitgliedschaft zum Staatsrathe von den Ministern vorgeschlagen worden sind, sämmtlich genehmigt. Die Antworten der betreffenden hiervon benachrichtigten Herren werden in diesen Tagen erwartet und dürfte dann die Ver öffentlichung der Ordre unmittelbar erfolgen. Uebrigens soll eine Umänderung der preußischen Ministerialverfassung mit der Wiederher- stellnug des Staatsrathes nicht verbunden werden. Doch wird Fürst Bismarck sein Portefeuille als preußischer Handelsminister definitiv abgeben; die Uebernahme desselben durch den Staatssekretär im Reichs amte des Innern, Herrn v. Bötticher, kann noch nicht als bestimmt betrachtet werden, da auch der Untcrstaatssekretär v. Möller als Kan didat für den Handelsministerposten gilt. — In Köln wurde am 1. Juni der dreizehnte Abgeordneten tag des „Deutschen Kriegerbundes" bei zahlreicher Betheiligung der Delegirten aus allen deutschen Gauen im große» Saale der „Lese- Gesellschaft" eröffnet, nachdem am Abend vorher in „Lenz'Erholung" eine kameradschaftliche Vereinigung stattgefunden hatte. Wie das „D. M " meldet, begrüßte der Vorsitzende der rheinischen Krieger-Kameradschaft die Delegirten, unter denen sich General-Leutnant z. D. v. Wulfsen befand, und übergab den Sitzungssaal, worauf der Borfitzende des deutschen Kriegerbundes mit einem Hoch auf den Kaiser die Verhand lungen eröffneie. Der „deutsche Krieger-Verband" war durch Hofrath Dinkelberg, Stadtrath Diersch, Major Hauz und Andere vertreten. Den Beschlüssen des Ausschusses dieses Verbandes, betreffend die Krieger «ereinigungsfrage vom 2. März d. I., welche vom Vorstand des deutschen Kriegerbundes bereits angenommen worden waren, wurde vom Abgeordnetentage einstimmig beigetreten. Der deutsche Krieger- Verband führt 20 Verbände dem deutschen Kriegerbunde zu, und es ist somit die Vereinigung aller Krieger-Vereine erreicht. In einer im Juli anzuberaumenden gemeinschaftlichen Sitzung des „Deutschen isigerbundes" und des „Deutschen Kriegerverbandes" wird der neu zu bildende „Deutsche Reichs-Krieger-Verband" sich konstituiren. Donnernde Hurrahrufe begrüßten den friedlichen Mt, während die Vorsitzenden beider Verbände Hand in Hand vor den zahlreichen Delegirten die vollzogene Bereinigung auch äußerlich zum Ausdruck brachten. Die Stadt hatte vielfach geflaggt und war festlich geschmückt. Oesterreich-Ungarn. Die Miltheilungen über die bevor stehende Auflösung der Bereinigten Linken des österreichischen Abge ordnetenhauses werden von der „Neuen Freien Presse" entschieden dementirt. ES ist indeß ein offene- Geheimniß, daß in dem Klub der vereinigten Linken tiefgehende Meinungsverschiedenheiten über ver schiedene wichtige Fragen (Zweitheilung Böhmens, parlamentarischer Sinke u. s. w ) vorhanden sind, welche eine Auflösung des Klubs als nicht überraschend erscheinen lassen würden. — Die Landtage von Nieder- und Ober-Oesterreich, Salzburg, Steiermark, Kärnthen, Bukowina, Mähren, Schlesien und Vorarlberg sind durch kaiserliches Patent vom 29. Mai aufgelöst und Neuwahlen ausgeschrieben worden. Frankreich. Die verschiedenen Erfolge, welche die französi sche Regierung jüngst auf dem Gebiete der auswärtigen Angelegen heiten errungen hat, haben dem Kabinet Ferry ein gesteigertes Selbst gefühl verliehen. Dasselbe macht sich zunächst nach Innen geltend, wie die Einbringung der Verfafsungsrevisions-Vorlage bezeugt; dann tritt dasselbe aber auch nach einer anderen Richtung hervor. Die hundertjährige Wiederkehr des Jahrestages der ersten großen franzö sischen Revolution, die mit dem Bastillensturm vom 14. Juli 1789 eingeleitet wurde, soll in Paris mit ganz besonderen Feierlichkeit« begangen und hiermit zugleich eine internationale Ausstellung ver bunden werden. Daß das Kabinet Ferry es wagt, angesichts der in der französischen Hauptstadt so zahlreich vorhandenen revolutionären Elementen die Revolution von 1789 zu verherrlichen und so diese» Elemente gleichsam eine Ermuthigung zu geben, in ihrem Treibe« fortzufahren, ist ebenso ein Zeichen für die Zuversichtlichkeit der ge genwärtigen republikanische« Regierung in Frankreich als ein Beweis ihres Vertrauens auf den gesunden Sinn der Mehrheit der franzö sischen Bevölkerung. Hoffentlich wird dieses Vertrauen nicht getäuscht werden. — Die Wahlen zur Kammer-Kommission, welche die Re visionsvorlage vorberathen soll, haben das überaus günstige Resultat gehabt, daß 17 regierungsfreundliche Kommission-Mitglieder und nur 5 Gegner der Vorlage gewählt worden sind. — Der französische Senat nahm am Sonnabend den Antrag De- normandin's an, die Berathung des Ehescheidungsgesetzes bis zum 5. Juni zu vertagen, damit die Kommission den neuen Gegenentwurf prüfen könne. Gavardie wollte über die egyptische Frage interpelliren, der Ministerpräsident Ferry erklärte indessen, daß eine Diskussion hierüber zur Zeit unthunlich sei. Da Gavardie trotzdem zu spreche« beharrte, wurde er zur Ordnung gerufen und mit der Zensur (Aus schließung von der Rednerliste) belegt. England. In England ist die Pfingststimmung durch Aus schreitungen der Dynamitbrüder recht getrübt worden. In London fanden, wie bereits telegraphisch gemeldet, am Freitag Abend auf dem St. James-Square drei Dynamit-Explosionen statt. Die Fenster des Army-Navy-Klubs, des Carlton-Klubs und des dem Deputaten Wynn gehörigen Hauses wurden zertrümmert; Personen aber hierbei nicht verletzt. Eine spätere in Scotlandyard (HauptpolizeibureanS) erfolgende Dynamitexplosion hatte indessen die Verwundung mehrerer Personen zur Folge. Begreiflicherweise haben die Explosionen in weiten Kreisen der englischen Hauptstadt ungemeine Erregung hervor gerufen und große Massen umstanden am nächsten Tage die That- orte. Kurz nach den Explosionen wurde an der Nelsonsäule eine Tasche mit 17 Dynamitpacketen aufgefunden und an die Polizei ab geliefert. Die polizeilichen Untersuchungen sind in vollstem Gange.